Das verlorene Erbe - Barbara Masci

  • Das Buch spielt im 19. Jhd.
    Ein Baby wird in Texas von Indianern aus einer Siedlerfamilie geraubt.
    Nun kommt sie zurück in die Welt der Weißen und sucht ihre Familie. Und schon bald stellt sie fest, dass ihr Stiefbruder ein Krimineller ist. Schließlich begibt sie sich in große Gefahr um sich ihr Erbe zurückzuholen.


    Das Buch hat mir überraschenderweise gut gefallen. Weiße Feder war mir von Anfang an sympathisch und es machte Spaß herauszufinden wer ihre Familie ist. Richtig spannend wird es als es um das Erbe geht. Weiße Feder schwebt hier sogar in Lebensgefahr. Sehr infoamtiv ist es außerdem. Man lernt ein bisschen was über die Indianer und noch dazu gibt es eine Liebesgeschichte.
    Ich wusste vorher nicht, dass die Indianer den Weißen ihre Kinder geklaut haben ...


    Alles in allem ein kurzweiliger Roman oder geht das sogar als Thriller durch? Das Buch war interessant und spannend bis zum Schluss.

  • Meine Meinung


    Vor einiger Zeit bin ich zufällig auf die Autorin und diesen Roman gestoßen, und nun, nachdem ich das Buch gelesen habe, frage ich mich, ob es nicht besser gewesen wäre, beide wären mir nie begegnet. Ich habe viele begeisterte Rezensionen zu dem Roman gefunden und frage mich, ob ich einen ganz anderen gelesen habe. Dabei hat die Geschichte viel Potential. Nur wurde das nicht annähernd ausgenutzt.


    Weiße Feder wurde im Säuglingsalter von Komantschen entführt und wuchs in einer indianischen Familie als adoptierte Tochter auf. Nun kommt sie zurück, wird von einer Quäkerfamilie aufgenommen und in Religion und „Kultur“ der Weißen unterrichtet. Es scheint mir etwas seltsam, daß sie sich dermaßen schnell und ohne jegliche Schwierigkeiten in die für sie doch sehr fremde Lebensweise einfügen und diese annehmen kann, ohne ihr bisheriges Leben zu vermissen. Ich habe schon mehrere Bücher mit dieser Thematik gelesen, auch Sachbücher, aber so einfach wie hier ging das nirgends. Ferner fand ich irritierend, daß sie mir eher wie eine weiße junge Dame denn eine von Indianern aufgezogene junge Frau, um den Ausdruck „Squaw“ zu vermeiden, vorkam. Wenn jemand so lange in und mit der Natur gelebt hat, müßte er (bzw. hier sie) viel mehr damit vertraut sein.


    Auch hat sie ohne große Probleme ihren bisherigen Glauben aufgegeben und sich dem Christentum zugewandt. Nun ist Masci eine christlich geprägte Autorin, aber auch da erwarte ich eine gewisse Nachvollziehbarkeit. Die fehlte mir hier leider weitgehend. Im direkt zuvor gelesenen Buch einer „säkularen“ Autorin ging ein junges Mädchen zwangsweise den umgekehrten Weg - deren Probleme mit dem Glauben wurde deutlich überzeugender und näher an der Wirklichkeit geschildert als hier.


    Schließlich ist das Buch sehr handlungsgetrieben, Schilderungen und Beschreibungen gibt es fast gar nicht. Das geht so weit, daß ich mir nicht sicher bin, ob die Autorin viel über die Zeit, über die sie hier schreibt (um 1872) weiß. Die „Beschreibungstiefe“ der Autorin würde ich, wollte ich versuchen, ein Buch zu schreiben, mit meinem derzeitigen Wissen vermutlich auch erreichen können. Und das ist mir letztlich denn doch etwas zu wenig.


    Ich frage mich, ob sich christlicher geprägter Roman und Western bzw. Western-Romance (mit „Indianer-Elementen“) möglicherweise nicht so recht vertragen, nachdem mir schon das kürzlich gelesene „Winona. Zeiten der Veränderung“ von Janette Oke nicht ganz so gut gefallen hatte (wobei das allerdings um Klassen besser ist als dieses Buch hier).


    Von Barbara Masci habe ich - leider? - noch zwei Romane hier, einen davon im englischen Original. Vielleicht - da ich so viele positive Meinungen zu ihren Büchern gefunden habe - gebe ich ihr nochmals eine Chance, vielleicht liest es sich im Original ja besser. Aber erst mal werde ich sicherlich ein Buch zur Hand nehmen, bei dem ich überzeugt bin, daß der Autor sein Handwerk beherrscht und seine Hausaufgaben (im Sinne von Recherche) wirklich erledigt hat.



    Mein Fazit


    Eine junge, als Säugling von Komantschen geraubte, Frau kehrt zu den Weißen zurück und sucht ihren Platz in der Gesellschaft. Eine Geschichte mit großem Potential, das für meine Begriffe leider überhaupt nicht ausgeschöpft wurde.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")