Tage der Nacht - Yorck Kronenberg

  • Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
    Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag, 2015


    Kurzbeschreibung:
    Anton, emeritierter Professor aus Frankfurt, wird in seinem Haus an der Küste Englands Opfer eines Überfalls. Obwohl ihm und seiner Frau nichts geschieht, plagt Anton danach das Gefühl eigener Ohnmacht. Zunehmend fühlt er sich zurückversetzt in seine Kindheit: als Junge, in den Vierzigerjahren, war er den Eltern, den Nachbarn, den politischen Geschehnissen ausgeliefert. Unwissend war er damals schuldig geworden. Aufgewühlt verlässt Anton in einer schlaflosen Nacht sein Haus. Seine Wanderung entlang der Küste gerät zu einem Ringen mit den eigenen Dämonen. Bezwingend erzählt Yorck Kronenberg von einem Mann, dessen tragische Kindheit ihn bis ins Alter verfolgt.


    Über den Autor:
    Yorck Kronenberg wurde 1973 geboren. Er studierte Klavier und Komposition in Lübeck. Als Pianist Gewinner des Internationalen Wettbewerbs J.S. Bach in Saarbrücken 1998. Zahlreiche CD-Veröffentlichungen. Er veröffentlichte mehrere Romane: ›Welt unter‹, ›Ex voto‹, ›Was war‹ und, im September 2015, ›Tage der Nacht‹, darüber hinaus Kurzgeschichten in Anthologien. Stipendien u.a. bei der Stiftung Niedersachsen, dem Künstlerhaus Lukas in Ahrenshoop und dem Literarischen Colloquium Berlin.


    Mein Eindruck:
    Yorck Kronenberg hat schon ein paar Romane geschrieben, aber ich habe ihn erst mit diesem Roman entdeckt.


    Ein interessanter Ausgangspunkt: Nach dem Trauma, im eigenen Haus überfallen worden zu sein, geht ein alter Mann die Küste entlang und denkt abwechselnd über den Einbruch und über die Erlebnisse seiner Kindheit nach.


    Die Handlung blendet nahtlos hin und her zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit, als Anton noch ein Kind war. Dem ist nicht schwer zu folgen. In der Gegenwart wird der Protagonist der alte Mann oder Anton genannt, in den Kinderszenen Toni.


    Bei den Passagen der Kindheit überzeugt mich, wie Tonis Gefühlswelt gezeigt wird. Ist aufgrund der Nazi- und Kriegszeit die Welt sowieso schon in Aufruhr so belastet ihn das Zerwürfnis seiner Eltern genauso.
    Es kommt zu Eifersuchtsszenen und sogar zu Handgreiflichkeiten. Die Trennung droht.


    Das Buch ist sprachlich ansprechend gestaltet, überraschend für einen deutschen Roman. Der Autor ist beruflich auch Pianist, vielleicht ist deswegen eine angenehme Musikalität in seinem Stil. Es ist aber nicht überschwänglich sondern ruhig und angemessen, an manchen Stellen kühl, aber nicht trocken. Bach und Schubert ist die passende Begleitmusik zu dieser sprachlichen Qualität.


    Der Autor hält seine Figuren in gewissen Sinne auf. Distanz.
    Geschickt nutzt er die Schauplätze um die Atmosphäre zu gestalten:
    Die raue Küstenlandschaft Englands genauso wie die Zeit im Krieg in Deutschland.


    Je weiter man kommt,umso mehr gelingt es dem Text trotz seiner Unaufdringlichkeit, mich als Leser zu fesseln.


    Der Stil des Autors interessiert mich, daher habe ich auch noch einen weiteren Roman von Yorck Kronenberg bestellt.