Über den Autor
Joshua Ferris wurde 1974 in Illinois geboren. Sein erster Roman „Then We Came to the End“, dt. “Wir waren unsterblich”, (2007) erschien in 24 Ländern, wurde mit dem Hemingway Foundation/PEN Award ausgezeichnet und für die Shortlist des National Book Award nominiert. Mit seinem zweiten Roman „Ins Freie“ kam Joshua Ferris 2010 auf die prestigeträchtige Auswahlliste „20 Under 40“ des Literaturmagazins The New Yorker. Beide Romane wurden von der Kritik hoch gelobt und waren internationale Bestseller. Joshua Ferris lebt mit Frau und Kind in New York.
Klappentext (aus: Verlagsseite von "Randomhouse")
Ein Leben außer Kontrolle.
Paul O’Rourke ist Zahnarzt mit einer gutgehenden Praxis an der Park Avenue in Manhattan. Er liebt das Leben, auch wenn er vielleicht nicht besonders viel damit anzufangen weiß. Doch dann tritt plötzlich ein Fremder im Internet unter O’Rourkes Namen und Beruf auf und bedroht fundamental dessen Identität – nicht nur in den virtuellen Tiefen des Internets, sondern auch im ganz realen Leben.
Paul O’Rourke ist ein Mann voller Widersprüche: Er verachtet die Welt der sozialen Medien, ist aber abhängig von seinem iPhone, er ist ein Zahnarzt, der heimlich raucht, ein glühender Fan des Baseballteams der Red Sox, der es nicht ertragen kann, wenn sie gewinnen, und er ist ein Atheist, der Gott nicht ganz aufgeben will. Kurz, der Zahnarzt mit gutgehender Praxis an der Park Avenue in Manhattan liebt zwar das Leben, weiß aber nichts Rechtes damit anzufangen.
Als Paul eines Tages feststellt, dass jemand in seinem Namen eine Website, eine Facebook-Seite und einen Twitter-Account eingerichtet hat, verfolgt er mit ohnmächtigem Entsetzen die Entwicklung seines virtuellen Alter Ego. Bald geht es nicht mehr nur um die Verletzung seiner Privatsphäre, sondern um etwas viel Beunruhigenderes: Jemand hat seine Identität gestohlen, und dieser »Online-Paul« beginnt ein Eigenleben zu führen – manchen ist er sogar sympathischer als der echte. Fieberhaft versucht Paul herauszufinden, was der Grund für dieses böse Spiel sein und wer dahinterstecken könnte. Er vernachlässigt dabei nicht nur seine Zahnarztpraxis, sondern gerät immer tiefer in die Abgründe einer digitalen Welt, die zunehmend sein reales Leben und Ich zu dominieren droht.
In seinem vielbeachteten Roman »Ins Freie« hat Joshua Ferris das Schicksal eines Mannes beschrieben, der die Kontrolle über sein Leben verliert, weil eine unbeherrschbare Zwangsstörung Besitz von ihm ergreift. In »Mein fremdes Leben« variiert Ferris dieses Thema auf eine noch verstörendere, noch brisantere Weise, indem er zeigt, wie wenig es in unserer modernen Welt bedarf, um unsere gesamte Existenz, unsere ureigenste Identität anzugreifen und in Frage zu stellen.
Meine Meinung zum Buch
Joshua Ferris hat mich mit seinem neuesten Roman vor einer lebensbedrohlichen Leseflaute gerettet. Der Plot, den er ersonnen hat, ist nämlich ganz und gar nach meinem Geschmack. Ich liiiebe Paul O´Rourke !!! Er ist ein totaler Normalo, ein Planktonmensch in New York - und es ist ihm auch bewusst. Er schielt ständig links und rechts, ob er auf dieser Autobahn der Agnostiker nicht doch mal ein Überholmanöver riskieren könnte.
Ferris Schreibstil stößt den Leser nicht ins kalte Wasser, d.h. der Roman beginnt nicht "in media res", sondern der Autor lässt den Single-Zahnarzt O´Rourke, der seltsamerweise noch immer mit seiner Ex-Freundin Conny, einer Poetin, den Arbeitsplatz teilt, in inneren Monologen über Gott und die Welt dahin philosophieren. Paul O´Rourke, der sich einen Dreck um die Entfaltung von Statussymbolen, die seinem Berufsstand entsprechen würden, schert, wird urplötzlich von einem anonymen Doppelgänger im Netz terrorisiert. Im Team freut sich nur eine über die neue Webseite, die Arzthelferin Betsy Convoy, die der Unbekannte im Netz mit einem ihrem Ego schmeichelnden Foto aus dem Jahre 1968 den Website-Besuchern präsentiert.
Dem Zahnarzt Paul O´Rourke wird von seinem Alter Ego im Internet seine Identität nicht nur durch die (unerwünschte) Erstellung einer Zahnarzt-Website gestohlen. Nein, der Unbekannte geht noch weiter. Er erstellt auch einen Facebook- und Twitter-Account auf den Namen "Paul O´Rourke".
Dem wirklichen Paul O´Rourke wird auf der Jagd nach dem Identitätsräuber der Kontakt zu einer Sekte von Zweiflern offeriert, der er sich als Atheist schließlich anschließt.