Der Autor (Quelle: Amazon)
Jochen Schmidt, 1970 in Ostberlin geboren. Altbau, Neubau, Schule, Armee, Studium. 1999 war er Mitbegründer der Berliner Lesebühne «Chaussee der Enthusiasten». Jochen Schmidt lebt in Berlin.
Das Buch (Quelle: Amazon)
„Ich würde ja gerne“, sagt der Erzähler in Jochen Schmidts Titelgeschichte, „die letzten 30 Jahre meines Lebens damit verbringen, mir die ersten 30 Jahre als Film anzusehen“, auch weil seine erste Freundin immer meinte, mit 30 bereits tot sein und niemals Kinder haben zu wollen. Jetzt hat sie ein Kind und wundert sich, dass sie sich bei der Wiederbegegnung nach 13 Jahren umarmen, weil das doch immer die Wessis machen. Aber der Ich-Erzähler möchte nicht tot sein, sondern endlich eine Duschkabine besitzen. Und er möchte ein richtiges Schriftstellerleben führen, wenn er nur wüsste, wie das geht – es gibt ja so viele Vorbilder. In ihrer Genauigkeit, Gegenstandsverliebtheit, Anhänglichkeit und Komik liefern die neuen Geschichten von Jochen Schmidt so etwas wie diesen Film der ersten 30 Jahre, retten, was verloren gegangen ist, und verheddern sich in nicht enden wollender, komischer Grübelsucht – nicht nur in Fragen eines richtigen Schriftstellerdaseins. Dasjenige von Jochen Schmidt kann jedenfalls so falsch nicht sein, wenn dabei immer wieder so wunderbar eigensinnige Geschichten entstehen.
Meinung
Am besten liest man jeden Abend vor dem Einschlafen ein bis zwei Kapitel. Oder man nutzt es als Zweitbuch. Schmökert nach Gutdünken immer mal wieder hinein. Zum Hauptbuch reicht es nicht ganz, denn es fehlt das Gerüst, die Story, der Plot, die Schmiere – all das, was die köstlichen Anekdoten zusammenhält.
Die Geschichten sind komisch, lustig und kauzig. Vom Wächter bis zum Sinn des Lebens entblättert der nicht mehr ganz so junge „Ossi-Autor“ sein Leben. Ein Highlight aus dem Kapitel „Die wütende und tobende Freundin“ ist exemplarisch für die witzige Schreibe:
„Wenn ich einkaufen ging, störte es meine Freundin, daß ich genau das mitbrachte, was sie auf den Zettel geschrieben hatte, sie empfand das als Provokation, ich hätte mir auch einmal selber Gedanken machen und etwas heranschaffen sollen, was sie nicht aufgeschrieben hatte, aber um Gottes willen nicht das Falsche!“
Über solche Sätze schmunzelt der Leser gerne. Und dann legt er das Buch auf den Nachttisch, kuschelt sich an seine Liebste und schläft rasch ein.