Broschiert: 576 Seiten
Verlag: List Hardcover (10. Juli 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10:
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ASIN/ISBN: 3471351116 |
ISBN-13: 978-3471351116
Originaltitel: Den nionde graven
Klappentext (Amazon)
Stockholm, kurz vor Weihnachten. Schnee und eisige Kälte haben die Stadt fest im Griff. Kommissar Fabian Risk hat mit Eheproblemen zu kämpfen, seine Frau Sonja möchte sich scheiden lassen. Risk muss sich alleine um die beiden Kinder kümmern. Aber dann wird er zu einem brisanten Fall gerufen: Der Justizminister ist verschwunden. Er hat nach einer Debatte den Reichstag verlassen, kam aber nie bei dem auf ihn wartenden Auto an. Risk findet den Minister, doch zu spät: Er wurde brutal ermordet. Und es bleibt nicht bei dieser einen Entführung. Gleichzeitig wird in Kopenhagen eine Frau umgebracht. Die junge Polizistin Dunja Hougaard ermittelt, muss sich dabei aber mit den unwillkommenen Avancen des Polizeichefs herumschlagen. Der sabotiert den Fall, wo er nur kann. So fällt keinem die Ähnlichkeit zu der Mordserie im Nachbarland Schweden auf. Bis es fast zu spät ist.Zwei Länder. Zwei Ermittler. Ein Fall.
Über den Autor
Stefan Ahnhem, geboren 1966, ist ein bekannter schwedischer Drehbuchautor, unter anderem für die Filme der Wallander-Reihe. Mit seinem Krimidebüt Und morgen du schaffte er auf Anhieb den Sprung auf die Bestsellerliste. Er lebt mit seiner Familie in Stockholm.
Meine Meinung
Vorausschicken möchte ich, dass es sich bei Herzsammler zwar um den zweiten Band der Reihe um Fabian Risk handelt, dieser jedoch zeitlich vor Band 1 Und morgen du angesiedelt ist. Das hat mich nicht besonders gestört, auch wenn es sich manchmal etwas seltsam anfühlte, dass man bei so manchen Dingen weiß, wie sie sich entwickeln werden (vorausgesetzt, man hat Und morgen du gelesen ;-))
Ich habe Und morgen du erst vor kurzem gelesen, war hellauf begeistert und hab mich deshalb riesig auf den Nachfolger gefreut. Tja, und wie das bei hochgesteckten Erwartungen leider manchmal ist, war die Enttäuschung dann riesig. Mir kommt es immer noch rätselhaft vor, dass beide Bücher vom gleichen Autor geschrieben wurden, sogar die Übersetzerin ist die gleiche, auch daran kann es nicht liegen :-(.
Zum Inhalt möchte ich mich nicht groß äußern. Einerseits um keine der überraschenden Wendungen vorweg zu nehmen, andererseits würde mich das auch überfordern, weil einfach unglaublich viel passiert. Viel zu viel. Man hat das Gefühl, der Autor will um jeden Preis einen Bestseller landen und packt gnadenlos alles hinein, was irgendwo anders schon mal Erfolg hatte. Bei mir hat er damit genau das Gegenteil erreicht. Bestialische Brutalität sowie makaber-abartige Handlungen und Neigungen finden sich in einem solchen Übermaß, dass es ans Absurde grenzt und bei mir statt Grusel eher gelangweilten Überdruss hervorruft.
Ein weiteres, sehr oft und gern des Spannungsaufbaus wegen gewähltes Stilmittel sind Cliffhanger am Kapitelende. Hier endet nahezu jedes der sehr kurzen Kapitel mit einem solchen. Aber auch das hat bei mir keineswegs die Spannung erhöht, sondern lief ins Leere und hat den eh schon bemühten Lesefluss noch mehr gebremst, weil ich die meiste Zeit nicht wusste, worauf der Autor mit seinen kryptischen Andeutungen anspielte.
Auch die Ermittler (zumindest die Hauptfiguren) fand ich weder überzeugend, noch irgendwie interessant. Auf mich wirkten sie gefühllos, unsympathisch und therapiebedürftig. Stellenweise verfallen sie in einen wilden Aktionismus und ihre Alleingänge scheinen mir unglaubwürdig, nur einer vordergründigen Spannung geschuldet. Diese Alleingänge hat es auch in „Und morgen du“ gegeben, aber nicht so wahllos und inflationär wie hier, sondern stimmig und wirklich richtig spannend. Diesen „Kriminalroman“ würde man besser dem Thriller-Genre zuordnen, dort passt er m.E. besser hin, auch neige ich bei einem Thriller eher dazu fortwährende mangelnde Glaubwürdigkeit und Effekthascherei zu entschuldigen ;-).
Trotz dieser geballten Kritik ist positiv zu vermerken, dass die über fast zwei Drittel des Buches so zusammenhanglos und unverständlich herum baumelnden Fäden auf den letzten Seiten schlüssig verknüpft werden. Am Ende schält sich ein ethisch-moralisch hochinteressantes Thema heraus, das ich für eine richtig gute Romanidee halte. Absolut schade, wie es in dieser kruden, überfrachteten Story untergeht.
Nachdem ich das Buch beendet habe, stelle ich fest, dass der ursprüngliche Titel „Was dir nicht gehört“ soooo viel besser gepasst hätte.
„Herzsammler“ klingt nicht nur simpel und plakativ, sondern trifft auch nicht den Kern der Geschichte.
Das Cover ist mir, wie meist, relativ schnuppe, aber auch da lässt sich kein Bezug zur Geschichte ableiten.
Fazit:
Ein routiniert aber lieblos zusammengemixter Krimithriller, der mich leider sehr enttäuscht hat. Hartgesottene Fans dieses Genres werden sicher auch diesen mögen, die vielen begeisterten Rezensionen lassen darauf schließen. Ich werde mein Glück mit einem anderen Autor versuchen.
Edit: Nach längerem Überlegen habe ich mich für 5 Eulenpunkte entschieden - wegen der guten Grundidee und des hervorragenden Vorgängerbandes