Applaus für Bronikowski – Kai Weyand

  • Wallstein, 2015


    Kurzbeschreibung:
    Nun ist Nies schon über dreißig, aber manchmal wirkt er noch alles andere als erwachsen. Er wirft lieber Eier und Tomaten an Hauswände, als wie sein Bruder in einer Bank zu arbeiten. Und dass seine Eltern ihn als Kind ziemlich früh allein gelassen haben, taugt auch nicht ewig zur Entschuldigung, selbst wenn Nies an seinem trotzigen Spitznamen aus jener Zeit eisern festhält. Er ist ein Beobachter, ein Spieler, der sich auf alles einen eigenen Reim macht. Eher durch Zufall findet er plötzlich doch noch einen Job: in einem Bestattungsinstitut. Die Begegnung mit dem Tod verlangt ihm einiges ab, gerade auch weil Verantwortungsgefühl bislang nicht eben zu seinen herausragenden Fähigkeiten zählte. Mit Improvisationstalent kann er einiges wettmachen, und im Grunde ist er ja auch ein grundanständiger Typ. Was auch immer für Klischees existieren mögen - Bestattungshelfer ist ein hochabwechslungsreicher Beruf. Und die Würde des Menschen endet nicht mit seinem Tod.
    Kai Weyand ist ein Erzähler mit Sinn für Absurdes und das Ineinanderübergehen von Ernst und Spaß.


    Über den Autor:
    Kai Weyand geb. 1968, Studium, Arbeit als Lehrer im Strafvollzug, Mitarbeiter einer Sozietät, lebt in Freiburg. Er ist mit dem 1. Preis beim open mike der LiteraturWERKstatt Berlin, dem Irseer Pegasus und dem Bolero-Literaturpreis ausgezeichnet worden.


    Mein Eindruck:
    Dieser kurze Roman vom kleinen Wallstein-Verlag befindet sich erfreulicherweise auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2015. Viele Chancen auf eine Nominierung zur Shortlist gebe ich dem Buch aber nicht. Dazu ist es zu skurril und schwarzhumorig.
    Der Roman schöpft seine Kraft aus der sperrigen Hauptfigur N.C.
    Eigentlich Nies, aber da seine Eltern nach Kanada gingen und ihn in der Obhut seines älteren Bruders gelassen haben, hat er sich umbenannt. N.C. = No Canadian.


    Man spürt deutlich, dass Nies das Trauma des Verlassen werden auch als Erwachsener nicht verkraftet hat. Er ist deswegen unangepasst und unbeständig. Weder Beziehungen noch Arbeitsstellen bleiben ihm lange. Auch mit dem Bruder hat er kaum noch Kontakt.


    Eine Änderung tritt ein, als er zufällig eine Stelle als Helfer eines Bestatters in einem Bestattungsinstitut findet. Obwohl Bruder, Eltern und Ex-Freundin sich telefonisch oder brieflich entsetzt von so einer Stelle zeigen, findet Nies sich gut in dieser Arbeit ein. Ihm ist wichtig, den Toten und den Angehörigen Respekt zu erweisen.


    Gleichzeitig freundet Nies sich mit einem Jungen an, den er im Bus trifft. Der Junge wird gemoppt und schikaniert und Nies greift rabiat ein. Bei solchen Szenen muss man ihn einfach mögen, obwohl es natürlich fraglich ist, ob Gewalt gegen Schulhofrowdys die richtige Lösung ist. Aber bestimmt besser als wegzusehen und nichts tun!


    Doch Nies ist auch ein Pechvogel, bei dem schnell etwas schief geht. Eine Wahnsinnidee kann ihm das vernichten, was er sich gerade erst aufgebaut hat.


    Es hat Spaß gemacht, den Roman zu lesen. Für skurrile und unangepasste Typen muss man aber etwas übrig haben. Viele Buechereulen würden Nies wohl am liebsten einmal tüchtig durchschütteln, dass er zu Vernunft kommt. Aber so läuft das nicht im Leben.