Gefährliche Geliebte - Haruki Murakami

  • Dieser Roman war der Anlaß für den legendären Streit im Literarischen Quartett zwischen der Löffler und unserem "Literaturpapst" Marcel...


    Story:
    Mit 12 verliebt sich der Japaner Hajime zum ersten Mal - in die Außenseiterin Shimamoto. Als seine Familie umzieht, verliert er sie aus den Augen. Bis er sie 24 Jahre später, er ist mittlerweile beruflich erfolgreich und hat eine Familie gegründet, wieder trifft. Und die geheimnisvolle Schöne sein Leben in Frage stellt.
    Alles würde er für sie tun, doch da verschwindet Shimamoto, ohne ihm zu sagen, wohin.
    Ohne über die Konsequenzen für sein eigenes Familienleben nachzudenken, beginnt er sie zu suchen...


    Ich fand den Roman richtig toll! Schöne Sprache, spannende Handlung, gut zu lesen.
    Das Schicksal dieses sympathischen Mannes, der sein bisheriges Leben von einen Tag auf den anderen für diese Frau, die ein tragisches Schicksal erleiden muß, aufgeben würde, hat mich echt berührt!

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

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  • Zitat

    Original von Fritzi
    Dieser Roman war der Anlaß für den legendären Streit im Literarischen Quartett zwischen der Löffler und unserem "Literaturpapst" Marcel...


    Wieso haben die sich denn gestritten???

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Ein wunderschöner kurzer Roman, eigentlich eine Novelle, die weniger erotisch als sehr emotional ist. Dazu ist die Liebesszene zu dezidiert und schon fast zu "technisch".
    Das Schicksal der "Geliebten" Shimamoto bleibt rätselhaft, abgesehen davon, daß es sich offenbar um eine schwere Krankheit handelt. Und vielleicht ist es das, was Hauptfigur Hajime so an ihr reizt, daß sie dem Tod geweiht ist.


    Ich hatte nach dem Lesen wieder mal den Eindruck, daß mir Japan etwas vertrauter wird ...


    Sehr, sehr empfehlenswert!!!


    Über den Streit im Literarischen Quartett gibt es [URL=http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/6/0,1872,1020902,00.html]hier[/URL] was!

  • Mir wurde Murakami quasi aufgezwungen, aber immerhin "musste" ich nur dieses hier lesen; das sei angeblich als Einstieg am besten geeignet, und es war auch kurz.


    Ja, es ging... aber soooo toll? Die erste Hälfte erschien mir recht banal, eine Erzählung von Hajimes nicht sonderlich spektakulärer Lebensgeschichte. Die zweite Hälfte war ansprechender, aber da blieben mir zu viele Fragen offen. Manches blieb blass, z.B. die "verlorene" Zeit Hajimes zwischen 20 und 30. Und was ist nun mit dem Umschlag mit dem Geld passiert?


    Sprachlich war es auch nicht gerade eine Offenbarung - einfach nichts Besonderes. Wobei ich dennoch den Übersetzern ein Kränzlein winden muss: Es liest sich fast nicht wie eine Übersetzung, es ist gut geschrieben. Nichtsdestotrotz frage ich mich, wie viel übrig geblieben ist vom Original, nachdem das Buch wohl zuerst aus dem Japanischen ins Englische und von dort ins Deutsche übersetzt wurde?


    Also, ja, lesbar, aber mehr Murakami muss ich vorerst nicht haben.

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Hab's jetzt gelesen und bin am Ende mal wieder etwas ratlos. Es war lesbar und es hat mir etwas besser gefallen als "Sputnik Sweetheart", aber so richtig der Renner war es auch nicht. Und was war nun eigentlich die Liebesszene von der Marcel Reich-Ranicki sagt: "Ich habe eine solche Liebesszene seit Jahren nicht mehr gelesen." Die ganz zum Schluss zwischen Shimamoto und Hajime? Naja.


    lg Iris

  • Ich bin hin- und hergerissen, was Murakami anbetrifft. Manchmal ist seine (übersetzte) Erzählweise sehr spröde, fast nüchtern, Tendenz "steril" (gilt auch für seine Figuren), und manchmal haut er einen einfach vom Hocker. "Hard boiled wonderland", "Wilde Schafsjagd" und "Naokos Lächeln" fand ich grandios, aber "Mister Aufziehvogel" hauptsächlich anstrengend, und "Kafka am Strand" schlicht scheiße. "Gefährliche Geliebte" habe ich nicht gelesen, weil ich seit "Kafka" erstmal die Nase voll habe ... :grin

  • Zitat

    Original von Delphin
    Und was war nun eigentlich die Liebesszene von der Marcel Reich-Ranicki sagt: "Ich habe eine solche Liebesszene seit Jahren nicht mehr gelesen."


    Das habe ich mich auch gefragt. Und dass sich Reich-Ranicki und Löffler wegen dieses Buches öffentlich überworfen haben sollen??

