Hier kann zu den Seiten 102 - 208 (Kap. 8 - 14) geschrieben werden.
'Tanz des Vergessens' - Seiten 102 - 208
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Judith trifft diesen Richard im Café und bringt ihn unabsichtlich in eine kompromittierende Situation. Auweia, wenn das nicht irgendwann nochmal böse Folgen hat... Dieser Richard ist mir sehr suspekt, er scheint durch und durch Opportunist zu sein, der sich immer an die hängt, die ihm gerade am meisten nützen können - dabei ist er aber nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht zu sein. Bei ihm könnte ich mir auch gut vorstellen, dass er Lou oder eine ihrer Freundinnen irgendwann böse reinreitet, sei es aus verletzter Eitelkeit oder weil er sich sonstwas davon verspricht.Judith ist also tatsächlich lesbisch...hmm. Was ich davon halten soll, weiß ich nicht so recht bzw. frage ich mich, welche Bedeutung diese Tatsache noch für die weitere Geschichte haben wird. Was mich wundert ist, dass sie ihre Neigung so völlig ungeniert und offen auslebt, und das in einer Zeit, wo Homosexualität ja alles andere als akzeptiert wird!
Lou stürzt sich ins Nachtleben und genießt es, von ihrem Kavalier Ernst Hoffoldinger ausgeführt und verehrt zu werden. Sie lässt sich sogar auf eine Beziehung mit ihm ein; allerdings glaube ich nicht, dass sie wirklich in ihn verliebt ist. Eher sucht sie wohl unbewusst jemanden, der auf sie aufpasst und bei dem sie sich anlehnen kann.
So ganz durchschaue ich Lou eh noch nicht. Auf der einen Seite kann sie so tough sein und dann wirkt sie auch mich wieder unglaublich naiv.Auch dass sie sich auf die Scharade mit der Adoption einlässt, kommt mir nicht wirklich durchdacht vor; vermutlich ist es eher ihrer Existenzangst geschuldet, die sie jetzt wieder einholt, wo sie ihren Job bei Prantl hingeschmissen hat.
Dieses neue "Familienleben" finde ich auch mehr als merkwürdig. Für Hoffoldinger kann es ja auch kaum ein wirklicher Gewinn sein, denn jetzt steht Lou fast völlig unter der Fuchtel seiner Frau und zu nächtlicher Zweisamkeit gibt es auch kaum noch Gelegenheit. Da frage ich mich doch, ob es nicht tiefere Beweggründe gab, dass er Lou in sein Haus geholt hat???
Hilde scheint diese "Adoptivtochter" ja auch nur aus persönlicher Eitelkeit angenommen zu haben, um sich jetzt vor ihren Bekannten als große Wohltäterin präsentieren zu können.Abgesehen davon bin ich sehr gespannt, ob Lou nicht zum Schluss noch der große Befreiungsschlag gelingt und sie sich allein und unabhängig als Taschendesignerin etabliert! Das scheint ja ihre große Berufung zu sein, allerdings kann ich mir vorstellen, dass es für eine junge Frau in der damaligen Zeit sicher nicht einfach war, da allein Fuß zu fassen.
Frida finde ich - trotz ihres grellen Make-ups - immer noch seltsam farblos. Man erfährt kaum was von ihr, sie macht mit ihrem Kommerzienrat rum, aber ansonsten bleibt sie eher eine Randfigur.
Ebenso Max - er taucht mal auf, dann ist er wieder weg... Ich frage mich, ob er später nochmal eine größere Rolle spielen wird...
Immerhin wissen wir jetzt, warum Lou wegen ihres Bruders so ein schlechtes Gewissen hat, das hatte ich mich nämlich die ganze Zeit schon gefragt. Schön, dass die beiden sich jetzt wenigstens ausgesprochen haben!
LG, Bella
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Irgendwie wird mir Lou immer suspekter.
Vor allem diese Aktion mit der Adoption ist schon ganz schön abgedreht. Ich habe echt keine Ahnung was das soll.
Die Beschreibung der LebensUmstände damals finde ich immer noch sehr gelungen nur von den Figuren finde ich noch keine so wirklich sympathisch. Vor allem Lou ist immer noch sehr oberflächlich und wrktvauf mich schrecklich egoistisch.
