"Folgendes habe ich begriffen: Wenn jemand, den man kennt, verschwindet, dann darf man keine voreiligen Schlüsse ziehen. Man sollte Fragen stellen und immer weitersuchen, bis man Gewissheit hat. Man darf den Verschwundenen nicht abschreiben, bis man alle Möglichkeiten ausgelotet hat. Und vor allem darf man die Hoffnung nie aufgeben, sondern muss sie immer im Herzen behalten."
Meg hat sich gerade an ihr neues Leben in Neuseeland gewöhnt, als die erschütternde Nachricht sie erreicht. Ihr bester Freund, Oscar Dunleavy, ist verschwunden. Einfach so. Wie vom Erdboden verschluckt. Eine Leiche hat man nicht gefunden, aber man ist sich sicher: Oscar ist tot! Meg denkt, dass das einfach nicht wahr sein kann. Sie fühlt es. Sie weiß es. Sie gibt die Hoffnung nicht auf, kehrt zurück in ihre Heimatstadt und muss feststellen, dass sie Oscar in letzter Zeit leider keine allzu gute Freundin gewesen ist.
"Wenn man vor etwas so große Angst hat, dass man fast erstarrt, und wenn man andererseits positive und freundliche Gefühle haben soll, dann verstummt man. Man möchte mit keinem mehr reden. Am liebsten würde man alle anschreien, sie sollen verschwinden und einen in Ruhe lassen."
"Das Apfelkuchenwunder oder Die Logik des Verschwindens" ist für mich schon rein optisch eins der schönsten Bücher der Herbstneuerscheinungen. Es verspricht mir eine Wohlfühlgeschichte von besonderer Manier. Der Inhalt dieses kleinen Romans über Freundschaft, erste Liebe, darüber, dass Anders sein etwas großartiges ist, und Hoffnung, kann mit seinem schönen Schutzumschlag mühelos mithalten.
"Ich versuche mal wieder, die Sache mit dem Apfelkuchen zu erklären. Manche Leute spüren in den Knochen, wenn das Wetter umschlägt. Andere merken, wo unterirdische Wasseradern verlaufen. Ich kann Dinge in der Luft riechen. Quälende Dinge voller Sehnsucht. Diese Gerüche sind für mich ein Zeichen dafür, dass es Zeit ist zu backen."
Sarah Moore Fitzgeralds Schreibe ist voller Wärme und Herzlichkeit. Mit viel Liebe erzählt sie die Geschichte einer sehr engen Freundschaft aus der sich nach und nach eine zarte Liebe entwickelt. Missverständnisse und die Versuche einer neidischen Intrigantin, ihre eigene Wahrnehmung einer Niederlage wieder wett zu machen, sorgen dafür, dass ein Keil zwischen Meg und Oscar entsteht. Dabei sind sie von Kindesbeinen an Freunde. Oscar ist sowieso bei allen beliebt. Wirklich bei allen. Obwohl er selbst es nicht einfach hat, schon einiges mitmachen musste und immer noch muss, ist er immer fröhlich und gut gelaunt. Er hat für jeden ein offenes Ohr und wird deshalb auch von jedem gemocht. Und wenn es jemandem mal nicht so gut geht, dann backt Oscar ihm einen Apfelkuchen. Und der ist wirklich magisch.
"Ich gab mir große Mühe, mich und meine Stimme zu beherrschen, als ich sagte: 'Hoffnung ist nie destruktiv. Hoffnung ist das, was uns am Leben erhält.' Ich meinte das ganz ernst. Man muss hoffen, so wie man atmen und Wasser trinken muss."
Für mich hat "Das Apfelkuchenwunder oder Die Logik des Verschwindens" etwas märchenhaftes. Ein kleiner Hauch Magie und der Glaube an das Gute sind es, die mir dieses Gefühl vermitteln. Alles könnte so schön sein. Oscar und Meg könnten so leicht ihr Glück finden, auch wenn Meg vorüber gehend in Neuseeland lebt und Oscar daheim in Irland bleibt. Denn einer echte Freundschaft können auch so viele Kilometer nichts anhaben. Doch droht ihnen Gefahr, gewoben aus Neid und Missgunst, aus dem Willen der schönste und beliebteste Mensch zu sein. Ganz wie im Märchen ist das Böse nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Doch wie Oscar bereits gesagt hat, darf man die Hoffnung nie aufgeben. Wenn man ganz fest dran glaubt und der Hoffnung vertraut, dann wendet sich vielleicht doch noch alles zum Guten.