Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
Verlag: S. FISCHER, 2015
Kurzbeschreibung:
Im 20. Jahrhundert diskutierten, lebten und kämpften junge Menschen an amerikanischen Universitäten, in Frankfurt und Moskau für eine gerechte Ordnung, für eine bessere Zukunft. Doch die Utopien sind in Terror umgeschlagen. Wir leben in einer radikal kapitalistischen Welt, unsere Gegenwart scheint undurchschaubar. Was ist aus unseren Utopien, Sehnsüchten und Träumen geworden?
Aus ehemaligen Revolutionären sind Manager geworden, Akteure der Wirtschaft. Sie sind involviert in globale Geschäfte zwischen Mailand, Südamerika und China, ihre Deals sind dubios. Haben sie alles verraten? Was heißt es heute in dieser Welt, gut zu leben? Was wäre das bessere Leben?
Jochen Brockmann ist erfolgreicher Sales Manager, doch er verstrickt sich in ein abstürzendes System. Die Bank gibt keinen Kredit mehr, Indonesien investiert nicht, es bieten sich die Chinesen an. Sylvester Lee Fleming ist ein skrupelloser Geschäftemacher, Finanz-Investor und Risiko-Berater. Er erscheint, als Retter, Verführer und Versucher. Ist er ein Abgesandter des Teufels oder nur ein Psycho? Er kreuzt Brockmanns Weg. Ist das Zufall oder Plan?
Ein philosophischer Roman, ein metaphysischer Thriller über das 21. Jahrhundert und die Gespenster der Vergangenheit.
Über den Autor:
Ulrich Peltzer, geboren 1956 in Krefeld, studierte Philosophie und Psychologie in Berlin, wo er seit 1975 lebt. Er veröffentlichte die Romane ›Die Sünden der Faulheit‹ (1987), ›Stefan Martinez‹ (1995), ›»Alle oder keiner«‹ (1999), ›Bryant Park‹ (2002), ›Teil der Lösung‹ (2007) und ›Das bessere Leben‹ (2015). Sein Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem dem Preis der SWR-Bestenliste, dem Berliner Literaturpreis und dem Heinrich-Böll-Preis. Zuletzt erschienen die Frankfurter Poetikvorlesungen ›Angefangen wird mittendrin‹ (2011).
Mein Eindruck:
Der Roman beginnt 2006 mit Sylvester Lee Fleming in Sao Paulo. Er ist eine sperrige Figur, dessen innere Gedanken zu folgen ich unangenehm fand.
Weitere Hauptfiguren sind der 50jährige Sales Manager Jochen Brockmann und Angelika Volkhart, eine alte Freundin von Fleming. Jochen und Angelika lernen sich Mitte des Buches kennen und mögen sich auf Anhieb.
Ulrich Pelzer pflegt einen umständlichen Stil, mit viel Erklärungen und Ausschweifungen, der mir ziemlich missfällt.
Zudem scheint mir das Buch überfrachtet. Eine gewisse sprachliche Visualität will ich dem Autor aber nicht absprechen. Auch sind einige innere Monologe gut gemacht, wobei ich mich wundere, dass die Figuren dennoch durchgehend oberflächlich wirken. Ich bezweifle außerdem, dass die Figurenkonstellation Fleming - Brockmann funktioniert, die sich erst spät im Buch auf Seite 340 begegnen.
Peltzer gelingt es kurioserweise, viel Tempo zu machen und dennoch liest sich der Roman zäh. Dazu trägt auch bei, dass es zwischendurch immer wieder langatmige Passagen mit unwichtigen Nebenfiguren gibt.
Der schnelle Wechsel zwischen Szenen erinnert an die Technik in Thrillern, und zeitweise liest sich das Buch auch wie ein Wirtschaftsthriller. Aber ich habe nicht den Eindruck, viel von den Bewegungen der Wirtschaft oder den Personen, die sich in ihr bewegen, erfahren zu haben.
Es gab einige interessante Ansätze. Viel hätte ich dem Buch daher verzeihen können, wenn es mich am Ende irgendwohin geführt hätte.
Der Roman ist auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis und irgendwie befürchte ich, der Quark wird auch für die Short List nominiert, wegen angeblichen Gesellschaftsportrait.