Fragen an Sylvia Lott

  • Hallo Sylvia,
    willkommen bei den Eulen und vielen Dank, dass du dir für diese Runde die Zeit nimmst.


    Beim Lesen stelle ich mir immer wieder die Frage, wie ein Autor auf seine Geschichte kommt. Was hat dich bewogen, das Thema Edelsteine in Verbindung mit der Auswanderwelle nach Brasilien zu betrachten? Und wie oft reist man nach Idar-Oberstein, um sein Fachwissen aufzupeppen?

  • danke für die :knuddel1 freundliche Begrüßung! Also, bei mir kommen immer zwei Dinge zusammen: Etwas, über das ich bei meiner Arbeit als Journalistin mal gestolpert bin (irgendeine Geschichte, die mir nicht aus dem Kopf geht) und etwas Privates. Im Nachwort der Lilie hab ich das ausführlich beschrieben. Die Kurfassung ist: Ich durfte mal Kim-Eva Wempe und ihre Schmuckexpertinnen als freie Journalistin nach Idar-Oberstein begleiten und mit ihnen in die Schatzkammern der besten Edelsteinschleifer und -großhändler steigen. Das hat mich sehr beeindruckt! Und dann bekam ich einen Nachbarn, einen alten Herrn, der als Deutschstämmiger in Brasilien aufgewachsen war und mich daran erinnerte, dass ich in Idar-oberstein erfahren hatte, dass vor rund 180 Jahren viele Menschen in den Süden Brasiliens auswanderten, dass einige dort Edelsteine entdeckten und sie zum Schleifen immer in die alte Heimat schickten. und wenn sie ihre Geschäftspartner in Idar-Oberstein besuchten, wurden immer die Töchter im heiratsfähigen Alter besonders herausgeputzt und viele Einladungen an die "Brasilianer" ausgesprochen, die sich gern deutsche Frauen mitnahmen. Ja, so ungefähr kam der Stein ins Rollen...
    Das meiste über Idar-Oberstein - und Brasilien – habe ich im Internet, in Archiven, Bibliotheken und Museen recherchiert. Ich muss sagen, dieser Roman war auch wieder sehr rechercheaufwändig – da Vieles in der Vergangenheit spielt, musste ich tief graben. Aber das macht mir auch viel Spaß und mein Ehrgeiz ist es, die facts so rüberzubringen, dass die Geschichte süffig bleibt und man sie so nebenbei mit "schlürft".

  • Unter Lesungen auf Deiner Seite habe ich gesehen, im Oktober 2016 liest Du aus "Inselfrauen". Ist Dein neuer Roman auch auf zwei Erzählerzeitebenen? Wo spielt er? Was darfst Du uns zum Inhalt verraten?

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ich glaube, solange die Vorschauen nicht erschienen sind, darf ich dazu noch nichts sagen. Leider. Er ist jetzt fast fertig, Ende September hab ich Abgabe.
    Übrigens, gucci, nochmal vielen Dank für die Hinweise auf Fehler. Und vor allem danke für die freundliche Begleitung. Es ist doch so: Man arbeitet ein Jahr lang an einem Roman, hier war die Recherche sehr aufwändig, ich hatte auch so manche schlaflose Nacht. Und wenn das Ergebnis sich dann schnell und süffig runterliest, ist es einerseits ein Kompliment und andererseits denkt man: ach, so ratzfatz wird das jetzt verschlungen? Wenn einer nur rülpst und aufsteht und wieder geht – naja, tut weh. Wenn jedoch die Anmerkungen auf geneigtes Mitfühlen und -denken schließen lassen, ist es die schönste Belohnung!

  • Danke, Sylvia, ich hab mir das eigentlich auch denken können, doch war überrascht, weil es sogar schon einen Titel gibt. So bleibe ich gespannt auf Dein nächstes Buch und wünsch Dir alles, alles Gute für den Endspurt. :-)


    Natürlich hast Du viel für unser LR-Buch recherchiert, das merkt man- und es ein Roman mit 550 Seiten herausgekommen. Viele von uns sind schnelle Leser, :lesend die aber auch ein Buch manchen Pflichten vorziehen. So kommt es, dass wir ein Buch, auch weil es spannend ist, zügig in wenigen Tagen lesen und intensiv abtauchen. Anhand der paar gefundenen Flüchtigkeitsfehler sieht man aber zumindest, wir lesen trotzdem gründlich und man denkt auch nach der letzten Seite über das Buch nach. Auch nach langer Zeit erinnert man sich gern an Bücher, von denen man sich gut unterhalten fand. Der Normalleser braucht ja meist ein bisschen länger als wir Büchersüchtigen und hält sich dann auch länger mit Deinen Personen auf. Ein Feedback bekommst Du aber von uns. :wave


    Bei einer LR, die vom Autoren begleitet wird, bin ich auch froh, wenn ich die bemerkten Fehler anmerken kann und so diese hoffentlich korrigiert werden. Die Chance hat man ja sonst nicht. Es ist bei mir ja auch etwas Berufskrankheit, immer hoffend, Fehler :fetch noch vor Druck zu entdecken und nicht beim Aufschlagen. :rolleyes


    Aufgrund der "Glücksbäckerin" (die mir Freundinnen empfohlen hatten) habe ich mich sehr auf die angebotene Leserunde gefreut und es ist immer viel schöner, wenn einem das LR-Buch auch gefällt. Hatte dieses Jahr auch ein paar LR mit nur wenig Lesefreude und Weiterlesequal.


