Solange wir lügen - E. Lockhart [14 - 17 Jahre]

  • Inhalt:
    Eine wohlhabende Familie. Ein Mädchen ohne Erinnerung an die letzten beiden Sommer. Vier Jugendliche, deren Freundschaft in einer Katastrophe endet. Ein Unfall. Ein schreckliches Geheimnis. Nichts als Lügen. Wahre Liebe. Die Wahrheit.


    Rezension:
    "Solange wir lügen" ist ein Einzelband von E. Lockhart und wird aus der Sicht von Cadence Sinclair erzählt. Dadurch, dass der Klappentext nicht viel verrät, wusste ich überhaupt nicht, was mich in dem Buch erwarten würde. Jetzt nachdem ich es beendet habe, bin ich allerdings froh, dass der Klappetext nicht zu viel vorweg genommen hat!


    Jedes Jahr verbringt die wohlhabende Familie Sinclair ihren Sommer auf ihrer Privatinsel Beechwood. Für Cadence sind diese Sommer magisch, bis zum Sommer Fünfzehn, in dem sie in einen Unfall verwickelt wird und ihr Gedächtnis verliert. Nach zwei Jahren kehrt sie jetzt wieder auf die Insel zurück und hofft, dass so ihr Gedächtnis zurück kommen wird.


    Cadence erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive, aber ich fand es trotzdem sehr schwer eine Beziehung zu ihr aufzubauen. Allgemein hatte ich während des Lesens immer das Gefühl etwas außen vor zu sein und nicht richtig in der Geschichte drinnen. Da hat auch der Schreibstil von E. Lockhart zu beigetragen, denn er ist etwas gewöhnungsbedürftig, allerdings nicht schlecht, wenn man erst hineingefunden hat!


    Das Buch ist mit seinen 320 Seiten nicht sehr dick und da fand ich es schade, dass die Geschichte eigentlich sehr lange gebraucht hat, um richtig in Gang zu kommen. Die Geschichte ließ sich gut lesen, aber nachdem ich die erste Hälfte des Buches gelesen hatte, hatte ich leider immer noch das Gefühl nur an der Oberfläche der Geschichte zu kratzen.


    Dann kamen allerdings die letzten siebzig Seiten. Ich wusste schon vorher, dass viele von dem Ende von "Solange wir lügen" begeistert waren und ich muss sagen, dass ich das sehr gut nachvollziehen kann, denn mir ging es genauso! Die ganze Geschichte wird nochmal auf den Kopf gestellt, denn nichts ist so wie es scheint! Das Ende hat mich sehr nachdenklich zurückgelassen und auch wenn ich vorher Schwierigkeiten mit dem Buch hatte, so konnte mich das Ende wirklich zufriedenstellen!
    Besonders gut hat mir auch die Ausarbeitung der Familie Sinclair gefallen, die auf den ersten Blick wie eine große, glückliche und reiche Familie wirkt, aber auch hier sollte man genauer hinschauen...


    Fazit:
    "Solange wir lügen" ist ein Buch, über dessen Bewertung ich lange nachdenken musste, denn ich konnte mich während des Lesens nie mit der Protagonistin Cadence identifizieren und auch den Schreibstil fand ich am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig. Allerdings lässt mich das Buch sehr nachdenklich zurück, denn E. Lockhart hat mit dem Ende sehr viel herausreißen können!
    Durch das Ende habe ich die gesamte Geschichte nochmal mit anderen Augen betrachtet und bin insgesamt sehr zufrieden mit der Handlung und vorallem mit der Stimmung, die in "Solange wir lügen" herrscht. Das Buch hat mich einfach total überrascht, als ich schon gar nicht mehr damit gerechnet habe und deshalb vergebe ich vier Kleeblätter.
    8/10

  • „Solange wir lügen“ ist eine Explosion der Gefühle und hält für den Leser mehr als eine große Überraschung parat! Überzeugende Charaktere treffen auf eine dramatische Story, die sich Hollywood nicht besser hätte ausdenken könnte.


