'Nachttankstelle' - 2. Teil, Kapitel 01 - 05

  • Uwe, der Antiheld wird zum Glückspilz und verfällt trotzdem in depressive Verstimmung, da er mit Jessy keine Kommunikationsebene findet. Warum kann er ihr gegenüber nicht mal genauso bestimmt auftreten wie bei seiner Mutter? Beflügelt Hass etwa die Zunge während Liebe oder Sehnsucht sie lähmt?


    Bevor ich anfange zu philosophieren, lese ich lieber weiter und erfreue mich als Schaulustiger an lustig anzuschauenden Wortspielen. :-]

  • Ist es nicht oft so, dass einem die richtigen Worte fehlen, wenn einem jemand ganz besonders am Herzen liegt? Das fand ich eigentlich ganz stimmig, dass er bei Jessy nicht weiterkommt. Er hat halt auch Angst, dass er es endgültig versiebt, wenn er das Falsche sagt, zumal es bei Jessy ja auch nicht unbedingt einfach ist, das Richtige zu sagen!


    Überrascht hat mich doch, dass Fiedler angesichts seiner Erbschaft auf einmal aktiv wird und nicht völlig überfordert den Kopf in den Sand steckt und sich verkriecht! Er gräbt seinen alten Freund Pocke aus, schmeißt seine Mutter raus (fand ich klasse!) und wirkt teilweise wie ein ganz anderer Mensch.


    LG, Bella

  • Dass er tatsächlich seine Mutter rausgeschmissen hat, hat mir richtig gut gefallen. Ich glaube, ab da spürt er selber, dass er sich verändert hat. Als es anfangs hieß, er habe geerbt, dachte ich, er schlägt das Erbe aus, weil es zu viel Verantwortung bedeutet und andere Menschen, die leer ausgehen. unglücklich macht. Gut, dass es nicht so gekommen ist. :-)

  • Uwes "Coming of age" ist sehr gut beschrieben. Man kann sich sehr gut in ihn hineinfühlen. Ich stimme belladonna zu. Einen richtigen Keil zwischen Jessy und Uwe habe ich nicht finden können. Dass sie so kategorisch reagiert, konnte ich nicht nachvollziehen. Dass Uwe sich den Schuh anzieht, passt zwar zu ihm, aber auf der rationalen Ebene kann man ihm keinen Vorwurf machen. Er hat sich doch vorbildlich verhalten. Warum versucht er nicht, Jessy davon zu überzeugen? Auf der anderen Seite will ich nicht ausschließen, ob ich was übersehen habe ???

  • Zitat

    Original von Tom


    Beatrice hat ihn - wahrscheinlich - bei Jessica angeschwärzt.


    Das ist wahrscheinlich, obwohl da außer dem nur halbfreiwilligen Geknutsche im Roma 350 393 ja nichts war. Da hat sich der angetrunkene Brennendenackttankstellenheld Uwe echt (fast) vorbildich dem erotischen Frontalangriff von Beatrice entzogen. Aber das hat sie ihm übel genommen (Seite 237) und Jessy! gleich mit Matuschek in Verbindung gebracht und um ihren Frust über das Abgewiesenwordensein loszuwerden, kann ich mir vorstellen, dass sie im Gegenzug Jessy! vielleicht ein paar angedeutete Lügen über sie und Uwe ins Ohr geträufelt hat. Und schon ist die K.... am Dampfen :lache

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Oder Jessy hat einfach gesehen, wie sie über die Weisestraße wankten, ohne Beatrice ihren Abschiedsgruß zu sehen.


    Dass er die Mutter rausgeschmissen hat, war folgerichtig. Ob er am Ende noch sein Masters schafft? Oder trommelt er als Hobbydrummer in seiner Kneipe Nettes Ecke als Lädsda Ville mit Pocke und Hinrich?

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Ich fand es klasse, dass er seine Mutter rausgeschmissen hat. Allerdings habe ich von ihm auch nichts anderes erwartet. Schon seine Reaktion auf den Anruf vom Pflegeheim zeigt ja, dass er keine Gefühle heuchelt, weil sie erwartet werden. Er ist halt nicht traurig, dass Tante Gertrud gestorben ist, sondern freut sich für sie, dass sie es hinter sich hat. Genauso fühlt er halt keine gefühlsduselige Verbindung zu seiner Mutter, sondern nimmt ihr übel, dass sie ihn als Kind so im Stich gelassen hat und kann mit ihrem Egoismus gar nichts anfangen. Damit eckt man zwar manchmal an, allerdings macht es ihn mir menschlich unglaublich sympathisch.


    Sein Liebesleben ist in diesem Abschnitt allerdings wirklich nichts, um das man ihn beneiden könnte.

