Originaltitel: The Well (2015)
Scherz Verlag, 477 Seiten
Über den Inhalt:
In England regnet es nicht mehr, eine Dürre überzieht das ganze Land. Nur auf dreißig Morgen Land im Westen der Insel fällt noch Regen. Ruth und Mark, denen »die Quelle«, dieses noch fruchtbare Grundstück gehört, haben als Einzige Wasser und könnten sich glücklich schätzen. Doch das vermeintliche Paradies, in dem sie leben, wird zu ihrer ganz persönlichen Hölle.
Über die Autorin:
Catherine Chanter ist im ländlichen Südwesten Englands aufgewachsen und lebt seit vielen Jahren in Oxford, wo sie auch studierte. Neben ihrer Arbeit als Lehrerin und mit psychisch kranken Jugendlichen hat sie schon immer geschrieben, zum Beispiel für Radio 4, und Kurzgeschichten und Lyrik veröffentlicht, für die sie mehrfach ausgezeichnet wurde. Ihr erster Roman ›Die Quelle‹ wurde mit dem Lucy Cavendish Fiction Prize prämiert und erscheint weltweit in über 20 Ländern.
Meine Meinung:
Als Ruth und Mark Ardingly aus London aufs Land ziehen, soll es ein Neuanfang werden und ihre Beziehung neu festigen, die wegen der unbewiesenen Vorwürfe gegen Mark wegen des Besitzes von Kinderpornographie in die Krise geraten war. In England herrscht zur Zeit eine schreckliche Dürre und ausgerechnet das von ihnen gepachtete Stück Land, „die Quelle“ scheint das einzige Fleckchen Erde im weiten Umkreis zu sein, das noch fruchtbar ist und auf dem es sogar regnet. Die Ankunft von Ruths eigenwilliger Tochter Angie und ihres geliebten Enkels Lucien macht ihr erstes Weihnachtsfest dort zu einem glücklichen Ereignis. Doch über die Medien verbreitet sich die Nachricht des ungewöhnlichen Phänomens rasend schnell und lockt Neugierige und Neider an. Darunter auch eine sektenähnliche Gruppe von Frauen, die sich „Die Rose von Jericho“ nennt. Während Mark in seiner neuen Beschäftigung als Bauer voll aufgeht, schließt Ruth sich immer enger an diese Gruppe an.
Die Geschichte setzt Monate später ein, als Ruth allein in das Haus zurückkehrt, von der Polizei unter Hausarrest gestellt und bewacht, weil sie verdächtigt wird, ihren Enkel Lucien ermordet zu haben, der auf dem Grundstück zu Tode kam.
Der Klappentext beschreibt das Buch als „großen internationalen Bestseller“, der in 20 Ländern erschienen ist. Inhaltlich kann ich das nicht nachvollziehen. Aufgrund des Klappentextes hatte ich eher eine Dystopie erwartet als eine Art psychochologische Studie über die Selbstfindung einer Frau. Ich habe mich gelangweilt, streckenweise hat die Geschichte mich genervt.
Ruth erzählt die Geschichte dieses seltsamen Ortes in der Ich-Form, in Rückblenden erfährt man nach und nach, was passiert ist, seit sie und ihr Mann London verlassen haben. Sie hat kein gutes Verhältnis zu ihrer einzigen Tochter Angie, auch ihre Beziehung zu Mark ist merkwürdig. Durch Ruths eingeschränkte Sichtweise erfährt man kaum etwas darüber, was sich außerhalb des Bereichs um die „Quelle“ ereignet, die Dürre oder ihre Auswirkungen auf die Umwelt sind kein Thema. Dieses Stückchen Land markiert die Ausnahmesituation, in der das Paar sich befindet. Ruths Wahrnehmung der Welt endet am Zaun, mit dem das Grundstück umgeben ist. Die reale Welt bleibt außen vor. Auch wird schnell klar, dass Ruth eine unzuverlässige Erzählerin ist, weil sie ihrem eigenen Erinnerungsvermögen nicht traut. Entsprechend ihrem Gemütszustand klingt sie ziemlich wirr. So wird einiges bis zum Ende nicht geklärt, bleibt mehrdeutig. An der Auflösung, wer für den Tod Luciens verantwortlich ist, bleibt kein Zweifel, das war aber auch ab einem gewissen Punkt im Buch schon erkennbar.
Ruths Geschichte ist ein Flickenteppich aus Erinnerungen, zu schmerzhaft, zu vergessen und zu schmerzhaft, um sich zu erinnern. Von Anfang an war sie mir unsympathisch und das änderte sich auch nicht bis zum Ende des Buches. Als die Schwestern der "Rose von Jericho" immer mehr Raum in der Geschichte einnehmen, Ruths Anbindung an die Gruppe intensiver wird, begann ich mich zu langweilen.
Ein eigenartiges Buch, eine seltsame Mischung aus kommerziellem, experimentellem, literarischem, Fantasy-Roman und Psychokrimi, die mich nicht berühren und erst recht nicht überzeugen konnte.