5 Tage, die uns bleiben - Julie Lawson Timmer

  • Kurzbeschreibung (gem. Amazon)
    "Eindringlich, fesselnd und tief bewegend!" Jodi Picoult
    Mara, erfolgreiche Anwältin und liebevolle Ehefrau und Mutter, lebt seit einigen Jahren mit einer schrecklichen Gewissheit: Sie leidet an einer unheilbaren Krankheit. Um ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter einen qualvollen Leidensweg zu ersparen und ihnen als glücklicher Mensch in Erinnerung zu bleiben, beschließt sie, sich nach dem Auftreten bestimmter Symptome das Leben zu nehmen. Nun bleiben ihr noch fünf Tage. Fünf Tage, um sich von den Menschen zu verabschieden, die sie am meisten liebt. Fünf Tage, um letzte Spuren in ihren Herzen zu hinterlassen. Fünf Tage, um für immer loszulassen ...


    meine Meinung
    Mara ist Staranwältin, Mutter und Ehefrau. Und zudem ist sie totkrank. Die Anwältin leidet an Chorea Huntington, eine Krankheit, die die Nerven im Körper zerstört. Doch Mara will sich nicht der Krankheit hingeben und hat sich ein eigenes Todesdatum gesetzt. In 5 Tagen will sie gehen...
    Scott und seine Frau Laurie haben für ein Jahr den kleinen Curtis bei sich aufgenommen. Die Mutter des Jungen muss wegen Drogen ins Gefängnis und der große Bruder liegt Scott so am Herzen, dass seine Frau und er sich dazu entschlossen haben, Curtis für 12 Monate ein Zuhause zu geben. Doch diese Zeit läuft in 5 Tagen ab...


    "5 Tage, die uns bleiben" ist das Debüt von Julie Lawson Timmer und hat mir über weite Strecken sehr gut gefallen. Die Autorin widmet sich in ihrem Erstling direkt 2 schweren Themen: Chorea Huntington und die Pflege eines Kindes. Beides sind Themen, die für sich allein schon ein Buch füllen könnten. Dennoch hat es Timmer geschafft, mir beide Schicksale näher zu bringen.


    Die Geschichte wird von einem auktorialen Erzähler berichtet. Dabei folgt man kapitelweise Mara und Scott. Während Mara sich der Krankheit Huntington oder kurz HK stellen muss, wird Scott damit konfrontiert, dass ihm sein Pflegesohn bald in Richtung leiblicher Mutter wieder verlassen muss. Beide Schicksale sind sehr unterschiedlich, dennoch haben sie eines gemeinsam: Abschied nehmen.


    Mara nimmt gerade in der ersten Hälfte des Buches einen Großteil der Geschichte ein. Und obwohl die Autorin sehr ausführlich und auch gefühlvoll über die Anwältin und ihre Familie schreibt, konnte ich mit Mara nicht so richtig warm werden. Die Mutter einer kleinen Adoptivtochter blieb mir emotional fern, wohl auch deswegen, weil sie selbst sehr kühl und kontrolliert wirkt. Mara gesteht sich lange nicht ein, krank zu sein. Und selbst, als sie mit Sicherheit weiß, dass sie an HK erkrankt ist, sträubt sie sich mit Händen und Füßen gegen jede Hilfe. Das konnte ich auf der einen Seite sehr gut nachvollziehen, so wie ich auch ihre manchmal hässlichen Gedanken mehr als verstehen konnte, auf der anderen Seite war diese Uneinsichtigkeit mir irgendwann zu viel.


    Scott hingegen habe ich sofort ins Herz geschlossen. Seine warme, aufopferungsvolle Art mit Curtis umzugehen, sein Drang, die Welt zu retten und seine Liebe zu seiner Frau haben mich sofort für ihn eingenommen. Und im Laufe der Geschichte zeigt auch er seine nicht ganz so tollen Seiten, was ihn für mich noch sympathischer gemacht hat. Ja, ich hätte ihn auch so manches Mal schlagen können, weil er sich eine perfekte Welt erträumt hat und die Wahrheit nicht sehen wollte, dennoch kam ich mit ihm sehr viel besser klar als mit Mara.


    Der Roman selbst hat mich bis zur Hälfte sehr in seinen Fängen gehalten, danach flacht die Geschichte ab und nimmt zum Ende hin nochmal Fahrt auf. Bei zwei so emotionalen Themen ist es auch schwierig den Grat zwischen Overkill und "zu wenig" zu finden, dennoch hätte ich mir in der zweiten Hälfte etwas mehr Geschehen gewünscht. Trotz dessen hat mir die Lektüre Spaß gemacht.


    Das Ende hat mir sehr gut gefallen und passte zum Roman. Ich habe die letzten Seiten nur noch weinend gelesen, weil es mir sehr nahe ging. Genau so gab es während des Lesens immer wieder Stellen, an denen mir auf einmal die Tränen in die Augen schossen, weil es so berührend war.


    Der Stil von Julie Lawson Timmer ist sehr gut und flüssig zu lesen. Ihre Erzählweise ist direkt, gefühlvoll, drückt aber nicht zu sehr auf die Tränendrüse. Die Autorin schafft es, zwei dramatische Themen passend und gut in Szene zu setzen.


    Fazit: ein wundervoller, manchmal trauriger Roman. Wer mit den kleinen Schwächen klar kommt, sollte zugreifen!

  • Wer kann sich schon vorstellen, was es bedeutet, wenn man plötzlich einer unheilbaren Krankheit in die Augen blicken muss. Wenn man realisiert, was diese Krankheit im Verlauf der Jahre mit einem machen wird. Was, wenn man sich dann entscheidet, bei einem bestimmten Symptom einen selbstbestimmten Tod zu wählen und dadurch die Familie vermeintlich vor sich selbst zu schützen?


    Die gesamte Idee dieses Buches hatte mich von der ersten Seite an, denn nach und nach erfährt man mehr über Mara und ihre Familie und wie es zu der Situation kommen konnte. Fortwährend bangt man mit, was Mara nun tun – oder vielleicht auch nicht tun – wird. Die Autorin lässt einen bis zur letzten Seite mitbangen und mitfiebern. Dies ist ein Buch voller Emotionen und ist dabei so viel mehr, als nur eine Lektüre, die auf die Tränendrüse drückt. Diese bleiben zwar vermutlich aufgrund des Themas bei vielen Lesern nicht aus – doch die Autorin regt auch zum Nachdenken an. Ein unglaublich tolles Buch, welches sich wirklich lohnt und mich an große Autoren wie Jodi Picoult denken lässt.