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Hab was gefunden:


    Literarischer Streit


    Noch besser fand ich aber den hier:


    Interview mit Reich-Ranicki und Löffler


    Zitat

    SL: Johanna Spyri kennen Sie? Ihre »Heidi« wird oft als bloßes Kinder- und Jugendbuch missverstanden. Dabei stellt das erotische Spannungs- und Dreiecksverhältnis zwischen Klara Sesemann, dem Geißen - Peter und Heidi vieles in den Schatten, was heute reißerisch aufgemacht als sexuell-literarischer Fastfood in den Regalen steht. Da wird Nähe, auch erotische Nähe, behutsam entwickelt, während dort bereits auf der ersten Seite kopuliert wird.


    RR: Liebe Frau Löffler! Sie machen mich sprachlos. Was soll ich dazu noch sagen?



    lg Iris

  • "Gefährliche Geliebte" war auch mein erster Murakami. Ehrlich gesagt, hätte ich mir ein bisschen mehr erwartet, aber es war eine sehr schöne Geschichte und sehr flüssig geschrieben.


    Was mich stört, weil ich das bei Büchern grundsätzlich nicht mag, dass vieles ungeklärt blieb. Was hatte sie für eine Krankheit, was machte sie in den letzten 20 Jahren, was passierte mit dem verstorbenen Kind, usw.


    Es gab viele unbeantwortete Fragen, nachdem ich das Buch ausgelesen habe. Seitdem habe ich keinen Murakami gelesen, habe aber doch vor, wieder einmal einen zur Hand zu nehmen.


    Liebe Grüße!!

  • Leider funktionieren zwei von drei Links in diesem Thread nicht mehr.....


    Ich lese gerade Simone de Beauvoir und habe als "Zwischenlektüre" die "Gefährliche Geliebte" eingeschoben.


    Das Buch läßt sich leicht in drei Stunden lesen, es ist dicht geschrieben.


    Über die japanische Kultur erfährt man zwar nicht wirklich etwas, aber das Gefangensein des Hajime in seiner familiären Rolle, der Versuch des letztlich aufgrund äußerer Umstände gescheiterten Ausbruchs ist gut zu lesen.


    Die Geschichte von Shimamoto zwischen der Trennung und dem Wiedersehen hätte mich auch interessiert.


    Es bleibt einiges im unklaren....

  • Hallo,


    so verschieden sind die Meinungen. Gef.Geliebte war auch mein erster Murakami und ich war von der Erzählweise hin und weg. Besonders erotisch empfand ich es auch nicht, aber ganz banal gesagt: schön.Es war mein Dezemberhitbuch. Daraufhin habe ich mir noch andere Bücher des Autors gekauft (Mr.Aufziehvogel und Naokos Lächeln ) Ruhen aber noch auf meinem SuB, freue mich aber schon darauf.
    LG
    Aida

  • Habe es jetzt gelesen.


    Schön geschrieben, schön zu lesen.


    Die Werbung auf der Vorderseite des Buches ( Aussage von MRR bezogen auf die Liebesszene am Ende ) hätte man sich wirklich sparen können.


    Ansonsten taten mir die Frauen in Hajimes Leben leid, besonders Yukiko.
    Mich hat ihre Entscheidung am Ende sehr verwundert, ich hätte keine Lust, mit einem Mann zu leben, der sein ganzes Leben einer anderen Frau/Traumvorstellung/Illusion nachtrauert oder nachgetrauert hat.
    Jede andere Frau in seinem Leben war doch nur Ersatz, Ablenkung usw.


    Natürlich waren seine Gefühle in Bezug auf Shimamoto schön beschrieben und bestimmt auch echt, was für mich aber nicht gereicht hat, ihn mir sympathisch zu machen.
    Zu Shimamoto konnte ich so gut wie keinen Bezug herstellen, sie war für mich nur so etwas wie "eine Beschreibung" aber kein "Mensch" mit dem ich mitfühlen konnte.


    Wie gesagt, für mich gut zu lesen aber kein Buch, welches mich vom Inhalt her überzeugt hat. :-)

  • Ich habe gefährliche Geliebte geschenkt bekommen ( aus der Heidenreich - Kollektion) und war begeistert.
    Dies war mein 2. Murakami (nach Mr. Aufziehvogel) und ich gebe den Kritikern hier zum Teil Recht. Murakami läßt viele Fragen offen - aber das gibt mir als Leser die Möglichkeit selber Sachen, Begebenheiten hinein zu interpretieren und mir gefällt das ganz gut.
    Auch die Sprache und die Ausdrucksweise finde ich toll.
    Wenn ich als Fazit das Buch in einem Satz zusammenfasse lautet für mich: Gib acht, dein Glück ist sehr verbrechlich und filigran, all deine Handlungen ganz du nicht rückgängig machen, vorallem Verletzungen sind manchmal nie mehr zu heilen.


    Für mich eine echter Lesetipp... :wave

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Mich hat ihre Entscheidung am Ende sehr verwundert, ich hätte keine Lust, mit einem Mann zu leben, der sein ganzes Leben einer anderen Frau/Traumvorstellung/Illusion nachtrauert oder nachgetrauert hat.
    Jede andere Frau in seinem Leben war doch nur Ersatz, Ablenkung usw.


