Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Verlag: Hanser Berlin
Originaltitel: Old Filth
Übersetzt von Isabel Bogdan
Kurzbeschreibung:
Alles an Edward Feathers ist ohne Fehl und Tadel – seine Garderobe, seine Manieren und sein Ruf als Anwalt mit glänzender Karriere in Hongkong. Nun ist er alt und muss mit dem Tod seiner Frau Betty zurechtkommen, so wie er immer mit allem zurechtgekommen ist. Seine perfekte Haltung täuscht alle und manchmal sogar ihn selbst. Doch mit Bettys Tod bricht etwas in ihm auf, und behutsam beginnt Feathers, vergangene Ereignisse ans Licht zu holen. An einem kalten englischen Wintermorgen setzt er sich ans Steuer seines Wagens und fährt los, das eigene Leben zu erkunden. Mit Jane Gardams meisterhaftem Roman über ein Leben im British Empire ist eine große Autorin zu entdecken.
Über die Autorin:
Jane Gardam wurde 1928 in North Yorkshire geboren. Als einzige Schriftstellerin wurde sie gleich zweimal mit dem Whitbread/ Costa Award ausgezeichnet. Mit Old Filth (dt.: Ein untadeliger Mann) stand sie auf der Shortlist des Orange Prize und mit Last Friends auf der Shortlist des Folio Prize 2013. Sie lebt in East Kent.
Über die Übersetzerin:
Isabel Bogdan, geboren 1968 in Köln, studierte Anglistik und Japanologie in Heidelberg und Tokyo. Lebt in Hamburg, weil es da so schön ist, und ist Vorsitzende des Vereins zur Rettung des «anderthalb». Liest, schreibt, übersetzt (u.a. Jonathan Safran Foer, TIERE ESSEN, Megan Abbott und Tamar Yellin). 2006 erhielt sie den Hamburger Förderpreis für literarische Übersetzung, 2011 den für Literatur.
Mein Eindruck:
Dieses Buch ist schon von 2004, erscheint aber erst jetzt in Deutsch. Anscheinend ist es der Auftakt zu einer lose verbundenen Trilogie.
Der Roman ist very british, der Stil nüchtern, wenn auch nicht direkt kühl.
Im Mittelpunkt steht der 80jährige Edward Feather, genannt Old Filth. Er hatte jahrelang als Anwalt und Richter in Hongkong für das Empire gewirkt und ist schließlich nach England zurückgekehrt. Nachdem seine Frau starb, gerät er in eine Lebenskrise.
Es gibt einige Rückblicke in Filth Jugend, 1941, 1947 etc., die viel Atmosphäre erzeugen und eine vergangene Zeit zeigen.
Jane Gardam schreibt sehr sorgfältig. Die Szenerie, die sie erschafft, wirkt sehr realistisch und glaubwürdig. Das ist sicher die Qualität des Romans.
Anfangs schleppt sich die Handlung langsam dahin. Abgesehen von ein paar interessanten Szenen kann es auch langweilig werden. Jane Gardam ist eine Autorin, die sich Zeit lässt. Manche Passagen waren mir einfach zu trocken erzählt.
Ihre Themen entfalten sich langsam und erst mit der Zeit wird klar, das Einsamkeit und Isolation den Protagonisten sein Leben lang begleitet haben.
Er leidet unter der Furcht, immer wieder von allen verlassen zu werden, ohne den Grund dafür zu kenne.
Mich haben die letzten Abschnitte am meisten überzeugt. Aber letztlich bleibt Edward Feater für mich doch eine wenig greifbare Figur.
Die 1928 geborene Jane Gardam wurde schon ganz zutreffend mit der kanadischen Literaturnobelpreisträgerin Alice Munroe verglichen.
Ein untadeliger Mann ist ein außergewöhnlicher Roman für den man Geduld braucht. Es würde mich nicht wundern, wenn er ein guter Erfolg auf dem deutschen Buchmarkt wird.