    Wir bekommen diese überaus emotionale Geschichte aus Sicht der Protagonistin Cadance erzählt. Der betont lockere Schreibstil, der sich der Sprache und dem Befinden reicher Teenager perfekt angepasst hat, wird immer wieder von Cadys Gedanken durchzogen, die sehr plastisch sind. Sie verwendet gerne anschauliche Bilder, um ihre Gefühle zu beschreiben, was mir persönlich sehr gut gefallen hat. Ebenso versucht sie das Geschehen zwischendurch mit ihren eigenen erfundenen Märchen zu begreifen, was die Handlung zum einen auflockert und auf der anderen Seite zum Nachdenken anregt. Ebenso arbeitet die Autorin mit Rückblenden. Es gibt den aktuellen Handlungsstrang und dann immer wieder Flashbacks und Erinnungen vor dem Unfall. So setzt sich die gesamte Geschichte bruchstückhaft zusammen, was zusätzliche Spannung erzeugt.


    Was zunächst wie ein typisches Jugendbuch anfängt – die Teenager sind schön, haben Geld und ihr größtes Problem ist es eigentlich, welche Schuhe zu welchem Outfit passen und ob sich der Schwarm auch für sie interessiert -, wird bald ein packendes Abenteuer um die Wahrheit, die keiner ausspricht. Gerade Cady hat mich als Charakter voll und ganz überzeugen können. Sie hebt sich schon zu Beginn der Geschichte deutlich von ihrem Umfeld ab und macht sich Gedanken über die materielle Welt hinaus. Sie begegnet ihren Mitmenschen ohne Vorurteile und versteht die Machtspielchen in einer Seifenblase aus Geld und Ansehen viel eher als ihre gleichaltrigen Verwandten. Sie bleibt sich zu jeder Zeit selbst treu und ist trotz ihres Unfalls – oder gerade deswegen – über sich hinausgewachsen. Auf der Suche nach der Wahrheit gibt sie nicht auf, was sie stärker macht, als sie selbst ahnt.


    Auch die Nebencharaktere waren perfekt ausgearbeitet, was an dieser Stelle ein großes Lob verdient. Obwohl wir uns hier in einer wirklich absolut oberflächlichen Gesellschaft wiederfinden, hat es die Autorin geschafft, jedem Charakter doch so etwas wie eine Seele einzuhauchen. Zwar grenzt sie die Welt der Erwachsenen deutlich von der der Teenager ab, aber genau darum geht es ja auch ein Stück weit. Wir bekommen dadurch gezeigt, was aus den Jugendlichen werden könnte, wenn sie in die Fußstapfen ihrer Eltern treten. Es geht um die Entwicklung der Persönlichkeit, um Rebellion, um das Aufbegehren gegen das Familiensystem.


    Die Spannung war von Anfang an greifbar und hat mich bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. Ich habe das Buch beinahe in einem Rutsch verschlungen, denn der fesselnde Schreibstil und die überaus gelungene, dramatische, lustige und doch romantische Geschichte musste einfach gelesen werden. Die Autorin hält für den Leser mehrere überraschende Wendungen parat und gerade die letzten 30 Seiten haben es noch mal richtig in sich. Ich muss zugeben, dass ich am Ende wie ein kleines Kind geflennt habe und mich schon lange keine Geschichte mehr so berührt hat wie Cadys und Gats.


    Die Welt, die hier erschaffen wird, habe ich mir im Verlauf der gesamten Story als eine Kuppel vorgestellt. Es ist wohl kein Zufall, dass die Autorin das Setting auf eine abgeschiedene Insel verlagert hat, denn so verstärkt sich das Gefühl noch, dass wirklich nur die Geschichte der Familie Sinclair erzählt werden sollen. Obwohl wir nie lange Beschreibungen bekommen, hatte ich doch ein klares Bild im Kopf. Generell hat sich eine Art Film vor meinem inneren Auge abgespielt und ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass dieses Buch verfilmt werden könnte, weil es einfach alles hat, was eine gute Geschichte ausmacht: Liebe, Freundschaft, Mut, Dramatik, Humor, Emotionen und einen Hauch von Abenteuer.


    Ich kann hier nur eine klare Leseempfehlung aussprechen, denn mich hat diese Geschichte auf mehreren Ebenen sehr berührt.


    10 Eulenpunkte