    Es ist wie mit einem guten Essen, die Vorbereitungen und auch Nachbereitungen dauern meist länger als das Aufessen, schmecken und hoffentlich Genießen/ Feedback bekommen.


    Für uns als Leser ist es nach einem guten Buch auch immer wieder schwer den nächsten Schmöker auszusuchen. Für mich geht es nun spontan mit dem nächsten Buch vom Hunsrück auch nach Brasilien.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Die einzige Frage die mir kam und mich das ganze Buch über beschäftigt hat, war wieso wurden Amethyst für das Collier genommen und keine "besonderen" Edelsteine?
    Also nicht das die Seine nicht toll sind ich habe eingesetzt an Amethyst Schmuck aber es gibt ja auch Steine die es exklusiv nur in Brasilien gibt wie eben keinen Tocantin Granat, gut ich weiß eben nicht ob man diese Steine in der Region gewinnt wo das Buch hier spielt.
    Als Schmuckelster ist mir dies einfach aufgefallen und hat mich fast schon enttäuscht.

  • Liebe Juliane,


    zu jener Zeit waren richtig gute, intensiv lilafarbene und reine Amethyste ebenso wertvoll wie anderen kostbare Edelsteine. Die Zarin schickte eigens Suchtrupps in den Ural, um diesen Stein zu suchen. Das ist ja die feine Ironie des Schicksals: Erst durch die Funde in Rio Grande do Sul sank der Preis weltweit bis heute, wobei bis heute die qualitativ hochwertigen auch nicht soo günstig sind. Aber, da hast du natürlich Recht, es gibt heute deutlich kostbarere Steine. Ich mag es aber, meine Romane so zu schreiben, dass man sie auf mehreren Ebenen lesen kann. :grin
    Aus mehreren Gründen habe ich keine anderen Edelsteine genommen. Ein Grund ist, dass eben in Rio Grande do Sul diese gigantischen Vorkommen liegen, leider nicht von Smaragd oder Aquamarin oder Topas oder Turmalin oder was auch immer. (Um diese Steine auch mal zu erwähnen, schicke ich dann Josie in der Gegenwart durch den anderen Bundesstaat Minas Gerais, wo sie gefunden werden.) Ich habe mich also an die echten Gegebenheiten gehalten. Zum anderen finde ich es auch reizvoll, ein Nachdenken über den Wert an sich anzuregen. Ist es nicht putzig oder ungerecht, dass ein und derselbe Stein zu unterschiedlichen Epochen so einen unterschiedlichen Wert besitzt? Was sind denn Werte? :pille Wer bestimmt, wie wertvoll zum Beispiel Dein liebster Schmuck ist? Er speichert doch auch Gefühle dessen, der ihn Dir vielleicht geschenkt hat, oder Deine Gefühle, weil Du mit dem Schmuckstück etwas Besonderes verbindest.
    Ich hoffe, dass Deine Enttäuschung durch diese Antwort etwas gemildert wird. :-)

  • Schon in knapp zwei Monaten gibt es den neuen Roman: Die Inselfrauen (480 Seiten) ET: 14. März 2016


    Das Buchcover ähnelt sehr "Die Glücksbäckerin von Long Island" - erneut eine kleine Einladung eine Pause zu machen und sich zu stärken


    Zitat


    Eine wunderbare Frühstückspension. Der Duft von Butterkuchen. Zwei Frauen, die endlich ihr Glück finden


    Borkum 2010: Für eine Auszeit mietet sich die Journalistin Nina in der Frühstückspension ein, in der sie 1967 den schönsten Sommer ihres Lebens verbrachte. Damals verliebte sie sich in Klaas und träumte von einem Leben an seiner Seite – bis er ihr Herz brach. In der Zwischenzeit arbeitet Ninas Nichte Rosalie in der Pension. Sie interessiert sich sehr für die Geschichte der Insel und für das, was Nina dort erlebte. Während Nina es endlich wagt, ihrer Vergangenheit ins Auge zu sehen, befindet sich plötzlich auch Klaas wieder auf der Insel. Und dann ist da noch ein Walzer, dessen Melodie eine Liebe beschwört, die nie verging...

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)