Holunderherzen von Brigitte Janson

  • Die Autorin
    Brigitte Janson wurde 1957 in Lübeck geboren. Viele Jahre war Hamburg ihre Wahlheimat, wo sie als Journalistin arbeitete. Heute lebt sie zusammen mit ihren Töchtern in den italienischen Marken.


    Über das Buch
    Anne Winkler führte ein kleines Geschäft, ein Catering-Service würde ich es nennen. Denn sie richtete Häppchen und vieles andere für Partys und sonstige Festivitäten. Aufgebaut hatte sie das Ganze in der ehemaligen Kneipe ihres Vaters, und so nach und nach war es immer größer geworden. Inzwischen hatte sie sogar eine feste Angestellte und einige Aushilfen. Genau diese Angestellte tröstete sie gerade über den Verlust ihres Freundes hinweg, der ihr den Laufpass gegeben hatte…
    Tilly wohnte auf einem Stück Land in einem Wohnwagen. Anfangs waren sie zu sechst gewesen, doch nach und nach hatten die anderen fünf alle aufgegeben. Sie wollten nicht auf Luxus verzichten, der letzte war an diesem Morgen gegangen. Tilly war mit ihrem Mops Hugo spazieren gegangen. Bei ihm bildete sie sich manchmal ein, er würde mit ihr reden. Doch jetzt musste sie wieder zurück, und kurz vor der Haustür kam Hugo unter ein Auto. Der Fahrer hatte ihn zu spät gesehen, doch dem Hund war eigentlich nichts passiert, aber Tilly wollte nach Hamburg zu einem Tierarzt, denn Hugo hatte einen Schock…
    So kam Tante Tilly, die Schwester ihres Vaters und Mutters ungeliebte Schwägerin zu Besuch. Sie überredete Anne, für einige Zeit zu ihr zu kommen, was Annes Eltern zwar nicht gefiel, aber Anne brauchte Luftveränderung. Und in Glückhafen in dessen nächster Nähe Holunderdorf lag, wie Tilly ihre kleine Wohnwagensiedlung nannte, traf Anne auf ihre große Liebe, auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte….
    Und Anne blieb und eröffnete ein Cafe in Holunderdorf. Ein Cafe in dem einzigen Gebäude, das nicht auf Rädern war… Sie nannte es Annes schiefes Stübchen…


    Warum hatte Annes Freund ihr den Laufpass gegeben? Wieso ist Hugo, der Mops, nicht vor dem Auto weggelaufen? Wie konnte er überfahren werden ohne Verletzung? Warum hatte er nur einen Schock? Auf wen ist Anne in Glückshafen getroffen, der ihr Herz stahl? Warum hieß Annes Cafe schiefes Stübchen? Alle diese Fragen werden in diesem Buch beantwortet und noch viel mehr.


    Meine Meinung
    Das Buch hat sich sehr gut lesen lassen, auch wenn ich am Anfang etwas brauchte um in die Geschichte hinein zu kommen. Doch dann gab es auch ein gewisses Maß an Spannung. In die Protagonisten konnte ich mich recht gut hineinversetzen. Es ist ein Frauenroman/Liebesroman, und ich habe mich gut unterhalten gefühlt. So richtig ein Buch für zwischendurch. Ein richtig schönes Sommerbuch. Es hat mir sehr gut gefallen.

  • Nach dem Buch "Winterapfelgarten", das mir so gut gefallen hat, habe ich mich sehr auf den neuen Roman "Holunderherzen" gefreut.


    Der Klappentext las sich gut: "Wilder Holunder. Ein Hof an der Ostsee und eine Frau auf der Flucht vor der Liebe". Und auch die ersten zwei Kapitel, die es als Leseprobe vorab gab, haben mein Interesse geweckt.


    Am Ende muss ich sagen, dass dieses Buch nicht so leicht herunter zu lesen ist. Die Figuren sind sperrig, zweifeln, denken viel, sind überhaupt nicht pflegeleicht.


    Da ist Anne, die von ihrem Traummann träumt und immer wieder enttäuscht wird. Ihr Catering-Unternehmen ist ihr Lebensinhalt, ihre Eltern betüddeln sie als wäre sie 14, nicht 40. Dabei wäre sie so gern glücklich an der Seite eines starken Mannes.


    Und da ist Tilly, ihre 70-jährige Tante, die an der Ostsee in einem Wohnwagen lebt im "Holunderdorf". Sie spürt zwischen sich und den anderen Menschen immer eine Wand, kann ihre Gefühle nicht äußern, ist mürrisch, teils sogar boshaft und doch sucht auch sie jemanden, mit dem sie ihr Leben teilen kann.


