Lucy Hounsom - Die Legenden von Mond und Sonne: Naris

  • Inhalt:


    Wie rettet man eine verlorene Welt? Stürme peitschen das Land und die Geister der Menschen vergehen in einem Wahnsinn, der sich wie eine Seuche verbreitet. Dass die verborgenen Fähigkeiten der jungen Kyndra Vale der Schlüssel zur Zerstörung und gleichzeitig zur Rettung des Landes Mariar sein könnten, ahnt noch niemand ... Bei der Zeremonie zum Eintritt in die Gesellschaft der Erwachsenen geschieht etwas Unvorstellbares: Ein heiliges Artefakt zerbricht unter der Berührung der jungen Kyndra. Kurz darauf verwüstet ein Sturm ihr Dorf und die Bewohner geben dem Mädchen die Schuld an all dem Unglück. Die Situation droht zu eskalieren – bis zwei Fremde auftauchen und Kyndra mit Kräften, die seit Jahrhunderten nicht mehr gewirkt worden waren, in Sicherheit bringen. Gemeinsam fliehen sie zu der versunkenen Festung Naris, doch hier erwarten sie Intrigen, Fanatiker und Rebellen. In den unterirdischen Hallen findet Kyndra aber auch ihr wahres Ziel, und sie muss Verrat und Wahnsinn bekämpfen, um sich letztlich ihrem Schicksal zu stellen.


    Meine Meinung:


    So richtig vom Hocker hat mich der Auftakt zu dieser Fantasy-Trilogie nicht gehauen. Ausgangspunkt bildet das Initiationsritual der jungen Kyndra, bei dem alles schief geht. Kyndras Leben wird aus der Bahn geworfen und dank zweier geheimnisvoller Fremder gelingt ihr die Flucht vor den erbosten Dorfbewohnern. Fortan ist unklar, ist sie auf der Flucht, oder ist sie eine Gefangene? Nach einer abenteuerlichen Reise werden im geheimnisvollen Naris viele Geheimnisse gelüftet und Kyndra erfährt ihre wahre Herkunft und Bestimmung.


    Der Anfang in Kyndras beschaulichem Bergdorf hat mir recht gut gefallen - eine eher mittelalterliche Atmosphäre mit rauen Menschen, die sich abends nach harter Arbeit in zünftigen Schenken vergnügen. Kyndra unterscheidet sich durch ihren Hang zum Lesen und Träumen von ihren Mitbewohnern, und so kommt sie schon frühzeitig mit dem Land Acre in Berührung, einem fiktiven Kontinent mit vielen Wundern.


    Nach dem Eklat bei ihrer misslungen Initiation ist sie mit den beiden geheimnisvollen Fremden Nediah und Brégenne unterwegs, dieser Teil gefiel mir auch sehr gut. Für mich gehört das Reisen durch ferne Länder obligatorisch zu Fantasy-Romanen und hier hat die Autorin meine Geschmack voll getroffen; es geht zunächst zu Pferd in unwegsames Gelände, später dann sogar mit Luftschiffen weiter. Kyndra entwickelt sich hier nicht großartig weiter, sondern versucht sich in der Fremde zurecht zu finden. Zum ersten Mal in einer großen Stadt, die Erfahrung des Reisens, ihre Sehnsucht nach zuhause, ihre ungeschickten Versuche, sich abzusetzen, das alles fand ich sehr stimmig und glaubwürdig.


    Der Einstieg der Handlung in die Welt von Naris stellte für mich daher einen Bruch in der Handlung dar. Ab sofort geht es in erster Linie um Machtkämpfe eines jahrhundertealten Ordens, um magische Konzepte, die zwar sehr ausgeklügelt sind, aber auch ziemlich umständlich erklärt werden. Lange Abschnitte konzentrieren sich auf Vorgänge in der Vergangenheit, die sich nur sehr langsam erschließen und den Bogen zur Gegenwart spannen. Kyndras Entwicklung macht Quantensprünge, die für mich nicht immer nachvollziehbar und ganz schön dick aufgetragen waren. Besonders der Showdown am Ende fühlte sich für mich seltsam sperrig an. Die Autorin setzt einen gut platzierten Schlußpunkt unter die Handlung, lässt aber genug offene Fragen, um eine Fortsetzung anzupeilen.


    Leider konnte mich insbesondere dieses letzte Drittel des Buches nicht mehr überzeugen. Da auch der Sprachstil nicht herausragend ist, sondern eher nüchtern und zurückhaltend, werde ich diese Reihe sehr wahrscheinlich nicht weiter verfolgen. Für den gelungenen Auftakt und einen soliden Mittelteil gibt von mir es immerhin noch eine durchschnittliche Bewertung.

