'Die australischen Schwestern' - Seiten 225 - 311 (Elsa 1904)

  • So, nun zu Elsa.
    Die arme ist ganz verwirrt, weil sie heraufindet, dass sowohl Lily als auch Molly eine Affaire mit einem verheirateten Mann hat. Das ist für sie natürlich undenkbar, Emilia ist da ja sehr streng.


    Lustig finde ich, dass ausgerechnet Emilia jetzt als die sittenstrenge Großmutter dargestellt wird, die darauf besteht, dass Wollstrümpfe getragen werden.


    Das Leben auf der Farm ist für Elsa wohl noch sehr ungewohnt, aber es scheint ihr doch auch zu gefallen.


    Und ob das mit Otto was wird? Die beiden sind ja schliesslich Cousins, das ist ja schon sehr nah verwandt....


    Nun gut, ich lese weiter, dann werde ich es wohl herausfinden....

  • Zitat

    Original von streifi


    Lustig finde ich, dass ausgerechnet Emilia jetzt als die sittenstrenge Großmutter dargestellt wird, die darauf besteht, dass Wollstrümpfe getragen werden.


    Es hat nicht viel mit Sittenstrenge zu tun - Großmutter Emilia hat gestrickt, weil Wolle günstig war. Und die Kinder und Enkel mussten diese Sachen tragen.
    Und sie haben es gehasst ...

  • Das mit der Sittenstrenge bezog sich fast mehr auf die Sprüche der Töchter: "Erzähl das nur nicht Mutter, die stirbt sonst" ;-) Wenn man ihre Töchter so hört erscheint Emilia wie ein rechter Drachen (oder Fregatte ;-)). Da merkt man wieder ganz deutlich, wie sich die moralischen Vorstellungen der Generationen auch geändert haben. Was für die einen noch ganz normal war, ist für die nächsten schon wieder anrüchig... z.B zu Rauchen, oder eben Geld für Baumwollstrümpfe auszugeben.


    Wobei ich mich im Laufe des Buches immer wieder gefragt habe, wieviel Emilia von dem wusste, was ihre Töchter und ihre Enkelinnen so alles verheimlicht haben.

  • Stimmt schon, der Blick der Töchter und Enkel auf Emilia ist ein bisschen anders, aber wahrscheinlich auch authentisch, denn irgendwie nerven Mütter/Großmütter mit ihren gutgemeinten Ratschlägen ja doch manchmal, egal wie nett gemeint und richtig sie sind.


    Bei den Strümpfen musste ich auch ein bisschen grinsen, die selbstgestrickten stelle ich mir etwas kratzig, und in der australischen Hitze nicht sonderlich angenehm vor. Rebellion im Sinne von: ich kaufe mir andere Strümpfe kann man da durchaus nachvollziehen... :)


    Da wir Emilia ja kennen und sie ja nicht auf den Kopf gefallen ist, und sie außerdem ihre Brut besser kennt als dieser lieb ist glaube ich nicht das die Töchter und Enkel wirklich etwas vor ihr verheimlichen können....

  • Zitat

    Original von Maharet



    Da wir Emilia ja kennen und sie ja nicht auf den Kopf gefallen ist, und sie außerdem ihre Brut besser kennt als dieser lieb ist glaube ich nicht das die Töchter und Enkel wirklich etwas vor ihr verheimlichen können....


    :lache


    Das war wohl so ...

  • Elsa fährt mit ihrer Tante Molly zu Lily und trifft dort auch ihren Cousin Otto wieder. Eigentlich wollte sie ihn - als sie Kinder waren - heiraten.


    Das Wiedersehen zwischen Lily, Molly, Otto und Elsa fällt herzlich aus und nach anfänglicher Scheu ist auch die alte Vertrautheit wieder da. Otto scheint Elsas Liebe/Zuneigung auch zu erwidern.


    Elsa erfährt durch Zufall, dass sowohl Lily als auch Molly jeweils ein Verhältnis haben. Sie wird davon völlig überrumpelt. Damit hatte sie nicht gerechnet.


