Krischan Koch - Rollmopskommando

  • Taschenbuch: 288 Seiten
    Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
    erschienen am 1. April 2015


    über den Autor: (Quelle dtv-Verlag)
    Krischan Koch lebt dicht am Wasser in Hamburg, wo er als Filmkritiker für den NDR arbeitet, und auf der Nordseeinsel Amrum, wo er die verrückt-bösen Kabarettprogramme für den "Hamburger Spottverein" erfindet. Dort schreibt er, mit Blick auf die See, auch seine Kriminalromane.


    zum Inhalt:
    Zwei Jahre nach den Ereignissen auf Amrum sorgt sich Polizeiobermeister Thies Detlefsen erneut um die Schließung seiner Wache im beschaulichen Fredenbüll. Es passiert einfach nichts in dem kleinen Ort an der Nordseeküste. Jedenfalls nichts, was auch zur Anzeige käme. Althippie Bounty hat beim Pilzesuchen einen Koffer voller Geld gefunden, den er aber lieber verheimlicht. Mit der Viertelmillion Dollar und Schweizer Franken will er seine Freunde beschenken und sich eine Reise nach Indien gönnen. Bevor er allerdings seine Pläne umsetzen kann, wird im benachbarten Schlütthorn die Bank überfallen. Thies hat endlich wieder etwas zu tun und bekommt sogar Unterstützung von Nicole, der Kommissarin aus Husum. Sie ermittelt nämlich im Mordfall an einer Bankkundin.


    meine Meinung:
    In Fredenbüll gibt es kaum Straftaten, die eine eigene Polizeiwache rechtfertigen. Der Schimmelreiter fährt ab und an mit hoher Geschwindigkeit über die Deichstraße, Jugendliche stehlen einen Sack Holzkohle und der Mord an einem Biobauern liegt schon einige Zeit zurück. Was für alle anderen ein sicheres Gefühl bedeutet, lässt Detlefsen um seinen Job bangen. Er würde nur ungern versetzt werden. Von daher wurde es höchste Zeit, dass Krischan Koch erneut ein Verbrechen stattfinden ließ. Im inzwischen dritten Küstenkrimi gibt es daher auch ein Wiedersehen mit den bekannten Figuren aus Rote Grütze mit Schuss und Mordseekrabben. Sie alle haben ihre eigene Persönlichkeit entwickelt und fügen sich als Gruppe zusammen. Man meint fast, die Runde um den Stehtisch in der Hidde Kist bei Antje zu kennen, so lebendig wurden sie beschrieben.


    Der Krimi um den Banküberfall zeichnet sich nicht unbedingt durch Spannung aus. Der ermittelnde Polizist hat augenscheinlich zu wenig Erfahrung, um mit schweren Jungs umzugehen. So muss er vor gefährlichen Einsätzen auch erstmal seine schusssichere Weste und die Dienstwaffe von zu Hause holen. Vielmehr ist es eine Krimikomödie, in der am Ende alle offenen Fragen beantwortet wurden. Die Ermittlungen und Schlussfolgerungen sind logisch aufgebaut und enthalten genügend Wendungen, um auf knapp 300 Seiten immer noch zu überraschen. Trotz der Mordfälle geht es recht unblutig zu und auch bei der Geiselnahme werden zunächst die elementaren Bedürfnisse aller mit Rollmopsburger gedeckt. Die Ganoven sind ebenso pragmatisch wie die Dorfbewohner.


    Der Fall liest sich schon allein durch die lockere Schreibweise sehr schnell. Allerdings fällt es auch schwer, sich allzu oft von den sympathischen Figuren zu trennen, sodass man viel zu früh am Ende angelangt ist. Der Humor ist einfach nur mit friesisch zu beschreiben. Die Lektüre ist unterhaltsam und verschafft zumindest für einige Stunden eine steife Brise von vorn und Wellenrauschen, selbst wenn man nicht an der Küste ist.