    Als Anne wieder mal allein da steht, fährt sie zu ihrer Tante. Dort entdeckt sie den Holunder und macht ein Café auf, in dem sich alles um Holunder dreht. Doch auch die Liebe ist ein wichtiges Thema. Neben der Erkrankung ihrer Tante, die ein Puddinghirn hat, was sie sich und anderen aber nicht eingestehen will.


    Für mich war es kein Wohlfühlbuch, weil mir das Thema Alzheimer eher schwer im Magen liegt. Wie hier damit umgegangen wird, schildert meiner Meinung nach aber das Übliche, nämlich ignorieren, aushalten, hoffen. Schön fand ich die Sicht von Tilly, wie es ihr damit ergeht.


    Meine Lieblingsfigur ist Kyra, die Tochter des Dorfarztes, die mit 17 eine Weisheit in sich trägt, dann aber wieder einfach nur jung und dumm sein will.


    Ich bin hin und her gerissen, einerseits ein interessanter Roman mit kantigen Figuren, andererseits eben nicht die leichte Kost, die ich erwartet habe. Auch mit dem Ende bin ich zwie gespalten. Die Momente, in denen Anne etwas Übersinnliches fühlt bzw. Ahnungen hat, haben mich zudem eher gestört.


    Von mir 7 Punkte.

  • Die Autorin:
    Brigitte Janson heißt eigentlich Brigitte Kanitz und wurde 1957 in Lübeck geboren. Viele Jahre war Hamburg ihre Wahlheimat, wo sie als Journalistin arbeitete. Heute lebt sie zusammen mit ihren beiden Töchtern in den italienischen Marken. Die Website der Autorin: http://www.brigittejanson.de/


    Produktinformation lt. Amazon:
    Taschenbuch: 336 Seiten
    Verlag: List Taschenbuch (7. August 2015)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3548612873
    ISBN-13: 978-3548612874
    Größe und/oder Gewicht: 12,8 x 3,3 x 18,9 cm




    Inhalt - in eigenen Worten:
    Die Hamburgerin Anne hat immer wieder Pech mit den Männern und nun wurde sie von ihrer aktuellen Liebe Roland verlassen. Von Liebeskummer gebeutelt, trifft sie eine Entscheidung. Sie überlässt den Partyservice ihrer Mitarbeiterin Gesa und zieht kurzerhand zu ihrer exzentrischen Tante Tilly, die mit ihrem Mops Hugo auf Kurzbesuch in Hamburg ist und sie auf ihren Öko-Hof in der Lübecker Bucht einlädt. Doch das "Holunderdorf" an der Ostsee entpuppt sich nicht so idyllisch wie gedacht und auch sonst liegt einiges im Argen. Denn der riesige Hof mit dem großen Holunderbusch ist verlottert, Tilly wirkt häufig zerstreut und der smarte Landarzt Carsten lässt ihr Herz höher schlagen...



    Meine Meinung:
    Brigitte Kanitz alias Brigitte Janson ist ein Garant für ans Herz gehende Unterhaltung, weshalb ich auch unbedingt ihren neuesten Roman "Holunderherzen" lesen. Diesmal wurde der Handlungsschauplatz vorwiegend in die Lübecker Bucht verlegt. Durch die lebendigen Orts- und Schauplatzbeschreibungen taucht die malerische Landschaft sofort vor dem inneren Auge auf und bringt das Kopfkino zum Laufen. Die Geschichte beginnt im August in Hamburg und endet im November und umspannt eine Handlungsdauer von ungefähr 6 Monaten.


    Die 40-jährige Anne Winkler findet sich selbst zu "lang", dabei beneiden sie ihre Freundinnen um ihr Aussehen, denn die Hamburger Geschäftsfrau ist groß, schlank sowie mit hellbraunen Haaren und grau-grünen Augen gesegnet. Anne betreibt einen kleinen, gutgehenden Partyservice namens "Party and more", lebt in einer Wohnung über dem Geschäft und hat mit Gesa Winkler eine treue Angestellte bzw. Freundin gefunden. Nur mit den Männern hat sie kein Glück, denn gerade eben wurde sie von Roland per SMS verlassen. Anne verliert Tränenbäche und will etwas in ihrem Leben ändert, weshalb sie sich nach reiflicher Überlegung eine Auszeit an der Ostsee bei ihrer Tante Tilly Winkler nimmt. Die 70-jährige hat ein ereignisreiches Leben verbracht, ist ebenfalls groß und knochig und kommt mit den meisten Menschen nicht gut zurecht. Seit einiger Zeit wohnt sie im "Holunderdorf" - einem Öko-Hof in der Lübecker Bucht, den sie von ihrem Freund gewonnen hat und mit einigen Bekannten bewohnbar machen wollte. Doch nun ist das Projekt gescheitert und Tilly wohnt allein mit ihrem geliebten Mops Hugo in einem Wohnwagen auf dem Hof. Als sie erfährt, dass ihre Nichte Anne nach einer herben Enttäuschung eine Weile bei ihr bleiben wird, freut sich die Eigenbrötlerin, denn manchmal sehnt sie sich doch ein wenig nach Gesellschaft...


