Taschenbuch: 208 Seiten
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (1. Juni 2005)
ISBN-13: 978-3423133371
Originaltitel: The Aspern Papers
Preis Taschenbuch: Euro 8.90
Preis Kindle E-Book: Euro 7.91
Autor
Henry James, geboren am 15. April 1843 in New York City, war der Sohn eines Intellektuellen irischer Abstammung und wuchs in wohlhabenden Verhältnissen auf. In Amerika und Europa zum Weltbürger erzogen, schrieb er seit 1863 Kritiken und Kurzgeschichten für verschiedene Zeitschriften. Bereits 1871 erschien ›Watch and Ward‹ als Fortsetzungsroman in der Zeitschrift ›The Atlantic Monthly‹. Jedoch erst den 1875 erschienenen Roman ›Roderick Hudson‹ ließ er als sein Romandebüt gelten. Zahlreiche weitere Werke folgten, darunter ›Daisy Miller‹ (1878), ›Washington Square‹ (1880), ›The Portrait of a Lady‹ (1881) und ›The Turn of the Screw‹ (1898). Henry James lebte ab 1869 überwiegend in Europa. 1877 ließ er sich in London nieder und wurde 1915 britischer Staatsbürger. Mehrfach war er Kandidat für den Literaturnobelpreis, zuletzt im Jahr seines Todes. Er starb am 28. Februar 1916 in seinem Haus im Londoner Stadtteil Chelsea. Bis heute gilt er als Meister des psychologischen Romans.
Kurzbeschreibung / Klappentext
Der junge Herausgeber der Werke des berühmten verstorbenen Dichters Jeffrey Aspern sucht aus London kommend in Venedig nach dessen verschollenen Liebesbriefen und Papieren. Er wird zum Jäger, der eben dort die Geliebte des Dichters ausfindig macht und deren Nichte nachstellt, die sich – zu seinem Entsetzen – endlich geliebt wähnt und erst spät bemerkt, dass sie nur Mittel zum Zweck ist. Am Ende verbrennt sie den Nachlass.
›Die Aspern-Schriften‹ gilt als eine der raffiniertesten Roman-Erzählungen Henry James’, in der er zugleich der Stadt Venedig ein literarisches Denkmal setzt.
Meine Meinung
Mit der Neuübersetzung "Washington Square" aus dem Manesse Verlag bin ich letztes Jahr auf den Schriftsteller Henry James aufmerksam geworden und hatte das Glück, ihn für mich zu entdecken. Im Nachgang an diese Lektüre habe ich mir diese wunderbare Novelle mit einem umfangreichen Nachwort der Übersetzerin Bettina Blumenberg gekauft. Auf knapp 180 Seiten erzählt der Sprachvirtuose Henry James die Geschichte eines namenlosen Verehrers des längst verstorbenen Dichters Jeffrey Aspern. Dieser erfährt, dass in Venedig eine alte Dame lebt die vor vielen Dekaden mit dem Literaten liiert war und angeblich im Besitz unveröffentlichter Schriften sein soll. Dem Mann gelingt es, als Mieter in ihr Palazzo zu gelangen und dort versucht er an die wertvollen Dokumente zu kommen. Dies ist allerdings weitaus schwieriger als er sich das vorgestellt hat und es ist nicht mal sicher, ob diese Manuskripte überhaupt existieren.
Die spärliche Handlung macht diese Geschichte gewiss nicht zu einem Genuss. Vielmehr ist es die elegante Sprache und die präzise Beobachtungsgabe von Henry James die es zu einem literarischen Vergnügen machen. Er versteht es Täuschung und Enttäuschung im vielfältigen zwischenmenschlichen Beziehungsgeflecht formvollendet in Worte zu fassen. Natürlich haftet dem Text die Aura längst vergangener Zeiten an, die Geschichte ist Ende des 19. Jahrhunderts im Original erschienen und weit über hundert Jahre alt, dennoch hat sie etwas unvergängliches das auch heute noch seinen Reiz entfalten kann.
Ein Kurzroman für Leser die Wert auf eine geschliffene Sprache und einen niveauvollen aber leicht altertümlichen Erzählstil legen. Ich könnte jetzt nicht dauernd Bücher dieser Art lesen, aber an einem Abend gelesen mit einem oder zwei Gläsern Rotwein genossen fühlt sich dieser Klassiker einfach gut an. Wertung: 8 Eulenpunkte