Inhalt:
Wie rettet man eine verlorene Welt? Stürme peitschen das Land und die Geister der Menschen vergehen in einem Wahnsinn, der sich wie eine Seuche verbreitet. Dass die verborgenen Fähigkeiten der jungen Kyndra Vale der Schlüssel zur Zerstörung und gleichzeitig zur Rettung des Landes Mariar sein könnten, ahnt noch niemand ... Bei der Zeremonie zum Eintritt in die Gesellschaft der Erwachsenen geschieht etwas Unvorstellbares: Ein heiliges Artefakt zerbricht unter der Berührung der jungen Kyndra. Kurz darauf verwüstet ein Sturm ihr Dorf und die Bewohner geben dem Mädchen die Schuld an all dem Unglück. Die Situation droht zu eskalieren – bis zwei Fremde auftauchen und Kyndra mit Kräften, die seit Jahrhunderten nicht mehr gewirkt worden waren, in Sicherheit bringen. Gemeinsam fliehen sie zu der versunkenen Festung Naris, doch hier erwarten sie Intrigen, Fanatiker und Rebellen. In den unterirdischen Hallen findet Kyndra aber auch ihr wahres Ziel, und sie muss Verrat und Wahnsinn bekämpfen, um sich letztlich ihrem Schicksal zu stellen.
Meine Meinung:
So richtig vom Hocker hat mich der Auftakt zu dieser Fantasy-Trilogie nicht gehauen. Ausgangspunkt bildet das Initiationsritual der jungen Kyndra, bei dem alles schief geht. Kyndras Leben wird aus der Bahn geworfen und dank zweier geheimnisvoller Fremder gelingt ihr die Flucht vor den erbosten Dorfbewohnern. Fortan ist unklar, ist sie auf der Flucht, oder ist sie eine Gefangene? Nach einer abenteuerlichen Reise werden im geheimnisvollen Naris viele Geheimnisse gelüftet und Kyndra erfährt ihre wahre Herkunft und Bestimmung.
Der Anfang in Kyndras beschaulichem Bergdorf hat mir recht gut gefallen - eine eher mittelalterliche Atmosphäre mit rauen Menschen, die sich abends nach harter Arbeit in zünftigen Schenken vergnügen. Kyndra unterscheidet sich durch ihren Hang zum Lesen und Träumen von ihren Mitbewohnern, und so kommt sie schon frühzeitig mit dem Land Acre in Berührung, einem fiktiven Kontinent mit vielen Wundern.
Nach dem Eklat bei ihrer misslungen Initiation ist sie mit den beiden geheimnisvollen Fremden Nediah und Brégenne unterwegs, dieser Teil gefiel mir auch sehr gut. Für mich gehört das Reisen durch ferne Länder obligatorisch zu Fantasy-Romanen und hier hat die Autorin meine Geschmack voll getroffen; es geht zunächst zu Pferd in unwegsames Gelände, später dann sogar mit Luftschiffen weiter. Kyndra entwickelt sich hier nicht großartig weiter, sondern versucht sich in der Fremde zurecht zu finden. Zum ersten Mal in einer großen Stadt, die Erfahrung des Reisens, ihre Sehnsucht nach zuhause, ihre ungeschickten Versuche, sich abzusetzen, das alles fand ich sehr stimmig und glaubwürdig.
Der Einstieg der Handlung in die Welt von Naris stellte für mich daher einen Bruch in der Handlung dar. Ab sofort geht es in erster Linie um Machtkämpfe eines jahrhundertealten Ordens, um magische Konzepte, die zwar sehr ausgeklügelt sind, aber auch ziemlich umständlich erklärt werden. Lange Abschnitte konzentrieren sich auf Vorgänge in der Vergangenheit, die sich nur sehr langsam erschließen und den Bogen zur Gegenwart spannen. Kyndras Entwicklung macht Quantensprünge, die für mich nicht immer nachvollziehbar und ganz schön dick aufgetragen waren. Besonders der Showdown am Ende fühlte sich für mich seltsam sperrig an. Die Autorin setzt einen gut platzierten Schlußpunkt unter die Handlung, lässt aber genug offene Fragen, um eine Fortsetzung anzupeilen.
Leider konnte mich insbesondere dieses letzte Drittel des Buches nicht mehr überzeugen. Da auch der Sprachstil nicht herausragend ist, sondern eher nüchtern und zurückhaltend, werde ich diese Reihe sehr wahrscheinlich nicht weiter verfolgen. Für den gelungenen Auftakt und einen soliden Mittelteil gibt von mir es immerhin noch eine durchschnittliche Bewertung.