    Ich fand es sehr traurig, dass Otto dann einfach ins Internat geschickt wird. Irgendwie ist dies eine Familie, bei der immer wieder Kinder weggeschickt oder verschickt werden. Auch wenn es damals vielleicht üblich war, ich finde dies trotzdem schrecklich.


    Viele Grüße :wave

  • Für diesen Leseabschnitt habe ich recht lange gebraucht, was allerdings überhaupt nichts mit dem Buch sondern einzig und allein mit meiner derzeitigen, seit einigen Wochen schon andauernden, „Leseindisposition“ zu tun hat.


    Jetzt, in der nächsten - eigentlich übernächsten Generation - klingt an, was wohl immer so war: die Erinnerung an die „gute alte Zeit“. S. 236, wenn Molly von ihrer Kindheit erzählt und Elsa meint, das sei etwas, das vor langer, langer Zeit passiert ist“.


    Molly und Elsa kommen also bei Lily an, und da muß Elsa erkennen, daß vieles nur Fassade ist. Beide sind unverheiratet und leben so, daß es ihre Eltern besser nicht erfahren sollten. Obwohl - was könnten die tun, schließlich sind sie längst erwachsen. Streit gäbe es vermutlich, ziemlichen sogar. Mir war schon im Personenverzeichnis vorne aufgefallen, daß die meisten der Lessing-„Kinder“ als unverheiratet aufgeführt werden. Da scheint das „Glucken“ der Eltern anscheinend bewirkt oder zumindest gefördert zu haben, daß die Kinder nicht geheiratet haben. Denn wenn schon das Tasche-nach-Hause-tragen solche Wutausbrüche hervorruft, was dann, wenn ein ernsthafter Partner angeschleppt wird?!


    Das Leben auf der Station ist dann ganz anders, als Elsa es sich vermutlich vorgestellt hat. In einem landwirtschaftlichen Betrieb gibt es nun mal keine Feiertage, die Tiere müssen versorgt werden.


    Was aus Elsa und Otto wir, bin ich gespannt. Anscheinend sind sie sich gegenseitig nicht ganz unsympathisch, aber bei der Verwandtschaft? Und ein paar Jahre hätten sie noch bis zu einer Entscheidung. Da kann viel passieren.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Oh je, beide Tanten leben völlig anders als Elsa es sich gedacht hat. Zu der Zeit war ein Verhältnis zu einem verheirateten Mann doch total undenkbar, oder? Dass Elsa das erschreckt und Otto des missbilligt ist mir völlig klar.


    Weihnachten im Sommer verwirrt mich irgendwie immer noch. Und als Otto dann von den völlig "falschen" Jahreszeiten erzählt hat, war mir wieder klar, wo wir sind. Das ging mir bisher immer so, wenn ich ein Buch gelesen habe, das in Australien spielt.


    Ich mag Otto!!! Wie war das denn mit Cousin und Cousine? Heutzutage dürfen die doch heiraten, damals auch?


    Der Ausritt und das Zusammentreiben der Schafe fand ich total toll. Ich wäre auch gern dabei gewesen, als die Kängurus sich gezeigt haben. Ich bin mir gerade nicht mal sicher, ob ich schon mal ein echtes Känguru gesehen habe. Im Zoo? Bewusst nicht. Ich finde die wirklich faszinierend.


    Zitat

    Original von streifi


    Wobei ich mich im Laufe des Buches immer wieder gefragt habe, wieviel Emilia von dem wusste, was ihre Töchter und ihre Enkelinnen so alles verheimlicht haben.


    Ich glaube, Emilia hat viel mehr gewusst als sie zugegeben hat. Aber da sie selber ja eigentlich getan hat, was sie wollte, hat sie das auch ihren Töchtern zugestanden. Zumindest war da eine Textstelle, die darauf hingewiesen hat.

  • Zitat

    Original von Booklooker


    Ich mag Otto!!! Wie war das denn mit Cousin und Cousine? Heutzutage dürfen die doch heiraten, damals auch?


    .


    Ja, damals war das sogar noch üblicher als heute.


    Es wurde ja erst so wirklich verpöhnt, als man heraus fand, dass Inzest oft genetische Fehlbildungen mit sich brachte.