Judith dagegen mag ich recht gerne. Dass sie ihre Homosexualität so auslebt finde ich sehr glaubwürdig. So weit ich weiß, war das in der Weimarer Republik zumindest in Künstlerkreisen und so durchaus üblich -
Vielleicht bin ich wg. des Auslebens der Homosexualität nur so sensibilisiert, weil ich gerade erst "Donaunebel" gelesen habe. Das spielt zur gleichen Zeit in Wien und darin kommt eine junge Frau wg. ihrer Homosexualität erst ins Gefängnis und dann in die Psychiatrie. Von daher könnte man schon befürchten, dass irgendein missgünstiger Mitmensch Judith irgendwann noch einen Strick aus ihren Neigungen dreht...
LG, Bella
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Richard ist mir wirklich äußerst suspekt, ich glaube der wird Judith oder Lou noch in Schwierigkeiten bringen. So wie Judith ihn selbst - unabsichtlich - in Schwierigkeiten gebracht hat.... unsympathisch ist er auch, irgendwie konnte ich ihn mir anhand der Beschreibung da in dem Cafe richtig gut vorstellen, wie er da hockt wie so ein ausstaffierter Gockel....
Bisher verstehe ich Lou schon noch, sie will halt das Beste aus ihrer Situation machen. Mir tut Hoffoldingers Frau irgendwie leid.
Zitat
Original von Zwergin
Judith dagegen mag ich recht gerne. Dass sie ihre Homosexualität so auslebt finde ich sehr glaubwürdig. So weit ich weiß, war das in der Weimarer Republik zumindest in Künstlerkreisen und so durchaus üblichZitat
Original von belladonna
Vielleicht bin ich wg. des Auslebens der Homosexualität nur so sensibilisiert, weil ich gerade erst "Donaunebel" gelesen habe. Das spielt zur gleichen Zeit in Wien und darin kommt eine junge Frau wg. ihrer Homosexualität erst ins Gefängnis und dann in die Psychiatrie. Von daher könnte man schon befürchten, dass irgendein missgünstiger Mitmensch Judith irgendwann noch einen Strick aus ihren Neigungen dreht...hier würde mich auch mal die Gesetzeslage interessieren. Das man in den Golden 20ies recht freizügig und frivol unterwegs war ist wohl nix neues, und auch das bei so mancher Orgie mal ein Mann auf nem Mann und eine Frau auf einer Frau gelandet ist, das scheint wohl auch ganz klar so - zumindest in gewissen Kreisen - akzeptiert worden zu sein. Aber richtig offene homosexuelle Beziehungen waren wohl ein ganz anderes Thema, das kann ich mir so jetzt auch nicht vorstellen. Natürlich war Männer-Mangel und so manche Nachkriegs-Witwen haben da das Beste draus gemacht, aber sicherlich eher im Geheimen, vermutlich hat man einfach zusammen gewohnt, weil Wohnungen teuer waren, und hinter verschlossener Tür konnte man dann ja machen was man wollte.
Ansonsten war Homosexualität glaub ich wirklich überall strafbar, ich hab grade erst vor kurzem "The imitation game" gesehen.... der gute Mann, Alan Turing mit Namen, hat einen großen Anteil daran das der 2 WK beendet werden konnte, hat nebenbei die Urmutter aller Computer erfunden, und wurde dann als er nicht mehr gebraucht wurde wegen Homosexualität eingebuchtet und schlimmeres.... -
Zitat
Original von belladonna
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JImmerhin wissen wir jetzt, warum Lou wegen ihres Bruders so ein schlechtes Gewissen hat, das hatte ich mich nämlich die ganze Zeit schon gefragt. Schön, dass die beiden sich jetzt wenigstens ausgesprochen haben!
LG, Bella
Warum sie ein schlechtes Gewissen hat und sich schuldig fühlt wissen wir ja schon aus dem ersten Teil, aber jetzt haben sie sich ausgesprochen. Leider kann sie sich mit Curd nicht mehr aussprechen.
Nicht mehr Strafbar ist die Homosexualität erst seit 20 Jahren. Verfolgt von den politischen Gegnern wurde sie wohl erst in den 30er Jahren.
Ja, Richard. Ich mag ihn nicht und vermute, er wird den beiden noch übel mitspielen.
Was es mit dieser Adoption auf sich hat? bin gespannt, wie es weitergeht.
