Phoebe Atwood Taylor: Kraft seines Wortes

  • Phoebe Atwood Taylor: Kraft seines Wortes
    DuMont Buchverlag 2015. 240 Seiten
    ISBN-13: 978-3832163266. 9,99€
    Originaltitel: The Cape Cod Mystery (engl. 1931, dt. 1986)
    Übersetzerin: Petra Trinkaus


    Verlagstext
    Dale Sanborn ist Autor – und ein Ekelpaket. Für seine Bücher schlachtet er hemmungslos die Leben seiner Familie, Freunde und Bekannten aus. Kein Wunder also, dass er in einer kleinen Ferienhütte auf dem malerischen Cape Cod ermordet aufgefunden wird. Der ehemalige Kapitän Asey Mayo macht sich gemeinsam mit einer Urlauberin auf die Jagd nach dem Mörder. Die älteren Herrschaften schlagen sich durch ein dichtes Netz aus Intrigen und Verdächtigen – fast jeder hier hätte einen guten Grund gehabt, Dale Sanborn umzubringen. Und die Zeit drängt: Wenn das ungewöhnliche Ermittlerteam den wahren Täter nicht innerhalb von drei Tagen findet, wird ein Unschuldiger angeklagt.


    Die Autorin
    Phoebe Atwood Taylor wurde 1909 in Boston geboren und lebte in Massachusetts, wo sie 1976 starb. Neben über 20 Romanen um den kauzigen "Kabeljau-Sherlock" Asey Mayo, die auf Cape Cod spielen, schrieb sie eine weitere Reihe von Detektivromanen, in denen Leonidas Witherall in seiner skurrilen Art verzwickte Kriminalfälle löst.


    Die Reihe
    „Kraft seines Wortes“ ist der erste Band einer Krimireihe um den Hobbyermittler Asey Mayo, der 1931 auf Englisch und 1986 bei Dumont in der deutschen Übersetzung erschien. Krimicouch verzeichnet 22 Bände, von denen wohl nur 5 ins Deutsche übersetzt wurden.


    Inhalt
    Prudence, die Icherzählerin der Geschichte, verbringt ihre Ferien in einem kleinen Häuschen auf Cape Cod, gemeinsam mit ihrer Nichte Betsey, der Köchin Olga und dem Kater Ginger. Da das Haus so winzig ist, können sie leider nur zwei von Prus zahlreichen Freunden als Besucher unterbringen, obwohl es erheblich mehr Interessenten gäbe, die gern einen kostenlosen Urlaub am Meer verbringen würden. Als ein „ölig“ wirkender Schriftsteller tot aufgefunden wird, tritt Asey Mayo auf den Plan, eine männliche Version der Miss Marple. Zu klären ist, wer über Motiv, Waffe und Gelegenheit zur Tat verfügte. In einem Ferienort haben die Leute viel Zeit, andere zu beobachten, so dass es viele Beobachtungen und viele Meinungen gibt. Asey muss zunächst ordnen, welche der Aussagen zu gebrauchen sind. Asey kann sich den Luxus eines Daueraufenthaltes auf Cape Cod erlauben, wie später noch herauskommen wird. Der Mann ist ein vielseitiges Faktotum, der zur See gefahren ist, als Koch gearbeitet hat und aus alten Zeiten viele nützliche Verbindungen pflegt. Asey schulden viele Leute noch einen Gefallen und im Fall des toten Schriftstellers fordert Asey diese Gegenleistungen zügig ein. Natürlich tickten die Uhren damals noch in anderem Tempo, so wird z. B. ein Telegramm mit einer Frage losgeschickt und die Antwort geduldig abgewartet. Asey wendet erfolgreich die Taktik an, sich weit dümmer zu stellen, als er ist und die Befragten möglichst lange im Unklaren zu lassen, worauf er mit seinen Fragen hinaus will. Im Vergleich zu Cape Cods detektivischer Geheimwaffe gibt Sheriff Slough Sullivan ein eher schwaches Bild ab. Auch Prudence beteiligt sich rege an den Ermittlungen, sagt man ihr doch nach, die Instinkte ihres Vaters, eines Strafverteidigers, geerbt zu haben.


