Klappentext:
Erschüttert liest die Australierin Sarah einen Artikel über die »vergessenen Kinder«. Englische Kinder aus armen Familien, die nach Australien gebracht wurden, oft ohne Wissen von deren Eltern. Ein Coup zweier Regierungen – ohne Rücksicht auf Gefühle. Ein Verdacht keimt in Sarah auf: Hat auch ihr Vater dieses Schicksal erlitten? Immerhin wuchs er in einem der Waisenhäuser auf, die im Artikel genannt werden. Sarah beginnt zu recherchieren – und erkennt überrascht, dass die Spuren nach Deutschland führen.
Sie kann nicht ahnen, dass am Anfang aller Geheimnisse ein Versprechen zwischen zwei verzweifelten Jugendlichen steht, gebrochen und doch für immer bewahrt.
Meine Meinung:
Die Australierin Sarah entdeckt einen Artikel über vergessene Kinder. Kinder, die aus England nach dem 2. Weltkrieg nach Australien verbannt wurden, da sie in England keiner wollte oder ihre Eltern zu arm waren, um sie aufzuziehen. In Australien wurden sie dann als die neuen Einwanderer eingeführt, aber zuerst mussten sie arbeiten, um ihre Überfahrt und ihre neue Unterkunft zu verdienen. Sarah glaubt, dass auch ihr Vater David einst dieses Schicksal erlitt, denn der Name des Waisenhauses kommt ihr sehr bekannt vor. Sie meldet sich bei einer Frau, die immer noch auf der Suche nach diesen Kindern ist, sie ist sehr bemüht, Familien wieder zusammenzuführen. Aber David will davon erst einmal nichts wissen, er hat mit seiner Vergangenheit abgeschlossen. Doch Sarah nervt penetrant, bis er sich tatsächlich mit einer Frau in Verbindung setzt, der es gelingt, seine Vergangenheit und seine Familie aufzuspüren.
In weiteren Rückblenden wird die Geschichte von Leah und Michael erzählt, die Anfang des Krieges aus Deutschland nach England deportiert werden und dort in Familien unterkommen. Sie versprechen sich, alles dafür zu tun, ihre Eltern nachkommen zu lassen. Sie brauchen dazu lediglich ein Visum und das Versprechen, dass ihre Eltern Arbeit haben werden. Doch leider sind die Familienverhältnisse nicht so, dass sich ihre Gasteltern ein Bein für sie ausreißen, eher im Gegenteil, sie sind und bleiben die verhassten Deutschen, die Außenseiter in der englischen Gemeinschaft. Dann passieren einschneidende Dinge, die Leah und Michael auseinander treiben. Aber möglicherweise verknüpfen sich ihre Fäden mit denen von Sarah und David.
Annette Dutton hat sehr viel Dramatik und erschütternde Erlebnisse in dieses Buch gepackt. Ihr hat nicht nur der Grauen des Krieges ausgereicht, sie spannt ihre Fäden auch bis in die heutige Zeit, die immer noch unter den Nachwirkungen eines grausamen Krieges leidet. Sie erzählt erschütternde Lebenswege der vergessenen Kinder, aber auch, wie schnell Kinder während des Krieges erwachsen werden mussten. Sie wurden von ihren Eltern getrennt und in fremde Familien gebracht, wo sie sich erst einmal behaupten mussten, aber nie irgendwelche Rechte hatten. Man leidet lange mit Leah, die immer nur das Beste wollte, aber durch die äußeren Umstände auf immer wieder andere Gleise gelenkt wird, die sie sich vorher bestimmt niemals ausgemalt hatte. Sie trifft ungewöhnliche Entscheidungen für die damalige Zeit, daher verwundert umso mehr ihr Verhalten nach vielen Jahren, als sie erneut mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird. Sarah ist ein weiterer sperriger Charakter, sie ist viel zu penetrant fordernd, alles muss nach ihrer Nase gehen und ihre Jonglage mit zwei Männern war einfach unschön. Eigentlich ist viel zu viel in dem Buch verpackt, so richtig können sich die Charaktere dadurch nicht entfalten. Immer wieder gibt es Sprünge in die Vergangenheit, sie sind nötig, um die Gegenwart zu verstehen. Was dabei alles ans Licht kommt, ist sehr ergreifend und man fragt sich, wie die Menschen dies alles verkraften konnten.
Zum Schluß versucht Annette Dutton noch einmal, alles zu erklären und sämtliche Fäden zusammen zu führen. Doch leider vergisst sie dabei einige Personen, von denen man auch gerne ihre Lebenswege erfahren hätte. Besonders ihre englische Schwester, welche Leah immer geholfen hat, entschwindet fast sang- und klanglos. Von ihrer Meinung hätte man viel erwartet, eigentlich hätte sie noch viel mehr zu Wort kommen sollen. Durch die Themenvielfalt konnten aber nicht alle Spuren verfolgt werden.
Fazit
Zuviele Themen in einer Geschichte - daher bewahren die Protagonisten in Das geheime Versprechen von Annette Dutton eine gewisse Distanz. Weniger wäre hier eindeutig mehr gewesen, auch sind die Handlungen der Charaktere nicht immer verständlich. Allerdings merkt man wieder deutlich, wie weit die Schatten des Krieges immer noch reichen.
LG
Patty