    Anne und Tilly sind sehr unterschiedliche und sympathische, facettenreiche Hauptpersonen mit einigen Macken und Problemen, die so authentisch wirken, dass man sie rasch ins Herz schließt. Auch die mitwirkenden Nebencharaktere wie Annes Eltern (Werner und Helga Winkler sind seit über 40 Jahren verheiratet, miteinander sehr glücklich, wohnen ebenfalls über Annes Geschäft und würden es begrüßen, wenn ihre Tochter endlich einen Mann finden würde), Thies Arens (der eigenbrötlerische Sonderling lebt allein und ist ein pensionierter Fischer), Dr. Carsten Sörensen (der verwitwete Allgemeinmediziner ist Mitte 40, fährt zu Beginn der Geschichte Mops Hugo an und bekommt Ärger mit Tilly) und seine 17-jährige Tochter Kyra Sörensen (die Schülerin leidet unter dem Tod ihrer Mutter und macht sich Sorgen um ihren Vater, der oft arbeitet und nicht auf sich selbst achtet) wurden reizvoll gestaltet und fügen sich gut in das Geschehen ein.


    Die Romanidee von "Holunderherzen" ist zwar nicht ganz neu, wurde allerdings hervorragend umgesetzt. Geschildert werden die turbulenten Geschehnisse abwechselnd aus der Warte von Tilly und Anne (in der 3. Person), die Erzähler gewähren dem Leser einen tiefen Einblick in ihre Gedanken & Gefühlen und die zwei Erzählperspektiven sowie miteinander verwebenden Handlungsstränge sorgen für Abwechslung. "Holunderherzen" ist ein richtiger Wohlfühlroman, der mich von der ersten bis zur letzten Seite gefangen genommen und an die Ostsee entführt hat.


    Der neuste Roman von Brigitte Janson wartet mit vielen unterschiedlichen Emotionen, Irrwegen & Turbulenzen sowie ein wenig Romantik auf und kommt ganz ohne ausschweifende Beschreibungen oder langatmige Passagen aus. Die Story enthält auch einige ernste Szenen und regt neben all der Unterhaltung auch noch zum Nachdenken an. Abgerundet wird die Geschichte von Anne und Tilly durch die mitreißende Schreibweise mit unterhaltsamen Dialogen und wundervollen Schauplatzbeschreibungen, weshalb man praktisch durch die 336 Seiten fliegt und am Ende gerne noch mehr über die Winkler-Frauen und das Holunderdorf gelesen hätte.



    FAZIT:
    "Holunderherzen" ist eine herzerwärmende Geschichte voller Höhen & Tiefen und hat mich dank des interessanten Plots mit allerlei Wirrungen, den reizvollen Charakteren und dem ausdrucksstarken Schreibstil abermals wunderbar unterhalten. "Holunderherzen" hat mich rundum zufrieden zurückgelassen und erhält deshalb von mir zauberhafte 10 Punkte.

  • Anne ist am Boden zerstört. Wieder ging eine ihrer Beziehungen in die Brüche. Scheinbar gerät sie nur an schwache Männer, die mit einer starken Frau wie Anne nichts anfangen können. Dabei ist Anne doch nur selbstständig, hat sich ihren eigenen kleinen Laden aufgebaut und überstützt sogar ihre Eltern damit.
    Als dann aber ihre Tante Tilly mit dem verrückten Mops nach Hamburg kommt, sieht Anne ihre Chance auf eine Veränderung gekommen. Kurz entschlossen, reist sie ihrer Tante, die als das schwarze Schaf in der Familie verschrien ist, hinterher. An einer Steilküste an der Ostsee hat ihre Tante ein kleines Ökodorf gegründet, welches mittlerweile verlassen ist, da es niemand sehr lange mit ihrer Tante aushält.
    Aber genau das braucht Anne jetzt, ein wenig Veränderung in ihrem Leben und bald schon überschlagen sich die Ereignisse…