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Ich denke, die Adoption hat zunächst mal zwei Gründe: Lou von der Straße zu holen, denn immerhin ist sie ja jetzt erstmal mittellos und hat wenig Aussichten auf einen neuen Job, und dann natürlich Ernst und Lou die Gelegenheit zu geben, mehr Zeit miteinander zu verbringen. Wobei ich mir letzteres nicht ganz einfach vorstelle, denn die Ehefrau wird ja von nun an meistens mit dabei sein und dann wohnt ja vermutlich noch diverses Personal mit im Haus - ob da so viele Gelegenheiten zur ungestörten Zweisamkeit bleiben?
Ob Ernst der unerfüllte Kinderwunsch seiner Frau wirklich so am Herzen liegt, davon bin ich nicht ganz überzeugt. Vielleicht sieht er es eher praktisch und denkt, dass seine Frau wenigstens beschäftigt ist, wenn sie eine "Tochter" zum Betüddeln hat...
LG, Bella
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Dieses Hausmädchen Kathi trauche ich auch nicht über den Weg.
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Homosexualität ist seit dem Kaiserreich (1871-1918) in Deutschland strafbar gewesen und, der berühmte Paragraph 175 ist, wie schon geschrieben wurde, erst vor 20 Jahren aufgehoben worden. Dennoch war gerade in den 20er Jahren ein recht freizügiger Umgang in Berlin feststellbar. Schon vor 1914 gab es - darauf habe ich bei der LR zum "Sommer der Freiheit" schon verwiesen - in Berlin recht viele Klubs, die zwar z.B. als "Häkelklubs" für Frauen getarnt, aber als lesbische Treffpunkte bekannt waren. Im Bereich der Schwulenlokale war das nicht anders (da gibt es ja die Theroie, Kaiser Wilhelm II. wäre selbst schwul gewesen. Einer seiner engsten Berater wurde im Verlauf der "Grunewaldaffäre" um 19005 (?) als homosexuell enttarnt und angeklagt). Interessant ist, dass nur Männer unter den § 175 fielen. Bei Frauen ging man davon aus, dass sie nicht homosexuell sind, sondern einfach bislang noch nicht den richtigen Mann gefunden hatten. Weibliche Homosexualität wurde also negiert.
Interessant ist der Hinweis, dass in Wien eine Frau deswegen in die Psychiatrie eingewiesen wurde. Solche Fälle wird es sicherlich auch in Deutschland gegeben haben. Es ist hier wichtig, zwischen Berlin - der "Lasterhöhle" - und dem Land zu unterscheiden. In München war man erstaunlicherweise auch tolerant - obwohl der § 175 galt und es natürlich Skandale um prominente Homosexuelle gab. Es ist eben das eine, daraus aus bestimmten Gründen ein Politikum zu machen, und das andere, es im Alltag mehr oder weniger hinzunehmen, wenn "nichts" passiert....
Übrigens ist es ein offenes Geheimnis, dass der bayerische "Märchenkönig" Ludig II. schwul war und seine Affären hatte. Das wurde erst ab den 1930er Jahren ein Problem, das zunehmend vertuscht wurde. Die Wittelsbacher schweigen sich bis heute dazu aus und lassen auch keine Recherchen dazu in ihrem Geheimen Hausarchiv zu.Die Geschichte mit der Adoption Lous durch Ernst basiert übrigens auf einem realen Vorbild: Gina Kaus (1893-1985), eine österreichische Autorin aus dem engeren Freundeskreis um Vicki Baum, hat ihren ersten Ehemann im Ersten Weltkrieg fürh verloren und sich dann von einem reichen Liebhaber adoptieren lassen. Er konnte sich aus finanziellen Gründen nicht scheiden lassen, wollte aber mit Gina zusammenleben. Letztlich hat er sie aber aus dem haus geworfen, als er feststellte, dass sie ihn ausnutzte und jüngere Liebhaber auf seine Kosten aushielt. Gina Kaus schildert das in ihrer biographie "Von Wien nach Hollywood". Mich hat das sehr berührt, weil Gina wohl auch eine Art Vaterfigur und natürlich materielle Sicherheit gesucht hat und irgendwie schien es öfter vorzukommen, denn niemand nahm Anstoß an der Adoption und der Tatsache, dass sie mit dem reichen "Vater" und seiner Frau in einem Haus lebte, obwohl sich jeder denken konnte, wo der Hase lang lief.