  • Jetzt bin ich auch mit dem dritten Abschnitt durch. Ich fand es ebenfalls klasse, dass Uwe seine Mutter rausgeschmissen hat. Die Schlange hat es nicht besser verdient.


    Mir hat auch gut gefallen, dass er Kontakt zu Pocke gesucht hat, ihn um Rat gefragt hat.


    Ich bin gespannt, ob Uwe es im vierten Abschnitt schafft mit Jessy wieder in Kontakt zu kommen. Und was noch passiert. :-)

    Zündet man eine Kerze an,erhält man Licht.Vertieft man sich in Bücher,wird einem Weisheit zuteil.Die Kerze erhellt die Stube, das Buch erleuchtet das Herz.


    (Sprichwort aus China)

  • So, endlich kann ich wieder schreiben. War leider etwas gehandicapt nach einem eingeklemmten Nerv in der Schulter, war der ganze Arm und die Hand taub. Viel Schreiben nicht möglich :cry. Aber dafür hatte ich Zeit zum Lesen.


    Das Buch hat einen absoluten Suchtfaktor. Klasse geschrieben. Ich liebe die vielen Wortspiele, die tiefgründigen „Weisheiten“ und ... Uwe. Tom hat eine besondere Gabe Menschen zu beschreiben, zu erfinden, sich mit ihnen zu identifizieren, an ihrem Leben immens teilnehmen zu wollen. Der leicht depressive und in sich gekehrte Uwe, der einfach nur dahingelebt hat, ohne eigenlich das Leben in irgendeiner Art und Weise zu genießen, muss nun handeln, was tun. Und das bekommt ihm gut.


    Die Erbschaft seiner Tante lässt ihn aktiv werden. Ein Wiedersehen mit seiner Mutter, das in einem Show-Down endet. Hätte ich Uwe niemals zugetraut, dass er seine Mutter so behandelt, aber sie hat es verdient und Hass ist ein starkes Gefühl, was in diesem Fall viel bewirkt hat. Er schmeißt seine Mutter sehr unfreundlich raus und das hat diese raffgierige falsche Person auch verdient.


    Aber auch Liebe ist ein starkes Gefühl, doch hier kommt er noch nicht so recht aus sich raus. Er schmachtet nach Jessy und weiß nicht, wie er ihr wieder näher kommen kann. Da hat er auch keine Ideen. Aber Jessy ist auch nicht einfach. Ich bin gespannt, ob es da noch einmal zu einer Annäherung kommt.


    Aber auch das Wiedersehen mit Pocke hat mir gut gefallen, der Rückblick auf alte Zeiten. Bin gespannt, was Pocke anwaltlich ausrichten kann. Ich denke, er ist die richtige Person hierfür.


    Dann ist da noch Matuschek. Ihn kann ich immer noch nicht richtig einschätzen. Sehr gefallen hat mir übrigens der Abschnitt, der nur geträumt war? Das Gespräch was er in diesem Traum mit Matuschek hatte, war sehr intensiv, sehr offen und sehr öffnend. Ein paar sehr schöne Weisheiten, die auch mich nachdenklich gemacht haben.


    So ... nun bin ich aber gespannt, was er nun aus seinem Leben macht. Was mit Jessy wird oder nicht und wie sein Weg weitergeht. Weiter mit Studium? Hausbesitzer? Job ... ich werde es lesen ...

    :lesend Sven Koch - Dünensturm

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    Hörbuch: Jean-Luc Bannalec - Bretonische Idylle

    Hörbuch: Judith Lennox - Die Jahre unserer Freundschaft

    SuB: 321

  • Ja, auch mir hat die Wandlung von Antihelden zum Tankstellen-und Stadteil-Retter sehr gefallen, und natürlich erst recht, dass er sich gegen seine egoistische Mutter durchsetzt. Das Treffen mit Pocke fand ich spannend, ich bin durch diesen Leseabschnitt nur so durchgerauscht.


    Zitat

    Original von Ellemir:
    Ich fand es klasse, dass er seine Mutter rausgeschmissen hat. Allerdings habe ich von ihm auch nichts anderes erwartet. Schon seine Reaktion auf den Anruf vom Pflegeheim zeigt ja, dass er keine Gefühle heuchelt, weil sie erwartet werden. Er ist halt nicht traurig, dass Tante Gertrud gestorben ist, sondern freut sich für sie, dass sie es hinter sich hat. Genauso fühlt er halt keine gefühlsduselige Verbindung zu seiner Mutter, sondern nimmt ihr übel, dass sie ihn als Kind so im Stich gelassen hat und kann mit ihrem Egoismus gar nichts anfangen. Damit eckt man zwar manchmal an, allerdings macht es ihn mir menschlich unglaublich sympathisch.


    Das kann ich voll :write