42,195 - Matthias Politycki

  • Warum wir Marathon laufen und was wir dabei denken


    Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
    Verlag: Hoffmann & Campe, 2015


    Kurzbeschreibung:
    Der Schriftsteller als Marathonläufer - in 42,195 Kapiteln. Was ist das, was uns seit Jahren an- und umtreibt, das uns regelmäßig hinaustreibt aus der Geborgenheit unserer Behausungen. Was geht in uns vor, wenn wir laufen, was denken wir dabei und danach und darüber? Und was sagt das womöglich über uns aus und die Gesellschaft, in der wir leben? Matthias Politycki betrachtet einen Sport, der viel mehr ist als eine Freizeitbeschäftigung. In einer globalisierten Welt ist das Laufen zum Minimalkonsens der neuen Weltgemeinschaft geworden. Für ihn selbst ist sein Leben und Schreiben ohne Laufen längst nicht mehr denkbar. In 42,195 Kapiteln denkt Politycki über das Laufen nach und erzählt aus dem eigenen Laufleben, welches mit seiner Schriftstellerexistenz verknüpft ist.


    Über den Autor:
    Matthias Politycki, 1955 geboren, lebt in Hamburg und München. Er publiziert seit 1987 Romane, Erzählungen, Essays sowie Gedichte und zählt mittlerweile zu den renommiertesten Vertretern der deutschen Gegenwartsliteratur.


    Mein Eindruck:
    42,195 km beträgt ein Marathon!


    Als Nichtläufer ein Buch über Marathonläufer zu lesen, ist vielleicht ungewöhnlich, aber letztlich gibt es vieles, was mich an diesem Sport interessiert.
    Zum Beispiel, in wie vielen Ländern Halbmarathons und Marathons stattfinden, bedeutendste sind wahrscheinlich New York, Berlin, Paris, London, Chicago.
    Läufer aus Kenia oder Äthiopien sind es, die als läuferische Elite fast immer klar gewinnen.
    Doch am meisten und in erster Linie interessiert mich, was normale Läufer in Vorbereitung oder während des Marathons empfinden und wie sie sich im Verlaufe eines Läuferlebens verändern.


    Der Autor hat das Buch nicht nur für Läufer geschrieben, obwohl sich diese in den verschiedenen Stadien des Marathons wahrscheinlich wiedererkennen werden und Hauptzielgruppe sind.


    Würde jemand einen Ratgeber über Marathon schreiben, würde ich das nicht lesen, aber Mathias Politycki als Schriftsteller hat einen anderen Ansatz.


    Mathias Politycki schreibt 42 detailreiche Kapitel, in der jedes den Fortschritt eines Marathons in Kilometer darstellt.
    Er nimmt seine eigenen Erfahrungen als Beispiel, wobei viel originelles oder anekdotenhaftes enthalten ist. Und das in einer Fülle, dass ich hier gar nicht erst versuche, auf alles einzugehen. Dabei liegt der Reiz gerade auch in der Vielzahl der Details.


    Es gibt sicher viele Themen, die ich mehr oder weniger überlesen habe, da sie ziemlich spezielle sind, z.B. wie die Läufer ihre Schuhe auswählen, Sportgels etc.
    Doch das meiste ist spannend zu lesen und ganz besonders überzeugt mich, wie Politycki positiv, realistisch und geerdet und auch mit Witz über das alles schreibt.


    Er geht das Thema als Schriftsteller an, ein Ratgeber soll das Buch nicht sein, obwohl es auch reichlich Hinweise gibt, die sich vernünftig anhören.


    Es gibt viele humorvolle Passagen, ohne dass Politycki dabei wie Achim Achilles zu offensichtlich auf Pointen aus wäre. Politycki zieht den Witz aus dem menschlichen Verhalten, was den Sport unter anderen auch ausmacht.
    Das Buch ist von Anfang bis Ende unterhaltsam, durch die literarische Kraft des Autors getragen und somit auch für Nichtläufer lesenswert.