  • x Autorin: Lucy Hounsom
    x Übersetzerin: Barbara Röhl
    x Titel: Naris
    x Originaltitel: Starborn
    x Reihe: Die Legenden von Mond und Sonne, Band 1
    x Genre: Fantasy
    x Erscheinungsdatum: 11. Mai 2015
    x bei Piper
    x 528 Seiten
    x ISBN: 3492703488
    x Erste Sätze: Als Kyndra am Tag der Zeremonie erwachte, hatte sie in einem kurzen, noch im Traum verhafteten Moment das Gefühl, er würde auch ihr letzter sein. Keuchend setzte sie sich auf. Unter ihrem Hemd raste ihr Herz, und sie presste sich eine schweißnasse Handfläche an die Brust.


    Klappentext:


    Wie rettet man eine verlorene Welt?


    Stürme peitschen das Land, und die Geister der Menschen vergehen in einem Wahn, der sich wie eine Seuche verbreitet. Alte Kräfte, derer sich niemand mehr erinnert, werden plötzlich wieder gewirkt. Und tief in den Ruinen einer versunkenen Festung regt sich Widerstand gegen die Herrschaft eines Ordens, den man längst ins Reich der Legenden verbannt hatte. Dass die verborgenen Fähigkeiten der jungen Kydra Vale der Schlüssel zur Zerstörung und gleichzeitig zur Rettung einer ganzen Welt sein könnten, ahnt derweil noch niemand …


    Rezension:


    Das Cover und der Klappentext von Lucy Hounsoms Debüt „Naris“, das den Auftakt zur voraussichtlich dreiteiligen Reihe von „Die Legenden von Mond und Sonne“ darstellt, sprachen mich gleichermaßen an, so dass ich das Buch unbedingt lesen wollte. Allerdings stellte sich im Nachhinein leider heraus, dass letztendlich doch etwas zu viel versprochen wurde.


    Das Buch wurde in 32 Kapitel aufgegliedert und setzt sich aus 3 Abschnitten zusammen. Der Schreibstil der Autorin ist nicht auffallend schlecht, allerdings wird so trocken erzählt, dass man beim Lesen beginnt, gedanklich abzuschweifen, weil einfach keine richtige Spannung entsteht und das Mitfiebern ausbleibt.


    Dabei besteht eigentlich Potenzial für einen spannenden Fantasyroman, wie man schon anhand des Klappentextes erkennen kann. Kyndra Vale lebt in einem Dorf, in dem die jungen Erwachsenen einem Ritual unterzogen werden, bei dem ihnen ein Artefakt verrät, wie ihr wahrer Name und ihre Bestimmung lauten. Doch als Kyndra an der Reihe ist, passiert etwas anderes: Das Artefakt zerbricht, obwohl sie es nur in den Händen hält.


    Daraufhin muss das junge Mädchen aus dem Dorf, dessen Bewohner ihr nach dem Leben trachten, fliehen, was ihr mit Hilfe zweier Fremder gelingt. Allerdings ist nicht klar, ob es sich wirklich um eine Rettung, oder eher um eine Entführung handelt – fest steht nur, dass die blinde Frau und der schweigsame Mann magische Gaben besitzen. Die beiden nehmen Kyndra mit an einen Ort namens „Naris“, an dem sie unter Beweis stellen muss, dass auch sie eine magische Gabe besitzt.


    Dummerweise ist Kyndra davon überzeugt, dass sie, abgesehen von ihren quälenden Visionen, ein ganz normales Mädchen ist – und so entwickelt sich die Geschichte in eine Richtung, in der Kyndra an einem Ort voller Intrigen und Lügen um ihr Leben kämpfen muss.


    Könnte also richtig spannend sein, würden Kyndras Visionen und die endlosen Erzählungen verschiedener Charaktere nicht Auszügen eines Geschichtsbuchs gleichen. Die Story um Naris und eine Widerstandsgruppe im Untergrund reicht weit zurück, viel ist passiert und hat zu einem gewissen Punkt auch mit Kyndra zu tun … und genau so wirr, wie dieser Absatz klingt, wirkt das ganze Buch.


    Vielleicht können hartgesottene Fantasyfans trotzdem oder gerade deshalb perfekt in der Geschichte versinken – ich als Leserin, die wenig Highfantasy liest, konnte es leider nicht.


    Fazit:


    Eine Story mit Potenzial, welches allerdings durch zu viele trockene Schilderungen und alte Geschichten vergeudet wird – leider zu wenig Emotion, um sich mit den Charakteren zu identifizieren.


    Bewertung:


    4 von 10 Sternen