Baba Dunjas letzte Liebe
Alina Bronsky
Kiepenheuer&Witsch
ISBN: 3462048023
154 Seiten, 16 Euro
Über die Autorin: Alina Bronsky, geboren 1978 in Jekaterinburg/Russland, lebt seit Anfang der 90er-Jahre in Deutschland. Ihr Debütroman Scherbenpark wurde zum Bestseller, ist inzwischen beliebte Lektüre im Deutschunterricht und wurde fürs Kino verfilmt. Es folgten die Romane Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche und Nenn mich einfach Superheld. Die Rechte an Alina Bronskys Romanen wurden in 15 Länder verkauft. Sie lebt in Berlin.
Amazon-Kurzbeschreibung: Baba Dunja ist eine Tschernobyl-Heimkehrerin. Wo der Rest der Welt nach dem Reaktorunglück die tickenden Geigerzähler und die strahlenden Waldfrüchte fürchtet, baut sich die ehemalige Krankenschwester mit Gleichgesinnten ein neues Leben auf. Wasser gibt es aus dem Brunnen, Elektrizität an guten Tagen und Gemüse aus dem eigenen Garten. Die Vögel rufen im Niemandsland so laut wie nirgends sonst, die Spinnen weben verrückte Netze, und manchmal kommt sogar ein Toter auf einen Plausch vorbei. Während der sterbenskranke Petrov in der Hängematte Liebesgedichte liest, die Gavrilovs im Garten Schach spielen und die Melkerin Marja mit dem fast hundertjährigen Sidorow anbandelt, schreibt Baba Dunja Briefe an ihre Tochter Irina, die Chirurgin bei der deutschen Bundeswehr ist. Und an ihre Enkelin Laura. Doch dann kommen Fremde ins Dorf – und die Gemeinschaft steht erneut vor der Auflösung. Alina Bronsky lässt in ihrem neuen Roman eine untergegangene Welt wieder auferstehen. Komisch, klug und herzzerreißend erzählt sie die Geschichte eines Dorfes, das es nicht mehr geben soll – und einer außergewöhnlichen Frau, die im hohen Alter ihr selbstbestimmtes Paradies findet. Auf kleinem Raum gelingt ihr eine märchenhafte und zugleich fesselnd gegenwärtige Geschichte.
Meine Meinung: Eine kleine Sommerlektüre der besonderen Art hat mich in den Urlaub begleitet. Es ist die ruhige und fast schon poetische Geschichte um Baba Dunja und ihr Leben in einer ungewöhnlichen Dorfgemeinschaft. Eigentlich ist das Dorf, in dem Baba Dunja von allen als Dorf-Vorsteherin gesehen wird, auf den ersten Blick ein idyllisches Fleckchen Erde, wenn es nicht nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl völlig verstrahlt zum Niemandsland erklärt worden wäre.
Trotzdem scheint es Baba Dunja und den anderen Menschen, die nach und nach wieder zurück nach Tschernowo kommen, lebenswerter, als anonyme Wohnblocks und die soziale Kälte des zwangsverordneten Stadtlebens. Mit den Augen der alten Frau blicken wir auf das karge aber schöne Leben in ihrem Dorf und fast lässt man sich von dem ruhigen Erzählfluss ein wenig einlullen, da geschehen plötzlich Dinge im Ort, die für große Unruhe sorgen und auch im Privatleben von Baba Dunja ergeben sich auf einmal Abgründe, mit denen sie nicht gerechnet hat.
Der sehr ruhige Erzählstil, der über weite Teile des Buches sehr entspannend wirkt, zeigt, dass Alina Bronsky auch diese Art zu schreiben wunderbar beherrscht. Sie zeichnet vor den Augen der Leser das Bild einer alten Frau, die unbeirrbar ihren Weg geht und sich auch von vielen Schicksalsschlägen nicht beeindrucken lässt. Ihr Pragmatismus und ihre unbedingte Liebe zu ihrem Leben in einem als nicht lebenswert eingestuften Gebiet, sind es, die mich beim Lesen so beeindruckten und fast ein wenig neidisch werden ließen. Auf diesen wenigen Seiten findet sich eine kleine ganz eigene Welt, in der die Zufriedenheit im immer gleichen Ablauf von Tagen und Jahren zu liegen scheint und in der den Menschen im Dorf ein selbstbestimmtes Leben im Alter gelingt.
Mein Fazit: Ein kleines sehr beruhigendes und lesenswertes Büchlein.