Ada - Im Anfang war die Finsternis - Angela Mohr [14 - 17 Jahre]

  • Ada lebt so lange sie denken kann im Dorf, denn sie gehört zu den Reinen, den auserwählten Siegelträgern. Außerhalb der Umfriedung lauert das Böse, eine allesverzehrende Krankheit, die jedes Überleben unmöglich macht. Die Bewohner dürfen das Dorf nicht verlassen; nur manchmal wird ihr Schutz durchbrochen und die fahlen Reitern machen Jagd auf sie.


    Mit Lucas Auftauchen bekommt Adas Welt Risse, denn er führt ein Bild mit sich, auf dem Adas totgeglaubter Bruder Kassian ist! Soll sie dem Jungen, der sie so mitfühlend ansieht, tatsächlich glauben, und damit alles in Frage stellen, an das sie jemals geglaubt hat? Mit einem alles verändernden Entschluss begibt sich Ada auf die Suche und bringt sich damit selbst in ungeheure Gefahr. Wird sie am Ende die Wahrheit herausfinden?


    Meine Meinung:


    Ein tolles Cover hat das Buch. Es ist finster, beeindruckend und verheißungsvoll und hat mich direkt neugierig gemacht. Ich muss gestehen, dass der Klappentext bei mir den Eindruck erweckt hat, dass es sich bei dem Buch um eine Dystopie handelt. Das lag aber ausschließlich an mir, da ich da etwas hineininterpretiert habe, wovon eigentlich gar nicht die Rede war. Und doch bin ich froh, dass es so war, denn sonst hätte ich dieses wundervolle Buch vielleicht nie in die Hand genommen.


    Angela Mohr hat ihren Roman aus drei verschiedenen Perspektiven in der Ich-Form geschrieben. Angefangen mit Liz, die im Prolog die Geschichte eröffnet und mir anfänglich dermaßen unsympathisch war, dass ich nie gedacht hätte, dass ich meine Meinung über sie revidieren könnte. Und doch habe ich es getan, weil die Autorin es einfach großartig verstanden hat, Liz' Handeln und Denken zu erklären und sie mir damit näher zu bringen.


    Der Hauptstrang beschäftigt sich jedoch mit Ada. Sie ist mutig, ehrlich, fleißig und zweifelt so oft an sich selbst, denn die Vorgaben ihres Lebens sind hart und streng. Als Luca in ihrem Dorf auftaucht, beginnt ihr Weltbild Stück für Stück zu bröckeln. Es hat mir fast das Herz zerbrochen, mitzuverfolgen, wie Ada verzweifelt versucht, ihr bisheriges Leben zusammenzuhalten, die Zweifel zu verdrängen und Fragen nicht an sich heranzulassen.


    Lucas bisheriges Leben war nicht leicht. Sein einflussreicher Vater deckelt und schlägt seine Familie und seine Mutter ist nur noch ein trauriges Abbild ihres früheren Selbst und ihrem Sohn keine Hilfe. Als mal wieder alles eskaliert, wagt Luca gemeinsam mit seiner Mutter den Ausbruch aus seinem Leben, doch schnell wird ihm klar, dass er eigentlich nirgendwohin kann. Das Dorf scheint seine einzige Rettung zu sein.


    Alle drei Charaktere sind gequälte und verletzte Seelen. Jeder reagiert auf seine ganz eigene Art auf die Dinge, die in seinem Leben passieren und wirkt dabei absolut authentisch und lebensecht und damit für mich fast lebendig. Es war ein echtes Vergnügen das Geschehen aus ihrer jeweiligen Sicht zu verfolgen.


    Zu der eigentlichen Handlung möchte ich nicht viel sagen, um niemanden den Lesespaß zu verderben. Sie spielt in der Gegenwart, in der Realität und den meisten Lesern wird wahrscheinlich schnell klar sein, in welche Richtung alles geht. Hier wird ein sehr interessantes und wichtiges Thema behandelt, wobei die Autorin es schafft, alles sehr realistisch aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Schon lange nicht mehr hat ein Buch es geschafft, mich dermaßen zu fesseln und in sein Geschehen hineinzuziehen. Ich bin wirklich begeistert.