Das nur, um einmal mehr zu zeigen: das Leben ist oft einfallsreicher als die FiktionLetztlich hat Ernst noch weitere Beweggründe, weil er in Lou wohl tatsächlich mehr die Tochter als die Frau sieht, denn, wie schon angesprochen, das Sexuelle kam nach dem Umzug Lous in den Herzogpark, kaum mehr vor. Aber auch Lou braucht Sicherheit und Halt, ein Verhalten, das in jener Zeit typisch ist.
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Ich weiß nicht so recht, was ich erwartet hatte, aber mit dem Buch werde ich (bisher) nicht so richtig glücklich. Es gibt nur eine Bohème, die ich mag. Und das ist die „La Bohème“ von Giacomo Puccini. Und das (natürlich) vor allem wegen der wunderbaren Musik.
Mit den Beschreibungen hier kann ich mir zwar alles recht gut vorstellen, nur nachvollziehen / verstehen ist eher das Problem, was wohl daher kommt, daß ich noch nie jemand war, der gerne gefeiert oder sich die Nächte um die Ohren geschlagen hat. In der Situation von Lou würde ich mich vermutlich eher zurückziehen denn in irgendein Nacht- oder sonstiges Leben stürzen, so daß sie eine mir völlig fremde Reaktionsweise an den Tag legt. Wobei ich weiß, daß ich (Gott sei Dank) bisher keinen Krieg erlebt habe und demzufolge nicht beurteilen kann, wie ich nach einem solchen Denken und Handeln würde. Die Erfahrung habe ich auch keine Motivation zu machen.
Was mich (damit setze ich mich zum wiederholten Male dieses Jahr in die Nesseln) auch stört, sind die dauernden sexuellen, vor allem homosexuellen Anspielungen und Verwicklungen. Im Moment scheint das, egal um welche Epoche es geht, groß in Mode zu sein. Nur daß ich noch nie im Leben Moden mitgemacht habe. Obwohl sich das Buch - wie gewohnt - gut liest, bin ich noch nicht sicher, ob ich zu Ende lesen werde. Oder ein anderes mit deutlich verschiedenen Wertvorstellungen zwischenschieben oder parallel lesen werde.
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Lou lässt sich also von Ernst und seiner Hilde adoptieren. Weiss Hilde wirklich nicht, was gespielt wird, oder sieht sie nur darüber hinweg? Wenn das mal kein schlimmes Ende (ungewollte Schwangerschaft?!) nimmt. Wenigstens hat Lou sich mit ihrem Bruder ausgesöhnt und ausgesprochen. Er will jetzt das elterliche Geschäft verkaufen - ob das so einfach war in der Zeit, sei dahin gestellt - und in Köln Jura studieren. Da hatte Judith schon Recht, man kann auch mit einem Holzbein Recht sprechen. Und wenn man einem Bösewicht das Holzbein noch über den Schädel ziehen kann, ist es natürlich noch besser
Scherz beiseite. Es wurden auch ernste Themen angesprochen. Judith ist doch lesbisch und nimmt Drogen. Absinth ist ja "noch" OK, da es ja die Zeit war. Aber Koks? Wie schrecklich. Ich bin froh, dass ich sowas nie angerühert habe. -
Heidi : Danke für deine ausführlichen Hintergrundinfos!
Das Ludwig II von Bayern wohl schwul war ist ja nun wirklich kein Geheimnis mehr, aber interessant das die Familie selber es immer noch zu vertuschen versucht.
Ich finde das du die Zwanziger (die mich schon lange interessieren und faszinieren) sehr gut rüber gebracht hast, eine Geschichte über diese Zeit ohne Sexuelles hätte ich nicht so ganz ernst nehmen können, es gehört einfach dazu. Ich finde es auch wohl-dosiert, es dominiert die Geschichte nicht, wird aber auch nicht unter den Tisch fallen gelassen
Judith ist mir nach wie vor nicht besonders sympathisch. Sie wirkt auf mich recht herrisch und besitzergreifend. Ihre Drogen-Eskapaden machen das irgendwie nicht besser. Mal schauen wie das mit der Freundin weiter geht Greta ist ja so ein schöner Name, warum musste sie nur "Gege" draus machen. Is ja furchtbar....
