Erstmals erschienen 1975
David ist Waise, er lebt bei Onkel Bernard, Tante Dot und seinem Cousin Ronald sowie dessen Frau Astrid. Das heißt, er lebt meistens nicht bei ihnen. Seine Verwandten können ihn nicht leiden und schieben ihn ab, ins Internat, in Feriencamps, wohin auch immer, Hauptsache, sie brauchen sich nicht um ihn zu kümmern. Als die Sommerferien beginnen, ist David verunsichert. Üblicherweise hat er spätestens eine Woche vor den Ferien einen Brief der Verwandten in der Hand, in dem ihm mitgeteilt wird, wohin er in den Ferien zu fahren hat. Dieses Jahr blieb der Brief aus. Also fährt er mißmutig nach Hause, nur um festzustellen, daß Tante, Onkel, Cousin, Astrid und die Köchin die Termine verwechselt haben.
Die Verwandtschaft ist ebenso entsetzt wie er, daß sie die Ferien zusammen verbringen müssen. Der erste Tag, der Sonntag, wird entsprechend schlimm. Die Familie behandelt David so unfair, daß ihm nur noch der hilflos-verrückte Einfall bleibt, sie zu verfluchen. Er denkt sich dafür besonders wohlklingende Worte aus. Danach ist es ihm wohler, aber nur wenige Augenblicke, sein Fluch, so stellt sich heraus, war keiner, sondern ein Befreiungsspruch. Befreit wurde jemand, der kaum älter aussieht als David. Er nennt sich Luke.
Luke hat eine besondere Affinität zu Feuer, vor allem aber ist er ein unternehmungslustiger Freund für den bedrängten David. Der Montag wird auch ein recht unterhaltsamer Tag. Am Dienstag allerdings taucht ein seltsamer Gärtner namens Chew auf und am Mittwoch Mr. Wedding. Beide haben deutlich eine Rechnung mit Luke offen. Es dauert mindestens bis zum Donnerstag, an dem ein munterer rothaariger Mann erscheint, bis David und den LeserInnen dämmert, daß sie auf wundersame Weise mitten in einen sehr alten Streit der nordischen Gottheiten geraten sind.
Eight Days of Luke ist inzwischen ein Klassiker der englischsprachigen Kinderfantasy. In seiner Entstehungszeit war er ziemlich neuartig. Jones erzählt mit überzeugender Unbekümmertheit, die tatsächlich das Ergebnis sorgfältiger Planung ist, eine alte Legende neu. Sie baut darauf, daß ihr junges Lesepublikum einiges an Hintergrundwissen hat, von Loki und Thor, Walhalla, Siegfried, Schlangen und Drachen, von Tiu und Freija und anderen.
Spannung gewinnt das Buch einerseits durch die Bemühungen Davids, ‚Luke‘ zu helfen, was ihn in einen gefährlichen Handel mit ‚Mr. Wedding‘ verwickelt, andererseits durch die Familiengeschichte. Jones hat einen wachen Blick für Kinder in Bedrängnis, das teilt sich einer auch nach vierzig Jahren unmittelbar mit. Beide Handlungsstränge kommen zu einer runden Lösung, die der Götter mit eben dem Maß an Melancholie, die ihnen die Sage zuschreibt, Davids Geschichte mit dem Maß an Gerechtigkeit, die echte Befriedigung auslöst. Das Rätsel, das David lösen muß, geht Hand in Hand mit dem Enträtseln der Ereignisse und Personen, die auftauchen, die Geschichte verträgt problemlos eine zweite und auch dritte Lektüre. Es gibt deftigen Slapstick, der auch beim wiederholten Lesen wirkt.
Schönes Kinderbuch.
Es scheint nicht ins Deutsche übersetzt zu sein. Es ist bestimmt nicht leicht, die Götternamen und Wochentage adäquat zusammenzubringen.