    Fazit:


    "Ada - Im Anfang war die Finsternis" war so gar nicht, wie ich es erwartet hatte und war dabei so wahnsinnig gut. Meine anfängliche Skepsis wandelte sich schnell in Begeisterung, einhergehend mit dem Zwang, unbedingt weiterlesen zu müssen. Gerne empfehle ich den spannenden Jugendroman weiter und freue mich schon auf weitere Bücher der Autorin.

    Es wäre gut Bücher kaufen, wenn man die Zeit, sie zu lesen, mitkaufen könnte, aber man verwechselt meistens den Ankauf der Bücher mit dem Aneignen ihres Inhalts.
    Arthur Schopenhauer (1788-1860)


    :lesend

  • „Ada“ ist ein realistisches Jugendbuch, das nicht nur durch sehr authentische Charaktere überzeugen kann, sondern auch noch eine ernste Hintergrundstory bietet, die mich vollkommen überzeugen konnte.


    Das Buch ist in zwei Teile gegliedert und wechselt immer wieder zwischen den Perspektiven in der direkten Ich-Form, was durch Nennung der Namen in der Überschrift erfolgt. Dieser Wechsel zwischen den Charakteren war sehr gut gelungen, weil man so immer das Eindruck hatte, direkt in die Gefühlswelt der einzelnen Personen eintauchen zu können. Gerade bei Ada hat das Sinn gemacht, da sie eine für sich vollkommen neue Welt entdecken muss und wir dies so ungefiltert miterleben. Der Schreibstil ist absolut fesselnd, denn ich habe das Buch praktisch nicht aus der Hand legen können.


    Ada hat mir als Protagonisten sehr gut gefallen, weil ich sie direkt ab der ersten Szene in mein Herz schließen konnte. Sie ist einfach echt und authentisch. Man nimmt ihr jedes Wort und jede Handlung ab, ohne weiter darüber nachzudenken. Ada macht wohl auch die größte Wandlung im Verlauf der Story mit. Dabei geschieht dies zunächst einmal schleichend und wird dann klarer. Ich konnte vollkommen in ihre Geschichte ziehen lassen und habe mich mit Ada zusammen auf eine Reise begeben können. Diese Fähigkeit habe ich bisher nur bei wenigen Charakteren feststellen können, aber hier muss ich ein dickes Lob an die Autorin aussprechen. Luca hat einen guten Gegenpol zu Ada gebildet, wobei sich dass ab einem gewissen Punkt geändert hat, da sich rausstellt, dass die beiden doch nicht so verschieden sind. Beide haben ihr Päckchen zu tragen und sind ganz bestimmt nicht perfekt.


    Auch bei den Nebencharakteren hat ein wirklich gutes Charakterbuilding stattgefunden, was vor allem auf die Personen im Dorf zutrifft. Ich konnte mir diese Gemeinschaft tatsächlich vorstellen und habe den Leuten ihre jeweilige Rolle abkaufen können. Dabei wurde der Fokus noch nicht mal großartig auf irgendwelche Fakten aus der Vergangenheit gelegt, sondern wir habens die Leute ganz echt im Hier und Jetzt kennenlernen dürfen.


    Die Spannung war durchgängig vorhanden, was – wie schon erwähnt – dazu geführt hat, dass ich das Buch praktisch nicht aus der Hand legen durfte. Wir bekommen mehr als eine Überraschung und Wendung geboten und selbst wenn das nicht gewesen wäre, hätte mich die Autorin allein durch Adas Geschichte fesseln können, weil man einfach wissen möchte, wohin sie ihr Weg führt.


    Da das Buch teilweise auf den Erfahrungen der Autorin beruht, ist das Hintergrundthema gleich doppelt emotional. Zum einen hat mich Adas Einzelschicksal unglaublich berührt und zum anderen ist das Thema an sich sehr ernst. Man denkt immer, dass solche christlichen Sekten nur in Amerika oder ganz weit weg bestand haben, aber nein, Frau Mohr führt uns vor Augen, dass es solche Gruppierungen durchaus auch direkt vor unserer Haustür in Deutschland gibt und das Thema, weil es unbequem ist, viel zu oft totgeschwiegen wird.


    Ich konnte mich vollkommen auf diesen emotionalen, dramatischen, offenlegenden und fesselnden Roman einlassen, weil ich bereit dazu war, mit auf Adas Reise zu gehen. Für mich eine klare Leseempfehlung und eine Geschichte, die ich auch in Zukunft noch gerne weiterempfehlen werde.


    10 Eulenpunkte