@Si:
In letzter Zeit frag ich mich wirklich manchmal wie du damals die Darkover-Leserunde durchgestanden hast -
SiCollier :
An Dich musste ich beim Lesen des Buches ganz oft denken... ich bin gespannt, ob Du bist zum Ende durchhalten wirst! Und das meine ich völlig wertfrei, denn ich kenne Deine Einstellung zu diesen Themen und akzeptiere sie auch. Jeder hat hier das Recht auf seine eigene Meinung...Ich hab's auch nicht so mit Partys und lange abends Ausgehen - dazu brauche ich schon viel zuviel Schlaf und hätte keine Lust, mich jeden Morgen komplett gerädert aus dem Bett zu hieven. Aber ich kann nachvollziehen, dass sie Lou und ihre Freunde ins allabendliche Vergnügen stürzen, weil sie einfach mal wieder Spaß haben wollen und eben auch die Schrecken der letzten Jahre vergessen wollen.
Dass sie sich dabei ständig betrinken und auch noch zu Drogen greifen... mein Mittel der Wahl wäre das auch nicht, aber es kommt ja auch heute noch oft genug vor, und nicht nur bei jungen Leuten.@ mazian:
Das Thema "Verhütung" hat mir auch schon das eine oder andere Mal im Kopf rumgespukt und es wundert mich, dass Lou und v.a. aber auch Ernst sich da so gar keine Gedanken drum machen. Gerade bei Ernst, dem abgeklärten Geschäftsmann, kann ich mir eigentlich kaum vorstellen, dass er leichtfertig eine Schwangerschaft Lous in Kauf nehmen wollen würde... Dann wäre der nächste Skandal doch vorprogrammiert gewesen, oder?LG, Bella
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Auch ich warte noch auf die Schwangerschaften von Lou und auch Frida.
Oder will Ernst auf dieser Weise seiner Frau noch ein Kleinkind machen? -
Zitat
Original von Maharet
@Si:
In letzter Zeit frag ich mich wirklich manchmal wie du damals die Darkover-Leserunde durchgestanden hast
Ich mich auch.
Allerdings hat sich in den letzten Jahren meine Einstellung etwas verändert. Und ich kann mich nicht entsinnen, daß die Thematik in den Darkover-Büchern dermaßen im Vordergrund gestanden hätte. Zumindest in meiner Erinnerung war das eher dezent geschrieben. Ich hatte schon lange vor, wieder mal Darkover zu lesen. Aber nach meiner kürzlichen Erfahrung mit dem „Licht von Atlantis“ bin ich etwas ins Zweifeln gekommen, ob ich mir nicht die schöne Erinnerung bewahren sollte...ZitatOriginal von belladonna
An Dich musste ich beim Lesen des Buches ganz oft denken... ich bin gespannt, ob Du bist zum Ende durchhalten wirst!
Auch hier gilt: ich auch. (Ohne daß ich momentan eine Prognose abgeben möchte.) -
Ich kenne die Darkover-Romane nicht, von denen ihr hier sprecht.
Was mir nur auffällt - und da geht es mir hier ähnlich wie beim "Sommer der Freiheit" -: ich verstehe meine Romane als Gesellschaftsromane über eine Zeit. Dazu gehört für mich, möglichst viel von der damaligen Atmosphäre einzufangen und dabei auch - basierend auf den Recherchen, die ich sehr wichtig nehme - Vorurteile in Frage zu stellen. Anfang des 20. Jahrhunderts und vor allem in den 1920er Jahren waren Homosexualität, Freizügigkeit, Drogenmissbrauch in gewissen Kreisen, die ich hier teilweise darstelle, durchaus "alltäglich". Das auszuklammern, käme für mich nicht in Frage, weil ich damit die Epoche falsch darstellen würde. Allerdings sind das nicht DIE Themen meiner Romane, sondern, wie gesagt, "schmückendes Beiwerk", um die Stimmung einzufangen. Es wundert mich etwas, wie ausführlich das hier aufgegriffen wird.
Jeder kann und darf und soll dazu seine eigene Meinung haben. Das finde ich sehr wichtig. Deshalb finde ich es auch sehr wichtig, das hier anzusprechen. Aber mir fällt einfach auf, dass es hier sehr explizit und ausführlich angesprochen wird und anderes dafür völlig in den Hintergrund rückt.
Wie ich selbst dazu stehe, ob ich mir die Nächte um die Ohren schlage oder nicht etc., das spielt für mich dabei keine Rolle. Es geht mir einzig darum, ein Abbild einer Gesellschaft in einer Epoche zu zeichnen. Dabei maße ich mir keine Vollständigkeit an. Es kann immer nur eine Annäherung geben, weil keiner in die Zeit zurückreist und letztlich jeder seine eigene Wahrheit hat.
