Inhalt
Der Feind ist eine Sammlung von Erzählungen Remarques über den ersten Weltkrieg und die Zwischenkriegszeit. Er behandelt darin die Erlebnisse der Soldaten, ihre Ängste und ihre Hoffnungen. Aber Remarque beschäftigt sich in diesem Buch auch mit den Erinnerungen an den Krieg und auch mit dessen Folgen, wobei er diese nicht im Großen Gesamtkontext betrachtet, sondern Einzelschicksale schildert. Wie bereits in "Im Westen Nichts Neues" schreibt er nicht über heroische Schlachten und den Heldentod, denn beides ist eine Lüge. An Ruhr und Typhus ist nichts heroisches, das qualvolle Warten auf den Tod schwer verwundet im Lazarett hat wenig von dem "Heldentod fürs Vaterland" an sich, von dem der Familie zuhause erzählt wird.
Und selbst wenn die Soldaten es geschafft haben, den Tod in der Schlacht zu entgehen, kommen sie geschädigt aus dem Krieg zurück. Es ist schwer für sie, wieder in ihr altes Leben zu finden, oder sich ein neues aufzubauen. Wie sollte man den Krieg auch vergessen? Wie sollten sie mit diesen Erinnerungen fertig werden? Und wer ist der "Feind" wirklich, gegen den sie kämpfen mussten?
Meinung
Reamarque schafft es in diesen kurzen Geschichten, wobei die längste 11 Seiten umfasst, viel zu erzählen und Schicksale eindrucksvoll zu schildern. Wie immer bei Remarque bin ich fasziniert von seinem Schreibstil. Er ist schnörkellos, kommt ohne blumige Formulierungen aus und ist sehr direkt. Und genau dieser Stil ist es, der mir seine Bücher immer wieder so nahe gehen lässt. Auch diese Erzählungen Remarques sind keine einfache Kost. Als ich das Buch zu Ende gelesen hatte, hatte ich ein ganz komisches Gefühl im Bauch. Eine Mischung aus Faszination, aus Trauer und auch aus Ekel. Ich war fasziniert von dem Stil Remarques und seiner Fähigkeit, mit so wenigen Worten so viel zu sagen. Ich war traurig, weil die Geschichten eben oft traurig sind. Und ich war angeekelt von der Welt, die diese Schrecken zugelassen hat.
Tief beeindruckt haben mich vor allem zwei Geschichten:
"Das Schweigen um Verdun" - In meinen Augen ein stilistisches Meisterwerk über das verwüstete Schlachtfeld an der Westfront. Dabei steht wirklich das Schlachtfeld im Mittelpunkt, die Narben, die es vom Krieg davongetragen hat und der Tod, der immer noch unter der Erde lauert.
"Der Feind" - Die Geschichte, die dem Buch den Namen gegeben hat. Sie handelt von kurzen "Waffenstillständen" zwischen den beiden Seiten, von verfeindeten Soldaten, die "Geschenke" austauschten und am nächsten Tag wieder gegeneinander kämpften, nicht weil sie sich hassten, sondern weil sie in verschiedenen Ländern geboren wurden und deshalb für unterschiedliche Armeen in den Krieg zogen.
Ich kann dieses Buch jedem empfehlen. Es liest sich auch sehr schnell, da es nicht sehr dick ist, aber es kann sein, dass es euch, so wie mich längere Zeit nicht mehr loslässt.
Ich gebe 9/10 Eulenpunkten.
Liebe Grüße
Guardian