Cutter und Bone - Newton Thornburg

  • Broschiert: 350 Seiten
    Verlag: Polar Verlag (Juni 2015)
    ISBN-13: 978-3945133163
    Preis Broschierte Ausgabe: Euro 14.90
    Preis Kindle E-Book: Euro 10.99


    Autor


    Newton Thornburg wurde 1929 in Harvey, Illinois geboren und studierte an der Universität Iowa. Seine wichtigsten Romane erschienen in den 1970er-Jahren. Wie Ross Macdonald schrieb er über Santa Barbara. Neben bissigen Dialogen verstand er es, der Tragödie immer wieder auch komödiantische Züge abzuringen. Er wurde als „the only living American still looking for The Lost Generation“ bezeichnet. Eine Ehre, die außer ihm Scott F. Fitzgerald, Hemingway oder Dos Passos zuteilwurde. 1998 lähmte ein Schlaganfall seine linke Seite und er geriet in Vergessenheit. Mit „Cutter and Bone“ schrieb Newton Thornburg einen Klassiker des amerikanischen Noirs.


    Kurzbeschreibung / Klappentext


    Es gibt keine Garantie für Gerechtigkeit. Santa Barbara in den frühen 1970ern. Richard Bone, der seine Frau und seine Kinder verlassen hat, um sich mit dem Verführen reicher Touristinnen durchs Leben zu schlagen, beobachtet eines Nachts, wie eine Leiche in einem Mülleimer entsorgt wird. Als er am nächsten Tag das Foto des Redneck-Millionärs J.J. Wolfe in der Zeitung sieht, glaubt er, den Mörder wiederzuerkennen. An der Seite seines Freundes Cutter, einem zynischen, versehrten Vietnamveteranen, beginnt die Jagd auf einen Mörder, der sie bis in die Ozarks führen wird.


    Meine Meinung


    Ich habe das Gefühl, dass zur Zeit viele in Vergessenheit geratene Schriftsteller eine Renaissance erleben und es werden Bücher neu ins Verlagsprogramm aufgenommen, die vor 10, 20 oder 30 Jahren aktuell waren. Beim stöbern bin ich auf dieses Buch mit dem reisserischen Cover gestossen und siehe da, ich fand eine Geschichte die dem Roman-Noir oder da die Handlung in Amerika spielt, verwende ich besser den englischen Ausdruck Hardboiled-Literatur zugeordnet werden kann. Das Original erschien im Jahre 1976 und die Geschichte wurde zu Beginn der 80er Jahre von Hollywood verfilmt.


    Der Inhalt hat aber bis heute nichts von seiner Aktualität bzw. Aussage eingebüsst. Porträtierte der Autor Newton Thornburg damals die traumatisierte amerikanische Gesellschaft auf der Sinnsuche in den schwierigen Jahren nach dem verhängnisvollen Vietnam-Krieg so kann man dieses Werk, sofern man will, auch als zeitlose Allegorie auf unser heutiges Leben nehmen. Irgendwie stecken wir immer in einem Wandel und sind getrieben von den Ereignissen die die Welt und die Gesellschaft verändern.


    Die eine titelgebene Hauptfigur ist direkt vom Vietnamkrieg betroffen und kehrt aus Asien als Kriegsversehrter nach Hause zurück. Körperteile und Gliedmassen liess der verstümmelte Alex Cutter in Vietnam zurück dafür hat er jede Menge psychischen Balast mit nach Hause genommen. Er ist ein mit der Situation hadernder Zyniker geworden wie er im Buche steht. Ein gewitzter Kerl aber voller Sarkasmus samt Depressionen begründet durch seine Invalidität. Sein Gegenpart ist der Gigolo Richard Bone der alle Jobs hingeschmissen und seine Familie verlassen hat um ein unbeschwertes Leben ohne Verpflichtungen in Kalifornien zu führen. Der neu eingeschlagene Lebensweg führt ihn aber geradewegs in eine existenzielle Sackgasse. Die beiden unterschiedlichen Charaktere passen eigentlich nicht recht zueinander aber wie das Leben so spielt ... da haben sich Zwei gefunden, die partout nicht zusammenpassen aber es dennoch schaffen ein phantastisches Gespann zu bilden.


    Richard wird Augenzeuge eines Verbrechens bzw. wie jemand eine Leiche entsorgt. Es könnte der reiche Industrielle J.J. Wolfe gewesen sein. Die beiden Tausendsassas kommen auf den Gedanken, den Magnaten mit ihrem Wissen zu erpressen. Den "American Dream" vor Augen machen sie sich auf Richtung Missouri und die Ozarks und müssen verdammmt gut aufpassen, dass ihr Vorhaben nicht plötzlich zum "Bad Dream" wird.


    Allen potentiellen Leser rate ich, sich nicht vom schreierischen Umschlagbild beeindrucken zu lassen. Wer billigen Nervenkitzel sucht wird ihn nicht finden und wer sich leicht eingeschüchtert zeigt und sich unsicher gibt, dem sei gesagt, dass die Krimihandlung in Sachen Gewaltszenen meilenweit hinter marktüblichen Thrillern hinterher hinkt. Dafür dürfte dieses Buch um Klassen besser geschrieben sein. Eine gehaltvolle Geschichte in bemerkenswert eleganter Sprache erzählt mit kernigen Protagonisten. Leser die sich im Sub-Genre der Hardboiled-Krimis zu Hause fühlen, sollten dieses Buch kaufen und lesen und staunen welch gutes literarisches Niveau hier erreicht wird. Entdeckenswert! Wertung: starke 9 Eulenpunkte.