Andrew Hope lehrt Geschichte. Er träumt davon, ein umwälzendes Werk über einen ganz neuen Blick auf die Vergangenheit zu schreiben. Unweit der Universität lebt sein Großvater Jocelyn, ihn hat er als Kind oft besucht, später aber kaum noch. Als der Geist seines Großvaters nachts auf der Straße vor ihm auftaucht und mit einem Pergament mit einem seltsamen Siegel winkt, ist Andrew zwar traurig, daß der Großvater tot ist, nimmt das Erbe aber gern an. Es gibt ihm genau die Ruhe, die er braucht, um endlich sein großes Buch zu schreiben. Was Andrew fast völlig vergessen hat, ist, daß sein Großvater ein sehr fähiger Zauberer war.
Aidan Cain ist ein Teenager in Schwierigkeiten. Seit seine Großmutter gestorben ist, lebt er bei Pflegeltern. Das wäre zu ertragen, gäbe es da seit einigen Nächten nicht die seltsamen Gestalten, die ihn jagen. Sie wollen ihn umbringen, soviel ist Aidan klar. Da hilft nur die Flucht. Das Ziel kennt Aidan, das alte Haus eines Mannes namens Jocelyn Brandon.
In diesem jüngsten, ihrem letzten Kinderroman webt Jones aus einfachen Alltagsszenarien eine magische Abenteuergeschichte so bunt wie die beiden farbigen Glasfenster, die zum Kern des eigentlichen Geheimnisses gehören. Eine Gruppe witzig-verrückter Figuren, Haushälterin, Gärtner, ein Ex-Jockey, dessen wunderschöne Tochter, pferdeverrückt und Software-bewandert, belebt die Bühne, auf der sich bald auch Personal aus Shakespeares Sommernachtstraum tummelt.
Wer Bücher von Jones kennt, wird so einige Motive wiedererkennen, magische Zäune, Jockeys, PC-Probleme, Riesen, Streitigkeiten zwischen Familien mit gewissen Begabungen, magische Gegenstücke zu Menschen. Das tut der Freude aber keinen Abbruch.
Manches ist ein wenig in die Länge gezogen, anderes kommt einer in einem Buch, das 2010 erschienen ist, ein wenig altmodisch vor, etwa der Kleinkrieg zwischen Haushälterin und Gärtner oder Andrews Probleme, sich gegen das Personal durchzusetzen, die papierne Liebesgeschichte, aber auch das große Dorffest mit einem Personal wie aus einem Roman der 1930er Jahre.
Die junge LeserInnenschaft wird das weniger stören. Ebensowenig der Umstand, daß manche Konflikte ein bißchen schnell aus der Welt geschafft werden.
Erfreuen kann man sich auf jedem Fall an den Einfällen zum Funktionieren der Magie – BrillenträgerInnen werden die Welt anders sehen nach dem Lesen - , dem gelungenen Wiederaufleben eines längst dahingeschiedenen dörflichen England, den liebevoll geschilderten Figuren. Es gibt originelle Wortspiele, vor allem mit Namen. Die Vorstellung eines magischen Schutzgebiets, eines field-of-care, ist gut ausgedacht und ausgemalt. Der Showdown während des Dorffests ist beeindruckend. Trotz mancher Längen bleibt die Spannung erhalten. Schön ist der Fingerzeig, daß auch Erwachsene Magie nicht vergessen sollten.
Nicht ihr bestes, aber immer noch ein sehr gutes Kinderbuch von jemand, die genau weiß, was Magie eigentlich ausmacht, sowohl die phantastische als auch die des Schreibens und Erzählens.