    Aber am Ende konnte er ja endlich mit Shimamoto abschließen, nachdem er erkannt hat, was sie eigtl. wollte, als sie im Auto saßen. Mit seiner Entscheidung, bei Yukiko zu bleiben, hat er gezeigt, dass er sich nun endlich ändert und ihr nicht mehr hinterhertrauert. Es wird ja beschrieben, dass er am Ende seine alte Hülle abstreift usw.


    Ich fand auch nicht, dass Hajime wirkte, als ob er in seiner Rolle als Barbesitzer, Vater und Ehemann gefangen sei. Sein ganzes Leben wirkte wie ein Hobby: er muss sich kaum vor seiner Frau rechtfertigen, kann mal eben jeden Morgen schwimmen gehen und macht seine Bars, wie er will. Alles läuft gut, er hat genug Geld etc.


    Nunja, ich habe das Buch heute morgen zu Ende gelesen (mein erster Murakami) und ich bin absolut begeistert. Ich hätte zwar auch gern mehr über Shimamoto erfahren, aber so war es ganz gut. Sie ist für mich ein mystisches, geheimnisvolles Wesen und wenn ich mehr über sie erfahren hätte, wäre dieser Eindruck vllt. abhanden gekommen.

    Nun, Junge, willst du wirklich lernen und die tiefsten Geheimnisse von Raum und Zeit in Erfahrung bringen?
    »Ja, Herr. Ich glaube schon, Herr.«
    Gut. Der Stall befindet sich hinter dem Haus, und die Schaufel hängt direkt neben der Tür.

  • Auf der Vorderseite des Buchdeckels wird Reich-Ranicki zitiert: Ein
    hoch erotischer Roman. Ich habe eine solche Liebesszene seit Jahren
    nicht mehr gelesen.
    Reich-Ranickis Erotik muss sich hauptsächlich
    im Kopf abspielen, denn auf den Seiten dieses Romans ist sie nicht zu
    finden. Die deutsche Ausgabe ist aus dem Englischen übersetzt, die
    Englische wiederum aus dem Japanischen. Vielleicht ist die Erotik ja
    irgendwo beim Übersetzen verloren gegangen. Und doch hat dieser Roman
    Millionen auf der ganzen Welt "bezaubert" hat. Wir zählen
    inzwischen die siebzehnte deutsche Ausgabe, und es geht weiter. Woran
    liegt das?


    Es ist nun einmal so: Der gemeine Leser muss lesen und für gut finden,
    was ihm von Presse und Kritik für gut verkauft wird, und was ganz
    vorne in den Bücherregalen steht. Wie soll er sich auch selbst zurecht
    finden im Bücherdschungel? Wenn dies nun Murakami ist, dann ist das
    einfach so, denn Murakami ist Murakami, den kennt man, und der ist ja
    so gut! Aber was haben wir denn da eigentlich vor uns liegen, wenn wir
    etwas genauer hinschauen?


    Wir haben Shimamoto, die hinkende Jugendliebe eines jungen
    Japaners. Sie soll irgend etwas Geheimnisvolles haben, aber was,
    bleibt nur angedeutet. Die Jugendliebe verschwindet und taucht später
    wieder auf. Sie hinkt nicht mehr, weil sie sich hat operieren lassen,
    aber der Roman hinkt weiter. Uns wird erklärt, dass diese Frau
    nichts von ihrer Vergangenheit erzählt, immer mal wieder "eine
    Zeitlang" verschwindet, um dann "wahrscheinlich"
    wiederzukommen. Es wird versucht, dieses Banale Vokabular: "eine
    Zeitlang" ... "vielleicht" ... mit Bedeutung
    aufzuladen. Schließlich ist sie ja die große Liebe des Erzählers, und
    deshalb muss sie einfach geheimnisvoll sein. Aber die
    gefährliche Geliebte Shimamoto bleibt ein flacher Charakter,
    unglaubwürdig, ohne echtes Leben. Die Geschichte wirkt ausgedacht,
    auf den Effekt hin aufgebaut. Die üblichen dramaturgischen Tricks
    werden aufgefahren, um Romantik zu suggerieren: Gemeinsam Musik
    trinken, Cocktails schlürfen, den Inhalt einer Urne über dem Wasser
    verstreuen, mal schnell sterbenskrank werden und dann vom Geliebten
    gerettet werden, den gemeinsamen Freitod planen und so weiter ...


    Das hat es alles schon gegeben, und zwar besser, und mit
    glaubhafteren Charakteren. Aber es verkauft sich gut, also kann es doch
    so schlecht nicht sein, oder?


    Übrigens: Die Frage, welches Schicksal die "Gefährliche Geliebte"
    denn nun in ihrem Leben erfahren hat, wird nicht beantwortet. Der Leser
    darf Rätseln und Tiefsinn vermuten, wo keiner ist. Somit finden wir
    nicht nur keine Erotik, wir finden nicht einmal die Auflösung, also
    auch keine Befriedigung.