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Zitat
Original von Maharet
Ich finde das du die Zwanziger (die mich schon lange interessieren und faszinieren) sehr gut rüber gebracht hast, eine Geschichte über diese Zeit ohne Sexuelles hätte ich nicht so ganz ernst nehmen können, es gehört einfach dazu. Ich finde es auch wohl-dosiert, es dominiert die Geschichte nicht, wird aber auch nicht unter den Tisch fallen gelassen
gerade zu dem Leben, dass Lou in diesem Abschnitt führt, gehört das Sexuelle ja einfach dazu, ich finde es auch sehr gut dosiert.
Zitat
Judith ist mir nach wie vor nicht besonders sympathisch. Sie wirkt auf mich recht herrisch und besitzergreifend. Ihre Drogen-Eskapaden machen das irgendwie nicht besser. Mal schauen wie das mit der Freundin weiter geht Greta ist ja so ein schöner Name, warum musste sie nur "Gege" draus machen. Is ja furchtbar....Judith ist bisher die einzige Figur, die mir wirklich sympathisch ist, vor allem mit Lou werde ich einfach nicht warm.
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Zitat
Original vom Heidi Rehn
(...) ich verstehe meine Romane als Gesellschaftsromane über eine Zeit.
Hm, dann ist dieses Genre vielleicht nichts für mich? Unter Protest einiger „Fans“ habe ich für 2014 den Gesellschaftsroman „Buddenbrooks“ als Enttäuschung des Jahres bezeichnet.ZitatOriginal vom Heidi Rehn
Dazu gehört für mich, möglichst viel von der damaligen Atmosphäre einzufangen und dabei auch - basierend auf den Recherchen, die ich sehr wichtig nehme - Vorurteile in Frage zu stellen. Anfang des 20. Jahrhunderts und vor allem in den 1920er Jahren waren Homosexualität, Freizügigkeit, Drogenmissbrauch in gewissen Kreisen, die ich hier teilweise darstelle, durchaus "alltäglich". Das auszuklammern, käme für mich nicht in Frage, weil ich damit die Epoche falsch darstellen würde. Allerdings sind das nicht DIE Themen meiner Romane, sondern, wie gesagt, "schmückendes Beiwerk", um die Stimmung einzufangen. Es wundert mich etwas, wie ausführlich das hier aufgegriffen wird.
„Vorurteile in Frage stellen“: nun, wenn das, was Du schreibst, in jenen Kreisen gang und gäbe war, dann - offen gesagt - sind das so wenig „meine Kreise“, daß ich eigentlich nicht darüber lesen möchte, weil es zu sehr konträr zu meinen Ansichten steht, weil mir eine solche Welt zu wenig zusagt.Vielleicht gibt sich das ja im Verlauf des Buches noch, nur derzeit ist das für mich mehr als „schmückendes Beiwerk“, sondern eher fast schon Thema.
ZitatOriginal vom Heidi Rehn
Es geht mir einzig darum, ein Abbild einer Gesellschaft in einer Epoche zu zeichnen. Dabei maße ich mir keine Vollständigkeit an. Es kann immer nur eine Annäherung geben, weil keiner in die Zeit zurückreist und letztlich jeder seine eigene Wahrheit hat.
Ich denke, vollständig kann das auch nicht sein, denn auf dem Land herrschten sicherlich andere Verhältnisse als in einer Großstadt. Das ist heute noch so, und (so gut wie) nichts brächte mich dazu, nochmals in ein Ballungsgebiet oder gar eine Großstadt zu ziehen. (Ich komme aus dem Rhein-Main-Gebiet und bin 1992 bewußt von dort weg in die „Provinz“ gezogen.)Als Ergebnis für mich kann ich immerhin festhalten, gelernt zu haben, daß mich die zwanziger Jahre auch fernerhin nicht interessieren, ich mich sicherlich noch weiter immer mal mit dem 1. Weltkrieg und seiner Zeit beschäftigen werde, aber eben um 1918 interessemäßig Schluß ist. Jedenfalls was das säkulare Buchgenre betrifft.
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Das Schöne an Literatur ist ihre Vielfältigkeit und letztlich wird jeder finden, was ihm gefällt. Die Auswahl ist groß genug.
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"Denn ich will, dass es das alles gibt,
Was es gibt."
Andre HellerCharlie