Klappentext
Sie ist 16 Jahre alt und im 7. Monat schwanger, als sie auf dem Heimweg von der Highschool überwältigt und in einen Lieferwagen gezerrt wird. Doch die Entführer machen Fehler – Fehler, die ihr vermeintlich hilfloses Opfer kühl kalkulierend registriert. Und der größte Fehler war, sich dieses Opfer auszusuchen. Denn das Mädchen in ihrer Gewalt verfügt über einen messerscharfen Verstand und die einzigartige Fähigkeit, seine Emotionen vollständig zu kontrollieren. Sie weiß, dass es den Kidnappern um ihr Baby geht, und sie selbst nach der Geburt wertlos für sie ist. Also fasst sie einen Plan: Ihr werdet mich nicht töten, ihr werdet mein Kind nicht bekommen – und ich werde mich rächen ...
Die Autorin
Shannon Kirk is a practicing attorney and a law professor. She attended West Virginia Wesleyan and St. John’s Universities, is a graduate of Suffolk Law School, and was a trial lawyer in Chicago prior to moving to Massachusetts. She has been honored three times by the Faulkner Society in the William Faulkner-William Wisdom Creative Writing Competition. She lives in Massachusetts with her husband, a physicist, and their son. Method 15/33 is her first novel.
"Method 15/33" ist einer der ungewöhnlichsten Thriller, die ich seid langem gelesen habe. Lisa (ihren Namen erfahren wir erst spät im Buch und das ich ihn hier nenne könnte man als Spoiler werten) ist 16 und hochschwanger. Auf dem Weg zur Schule wird sie in einen Lieferwagen gezerrt und gekidnappt. Sie ist nicht der erste schwangere Teenager, der auf diese Weise verschwindet. Man erfährt schon ziemlich bald, das es hier natürlich um Babyhandel geht. Die Mädchen verschwinden dann auf nimmer wiedersehen. Nur leider haben sich die Kidnapper mit Lisa das falsche Mädchen geschnappt.
Denn Lisa ist anders. Sie ist seltsam, sehr intelligent und im Grunde schon eine Erwachsene. Sie hat schon ihr eigenes Forschungslabor im Keller ihrer Eltern. Und sie ist ein weiblicher McGyver. Zudem hat sie in ihrem Innern mehrere "Schalter" für Gefühle, die sie an und ausschalten kann wie sie möchte. Jedenfalls erklärt sie uns das so. Das muss man ihr einfach abnehmen. Und deswegen ist sie schon von der ersten Minute ihrer Gefangenschaft an kein jammerndes ängstliches Mädchen sondern sie schaltet sofort in ihren emotionslosen, beobachtenden Zustand. Dabei wird sie im Grunde schon von ganz natürlichen Gefühlen getrieben. Sie möchte überleben und ihr Baby schützen. Aber vor allem will sie ihre Entführer töten.
Sie legt im Kopf eine Liste der Gegenstände an, die um sie herum sind. Da wird der Henkel eines Eimers zur Waffe und sogar die Wolldecke auf ihrem Bett spielt eine wichtige Rolle in ihrem Plan. Sie geht sehr rational vor, kalkuliert im Kopf alles durch, bis sie es für perfekt hält, und am Tag 33 ist es dann soweit. Erst danach geht ihr auf, das sie zu lange geplant hat.
Mit der seltsamen Lisa muss man sich erstmal anfreunden als Leser. Sie ist kein leichter Charakter. Aber irgendwie fand sie als Figur faszinierend. Immer wieder gibt es Rückblenden auf Lisas Leben, ihre Familie, auf Ereignisse, die uns zeigen, wie sie ist und wie ihr Verstand arbeitet. Dabei wurde sie mir immer sympathischer. Zuerst empfand ich diese Rückblenden als taktische Stilmittel der Autorin, um die Handlung künstlich zu verlängern und aufzubauschen. Aber nach und nach erschienen sie mir nicht als Spannungshemmer, vielmehr erklären sie die Figuren, ihre Handlungen. Sie brachten Tiefe in die Figuren.
Als zweiten Erzähler gibt es dann den Polizisten Roger Liu und seine Partnerin Lola. Die beiden sind auf der Suche nach einem entführten schwangeren Mädchen. Der Polizist ist sehr sensibilisiert bei dem Thema Entführung aus eigener Erfahrung. Seine Perspektive bewegt sich zeitlich auf Lisas Handlungsstrang zu, bis sie dann zusammenkommen.
Das Lisa das ganze überlebt, erfährt man schon auf der ersten Seite. Denn sie berichtet uns Lesern 17 Jahre später ihre Geschichte.
Ein kleines Manko ist für mich die große Anzahl unglaublich begabter Menschen in dem Buch. Neben Lisa ist da ihr eher künstlerisch begabter Freund und Vater ihres Babys, auch die beiden Polizisten haben außergewöhnliche Gaben. Liu selber hat ein ungewöhnlich gutes Erinnerungsvermögen (Hyperthymestisches Syndrom) und auch sein Sehvermögen ist größer als bei anderen Menschen. Ergänzend zu seinen guten Augen hat seine Partnerin das Riechvermögen eines Hundes. Das ist vielleicht ein wenig zu viel des guten. Aber da das Buch so spannend, so ungewöhnlich ist, gucke ich darüber großzügig hinweg.
Das war mal so eine ganz andere Herangehensweise an einen Thriller, denn man weiß fast nicht, ob man um Lisa Angst haben muss oder vielmehr ihren tumben Entführer bedauern soll, dessen Tod sie so eiskalt plant. Mir hat das Buch jedenfalls sehr gut gefallen.