    Als 80 Jahre alten Krimi, der in einem Urlaubsort spielt, kann man Taylors ersten Band mit Vergnügen als Gesellschaftsroman lesen. Hier hängt der Entdecker eines Toten nicht wie in modernen Krimis würgend über dem Blumenbeet, sondern die Damen fallen wirkungsvoll in Ohnmacht und werden mit Ammoniakdüften wiederbelebt. Autos haben Räder mit hölzernen Speichen und unterscheiden sich offenbar so wenig von Kutschen, dass aus einem erfolgreichen Kutschenbauer ein erfolgreicher Automobilproduzent wird, dessen Nachfolger Bill mit zum Detektivpersonal des Krimis gehört. In diesem Kriminalfall werden sehr viele Personen aktiv, die Autorin legt viele Fährten aus. Allein die Sprache ihrer Figuren lässt einen beim Lesen vom Hundertsten ins Tausendste kommen. Beim Nachschlagen, was ein Zweidollarwort gewesen sein könnte, bin ich auf einer Webseite hängengeblieben, die auswertet, wann und wie häufig früher bestimmte Ausdrücke benutzt wurden.


    Fazit
    Das Buchcover in hellen Tönen signalisiert leichte Urlaubslektüre – zu heiß sollte es beim Lesen allerdings nicht sein, sonst könnte man sich zwischen Taylors Handlungsfäden leicht verirren.


    8 von 10 Punkten

  • Das ist ja witzig, daß der Roman wieder aufgelegt wurde!
    Ich habe ihn vor Jahren gelesen, als DuMont anfing, diese Reihe mit den alten Krimi-Klassikern herauszugeben. Warm werden konnte ich mit dem Buch nicht. Die seltsame Ausdrucksweise hat mich enorm gestört.
    Ich wollte es immer mal mit dem Original versuchen, kam aber nie dazu.


    So, wie Du es beschreibst, klingt es sogar spannend.
    Danke für die Vorstellung.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Die deutsche Übersetzung versucht mit verschluckten Endsilben Slang darzustellen, das holpert tatsächlich etwas. Mich hats fasziniert. Denk mal an 1931 - da haben meine Großonkel und -tanten ihr Ticket zusammengespart, um auszuwandern, oder trugen schon ihre Schulden für die Schiffspassage in die USA ab. Und währenddessen lümmelt Prudence in ihrem Ferienhaus rum, jemand sinniert darüber, ob frau sich in einem orange-gestreiften Badeanzug am Strand sehen lassen kann und noch wer lästert über die Japse ab. :chen

  • Ja, ich erinnere mich gut. :help
    An die verschluckten Endsilben, meine ich. Das soll aber im Original auch so sein. Meine alte Ausgabe hatte ein Nachwort vom Herausgeber der Reihe, glaube ich.


    1931, ähem. Ich weiß ja nicht ...
    Aber danke für die lebendige Schilderung der Vergangenheit. Sehr anschaulich.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ich habe mir Phoebe Atwood Taylors Krimi ,, Kraft seines Wortes" als Urlaubslektüre mitgenommen, und konnte damit am Strand einen klassischen Whodunit genießen, der mir vor allem aufgrund des eingesetzten Humors gut gefallen hat. Sprachlich und stilistisch werden Erinnerungen an Agatha Christie wach. Mit der Erzählerin Prudence punktet die Autorin mit einer Sympathieträgerin. Allerdings ging es auch mir so, daß der ermittelnde Asey Mayo für mich eher blass blieb und ich Schwierigkeiten hatte, ihn mir bildlich vorzustellen, was meines Erachtens an den seltsam anmutenden Auslassungen der Endsilben lag. Dennoch ist dieser Krimi für mich eine schöne nostalgische Sommerlektüre mit Humor und Charme gewesen.


    7 von 10 Punkten