Paris im ausgehenden 19. Jahrhundert. Etwas morbide Stimmung in einer der bekanntesten psychatrischen und neurologischen Kliniken. Vera Buck lässt sehr viele wahre Begebenheiten und Persönlichkeiten in die Geschichte einfließen und verbindet sehr geschickt die historischen Ereignisse mit der fiktiven Handlung. Von Sprache, Handlung und Stimmung des Buches war ich schlicht gefangen genommen und hätte davon locker noch tausend Seiten lesen mögen. Der Zeitgeist wird sehr authentisch und in sehr schöner Sprache eingefangen und wiedergegeben. Mir hat das Buch rundherum gefallen.
Vera Buck beschreibt das Treiben an der Salpêtrière und der dortigen Professoren. Diese sind mehr an ihrem persönlichen Fortkommen interessiert als an der Genesung der ihnen anvertrauten Patienten. Jori, ein schweizer Doktorand an dieser Klinik, erleidet fast das gleiche Schicksal, indem er bei einer Patientin ebenfalls vor die Wahl gestellt wird: wissenschaftliche Lorbeeren oder aber Mitgefühl und Heilung einer sehr schwierigen Patientin. Selbst wollte ich weder in dieser Zeit gelebt haben, noch an dieser Klinik Patient sein. Die als medizinischer Fortschritt getarnten Maßnahme würde man heute eher als Folter bezeichnen.
Ich bin jetzt schon auf das nächste Buch von Vera Buck gespannt, das ich sicher lesen werde. "Runa" erhält von mir tolle 10 Punkte.