351 Seiten
Gmeiner Verlag
ET: 5.8.2015
Zitat aus dem Vorwort der Autorin:
Das vorliegende Buch ist keine Biografie, kein Tatsachenbericht, aber es ist auch kein Roman.
Die Geschichte von „Luise und ihrem Minister“ ist keineswegs frei erfunden. Die geschichtlichen und örtlichen Gegebenheiten waren genau so, wie ich sie beschrieben habe ….
Inhalt
Als die 34-jährige Journalistin Sabrina aufwacht, sitzt eine fremde Frau in ihrem Schlafzimmer, die behauptet ihre längst verstorbene Ur-Ur-Großmutter Luise zu sein. Handelt es sich um eine Einbrecherin, oder eine Geistesgestörte? Das sind Sabrinas erste Gedanken. Auch als Luise sie bittet ihr bei der Aufklärung eines 120 Jahre zurückliegenden Mordes zu helfen ist Sabrina immer noch skeptisch, bis Luise nach und nach aus ihrer Vergangenheit erzählt …
Meine Eindrücke
Sabrina ist 34 Jahre alt und alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. Sie arbeitet als Journalistin und träumt davon bekannt zu werden und spannende Storys zu schreiben. Als Luise sie bittet ihr bei der Aufklärung des Mordes an ihrem geliebten Otto zu helfen, sieht Sabrina darin ihre Chance eine spektakuläre Geschichte zu veröffentlichen.
120 Jahre, in denen sich dass Leben, die Sprache und die Stellung der Frauen in der Gesellschaft verändert haben, liegen zwischen den beiden Frauen. Als erstes werden die sprachlichen Unterschiede deutlich, als sich die beiden unterhalten. Sabrina flucht oft wie ein Bierbrauer, auch wenn es gar nicht sein müsste und Luise kann mit der modernen Ausdrucksweise nichts anfangen oder nimmt sie wörtlich, was sie irritiert oder auch schockiert. Leider fand ich das nicht immer lustig, denn es wirkte auf mich einfach zu gewollt und aufgesetzt.
Mit Sabrina bin ich nicht warm geworden. Sie ist gegenüber Luise oft unsensibel und stellt sich kaum auf sie ein. Ihr Umgang mit ihren Kindern soll wohl die Probleme einer alleinerziehenden Mutter verdeutlichen und den Unterschied der Kindererziehung von damals und heute deutlich machen. Sicher trifft einiges den Nagel auf den Kopf, doch auch hier hat mir Sabrinas Verhalten nicht immer gefallen.
Das Leben in der Gegenwart macht aber nur einen kleinen Teil der Handlung aus.
Luise erzählt nach und nach ihre Geschichte. 1887 ist sie ihrem Otto zum ersten Mal begegnet und eine traurige und schöne Liebesgeschichte beginnt. Die Autorin schildert das damalige Leben der Menschen und in welchen gesellschaftlichen Zwängen sie gefangen waren. Luise war aus einfachem Hause und Otto von Wolffgramm stieg auf bis zum Kabinettsminister. Eine Heirat der beiden war damals undenkbar. Doch die Liebe fragt nicht danach, was gesellschaftlich möglich ist.
In diesem Handlungsstrang habe ich mich wohlgefühlt. Die Figuren wirkten authentisch und die Beschreibungen ließen die Vergangenheit vor meinen Augen Form annehmen.
Das Buch wird als Kriminalroman verkauft und ich stellte mich auf spannende Ermittlungen und Verwicklungen ein. Auf diese wartete ich jedoch lange vergeblich. Der Mord spielt erst ganz am Ende eine Rolle. Das Buch ist in meinen Augen kein Kriminalroman, sondern eine dramatische Liebesgeschichte, die in der Vergangenheit spielt.
Erst erfährt man diese Geschichte ausführlich von Luise und dann darf man das Ganze nochmal aus Ottos Blickwinkel genießen. Sicher gibt es da ein paar Dinge, die neu sind, aber hauptsächlich liest man anfangs nochmal, was auch Luise schon erzählt hat. Das zieht die Handlung in die Länge, auch wenn Ottos Verhalten dadurch verständlicher wird.
Besonders gut gefallen hat mir, dass es Luise und Otto tatsächlich gab. Das machte die Geschichte für mich interessant, genauso wie die Gegenüberstellung der Vergangenheit mit der Gegenwart. Es wurde deutlich, wie frei wir heute leben.
Am Ende erwähnt Granny, dass sie bereits einem neuen Fall auf der Spur ist. Es kann also durchaus sein, dass es eine Fortsetzung mit dem ungleichen Gespann gibt.
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