ZitatAlles anzeigenDie Lesesucht ist eine unmäßige Begierde,
seinen eigenen, unthätigen Geist mit den
Einbildungen und Vorstellungen Anderer aus
deren Schriften vorübergehend zu vergnügen.
Man lieset, nicht um sich mit Kenntnissen zu bereichern,
sondern um zu lesen; man lieset das Wahre und das Falsche
prüfungslos durch einander, ohne Wißbegier, sondern
mit Neugier. Man lieset und vergißt. Man gefällt sich in
diesem behaglichen, geschäftigen Geistesmüßiggang, wie in
einem träumenden Zustande.
[...]
Bist du von den Gefahren der Lesesucht, oder wenigstens
von ihrem Nachtheil für Geist und Herz überzeugt: so
ermanne dich zu dem unverbrüchlichen Entschlusse, dich
fortan des Viellesens zu enthalten. -- Darum waren
unsere Alten kräftiger; sie lassen [!] weniger, handelten mehr;
dachten lieber selbst, als daß sie sich von andern, oft sehr
seichten Köpfen vordenken liessen.
[...]
AMEN
Lesesucht
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"Wie viele leben, verdorben durch den Fehler der Lesesucht, welche für ihren nachmaligen Stand und Beruf nicht passen; [...]Weiber, die in den Freuden und Leiden und Sorgen des ehelichen Standes und bürgerlichen häuslichen Alltagslebens keine Genugthuung überspannter Erwartungen,
keine Nahrung ihrer Einbildungskraft und Empfindelei finden, und Alles, aber nicht das gelernt haben, was zu richtiger Beurtheilung ihrer Lage, zur wirthschaftlichen Hausfrau, zur treuen Pflege des Gatten, zur weisen Leitung des Gesindes, zur zweckmäßigen Behandlung der Kinder gehört."Uh, voll erwischt.
lg Iris