Momente der Klarheit - Jackie Thomae

  • Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
    Verlag: Hanser Berlin, 2015


    Kurzbeschreibung:
    Hart, komisch, traurig, wahr: eine unromantische Komödie über Liebe heute – und über Menschen, denen sie abhandenkommt.
    Engelhardt nimmt Anlauf und verlässt die Party durch das Fenster im ersten Stock. Seine beste Freundin Maren trinkt nicht mehr und verwandelt sich in ihr höheres Ich. Marens Ex-Lover Clemens fühlt sich mittelmäßig, hat dafür aber originellen Sex, und Bender, auf dessen Hochzeit sich alle treffen, regelt seine Angelegenheiten und verschwindet, wahrscheinlich für immer. Allen gemeinsam ist, dass sie rastlos und unglücklich sind, obwohl es ihnen eigentlich ganz gut geht. Und dass sie ihre Liebe in einem hellen Moment als das sehen, was sie ist, nämlich vorbei. Jackie Thomaes Debütroman ist so hart und komisch wie das wahre Leben – eine unromantische Komödie über die menschliche Sehnsucht in den Städten von heute.


    Über die Autorin:
    Jackie Thomae, 1972 in Halle an der Saale geboren, ist Journalistin und Fernsehautorin. Gemeinsam mit Heike Blümner schrieb sie den Bestseller Eine Frau. Ein Buch (2008). Momente der Klarheit ist ihr erster Roman. Sie lebt in Berlin.


    Mein Eindruck:


    Es gibt häufige Perspektivwechsel in diesem Roman, der aus vielen kurzen Episoden besteht. Auffällig ist das hohe Erzähltempo und die vielen Figuren, die alle etwas miteinander zu tun haben.


    Nicht wenige der Figuren wirken ziemlich unsympathisch. Das liegt vor allen daran, dass die Autorin die Gedanken ihrer Figuren ungeschminkt und brutal ehrlich zeigt.


    Immer geht es um Beziehungen der Personen, wobei immer der oder die eine jemand anders liebt oder auch nicht.


    Die “Momente" der Klarheit hingegen verwundern mich beim Lesen, da diese nicht besonders tiefgründig sind, wenn z.B. der arrogante Bender in einer Disco bemerkt, dass seine langjährige Freundin ganz schön gealtert ist. Das sollte eigentlich keine so große Erkenntnis und nicht weiter erwähnenswert sein. Aber mehrere der Figuren tun so, als bemerkten sie auffällige Merkmale im Wesen ihrer Partner zum ersten mal.


    Natürlich ist die eigene Sicht der Figuren immer individuell, daraus ergibt sich aber auch, dass es bei den “Momenten der Klarheit” Verzerrungen ergeben. Und es folgert auch, dass einige Sätze wie schiefe Bilder wirken.
    Manche Sätze haben mir sehr missfallen.


    Die Handlung ist vollkommen von der Beziehungsthematk beherrscht, so dass es mir wie eine Einschränkung vorkommt.


    Stilistisch bleibt der Roman durchgehend ungewöhnlich, vielleicht etwas zu hip und cool für meinen Geschmack. Möglicherweise bietet sich der Text gut als Hörbuch an, das auch schon erschienen ist. Ich habe kurz reingehört und denke, dass der gesprochene Text geordneter wirkt. In der Buchfassung muss man mitarbeiten, um Figuren und Szenen zuzuordnen. Aber es lohnt sich manchmal doch, da einige Figuren eindrucksvoll sind und manche Passagen länger im Gedächtnis bleiben.
    Am Ende des Buches gibt es übrigens ein hilfreiches Personenverzeichnis.

  • Eigentlich beschäftige ich mich nicht gerne mit alltäglichen Befindlichkeiten kultivierter geschlechtsreifer Großstädter. Meistens wird mir schlecht dabei, denn ihre Kleingeistigkeiten empfinde ich als Schande für akademisch gebildete Menschen. Das soll Elite sein? Da lachen ja die Hühner!


    Nachdem mein arroganter Zorn verraucht ist, denke ich über die Engstirnigkeit der Kleinstädter nach und siehe da: Auch wir kriegen unser Leben nicht so hin, wie wir es hinkriegen sollten und wollten.


    Vielleicht ist das, was wir im Spiegel sehen, den uns Jackie Thomae vorhält, nur menschlich, allzu menschlich und vielleicht müssen wir einfach akzeptieren: So ist er - der menschliche Makel!


    Jackie Thomae beschreibt die Dekadenz des Allzumenschlichen empfindsam und ohne Häme. Sie entblättert und entlarvt das Eigentliche der menschlichen Motive und dringt dabei ganz tief ins Innerste ihrer Figuren vor. Das macht sie perfekt.


    Vermutlich kann sie über alles schreiben, sogar über homophobe Außerirdische. Egal, ich würde alles von ihr lesen, denn die Wörter der Autorin fließen so harmonisch ins Hirn, dass man beim Lesen eines Satzes sich schon auf den nächsten freut.


    Die Autorin zeigt uns, wie wir am Leben vorbeileben. Doch wir dürfen hoffen: Irgendwann erfasst er uns – der Moment der Klarheit, dem die Option zum Anderswerden immanent ist. Das habe ich anderswo noch nicht besser gelesen. Doch bis wir unser Leben wirklich ändern, müssen wir noch einen weiten Weg gehen.


    Umgehauen hat mich der Wurf in die Geschichte hinein. Der Anfang, erzählt in der 2. Person Einzahl, passt und ist genial.


    Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Buch der Autorin.

  • Titel: Momente der Klarheit
    Autorin: Jackie Thomae
    Verlag: Hanser Berlin
    Erschienen: Juli 2015
    Seitenzahl: 288
    ISBN-10: 3446249435
    ISBN-13: 978-3446249431
    Preis: 19.90 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Engelhardt nimmt Anlauf und verlässt die Party durch das Fenster im ersten Stock. Seine beste Freundin Maren trinkt nicht mehr und verwandelt sich in ihr höheres Ich. Marens Ex-Lover Clemens fühlt sich mittelmäßig, hat dafür aber originellen Sex, und Bender, auf dessen Hochzeit sich alle treffen, regelt seine Angelegenheiten und verschwindet, wahrscheinlich für immer. Allen gemeinsam ist, dass sie rastlos und unglücklich sind, obwohl es ihnen eigentlich ganz gut geht. Und dass sie ihre Liebe in einem hellen Moment als das sehen, was sie ist, nämlich vorbei.


    Die Autorin:
    Jackie Thomae, geboren 1972 in Halle an der Saale, ist Journalistin und Fernsehautorin.


    Meine Meinung:
    Dieser Roman ist ziemlich beliebig. Andererseits ist er aber auch nicht alltäglich. Ein Roman der mich ein wenig ratlos zurück gelassen hat. Einige Sequenzen des Buches fand ich großartig, bei anderen Sequenzen wiederum habe ich den Sinn nicht erfasst, nicht begriffen – mich sogar gelangweilt.
    Trotzdem hat mich dieser Roman nicht enttäuscht. Denn Mainstream ist dieses Buch keinesfalls. Eine interessante Leseerfahrung.
    Verwirrend fand ich die Vielzahl der handelnden Personen, die aber alle sehr glaubhaft und authentisch rüberkamen. Eine Autorin geht etwas andere Erzählwege. Und erzählen kann sie. Sie hat ihren ganz eigenen Stil, schreibt flüssig, wenn auch manchmal etwas atemlos.
    Insgesamt ein interessanter Roman, der nicht enttäuscht, der mich aber auch nicht vor Begeisterung besoffen werden lässt. 6 Eulenpunke.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.