    Wie auch schon bei Winterapfelgarten hat mich Brigitte Janson verzaubert. Dieses Mal nicht mit Winteräpfel, sondern mit Holunder. Anne entdeckt bald, was man aus den Früchten dieser Pflanze alles zaubern kann und so gerät nicht nur Anne ins Schwärmen und Träumen, sondern dem Leser läuft zusätzlich noch das Wasser im Mund zusammen.
    Aber die Geschichte beschränkt sich nicht nur auf Anne, den Holunder und das Holunderdorf. Auch Tilly und ihre Sorgen stehen im Vordergrund, wobei sich der Gesundheitszustand von Tilly bald schon verschlechtert und man selbst als Leser sich Sorgen um Tilly macht.
    Ihren Mops dagegen schließt man auf der einen Seite ins Herz, auf der anderen ist man froh, dass er zwischen den Buchdeckeln bleiben muss. Ich bin sicher, mir würde er auch schnell an der Wade hängen und darauf kann ich getrost verzichten.


    Der leichte, aber zeitgleich witzige Schreibstil der Autorin treibt die Geschichte noch zusätzlich voran. Mit viel Wortwitz fängt Anne wieder an zu leben und zu lieben, aber auch gerade bei der Liebe musste ich nicht selten grinsend den Kopf schütteln.


    Brigitte Janson zeigt in diesem Buch auch, dass man die Hoffnung nicht aufgeben soll und man auch Verständnis mitbringen muss für Menschen in einer speziellen Situation. Das ist dann der eher traurige Anteil an diesem Buch, der mich doch sehr berührte.


    Fazit:
    Ein wunderbares Buch, das die vielen Facetten, die das Leben tagtäglich bietet, dem Leser zwischen zwei Buchdeckeln näher bringt und ihm zeigt, dass immer noch ein Fünkchen Hoffnung in allem steckt.

  • Anne führt gemeinsam mit ihrer Freundin in Hamburg ein Cateringgeschäft. Gerade dachte sie noch, sie hätte auch endlich den richtigen Partner fürs Leben gefunden, beendet er per Kurznachricht ihre Beziehung. Diese Nachricht enttäuscht noch viel mehr ihre Mutter, die endlich auf Enkelkinder hoffte. Dass sich nun auch noch Tante Tilly ankündigt, muntert niemanden auf. Die eigensinnige Dame muss mit ihrem Mops Hugo zum Tierarzt und quartiert sich kurzentschlossen bei Annes Eltern ein. Als sie von Annes Situation hört, lädt sie sie kurzentschlossen auf ihren Ökohof an die Lübecker Bucht ein.


    Brigitte Janson hat in ihrem dritten Roman erneut eine unglückliche Situation für die Protagonistin geschaffen, ihr ein paar Nebenfiguren an die Seite gestellt und sie dann mit Herz und Optimismus an die Lösung gehen lassen. Nebenbei spielt ebenfalls wieder die Liebe zum Backen und Kochen eine große Rolle. Dieses Mal geht es dabei um den süß-saftigen Holunder, der viele Rezepte aufwertet. Die eindeutige Stärke des Romans sind allerdings die Landschaftsbeschreibungen. Die Gegend an der Ostsee wird mit all ihrer spröden Schönheit beschrieben. Dort gibt es eben nicht nur Sonnentage, sondern auch Regen.


    Die wenigen Charaktere ergeben eine Mischung, die alle Emotionen zwischen tiefster Trauer und unbeschreiblichen Glück hervorrufen. Schon am Beginn der Liebes-/Tragikgeschichte ist ersichtlich, wohin der rote Faden führen wird. Eine unfreiwillige Singlefrau nimmt sich eine Auszeit, um ihrer in die Jahre gekommenen Tante bei deren Geschäft zu helfen. Die Tante hat nicht mehr zu bieten als einen freien Wohnwagen und jede Menge Eigensinn. Unwillkürlich muss man sich fragen, ob das das Richtige ist, wenn jemand an Liebeskummer leidet. Anne scheint sich daran nicht zu stören. Sie hat sich vom ersten Augenblick in den Landarzt und Witwer Carsten verliebt, der mit seiner Teenager-Tochter gleich um die Ecke wohnt. Er leidet seit fünf Jahren unter dem Verlust seiner Frau und hat in der Zeit eine dicke Schutzmauer um seine Gefühlswelt gezogen, findet dann aber in der gemeinsamen Sorge um Tante Tilly eine klitzekleine Lücke.


    Der zweite Handlungsstrang windet sich um Tilly und ihren Verehrer Thies. Thies riecht zwar immer nach Fisch, hat aber das Herz am rechten Fleck. So nimmt er es Tilly auch nicht übel, dass sie ihn den größten Teil der Geschichte immer wieder vor den Kopf stößt. Manche Gefühle sind eben so stark, dass sie sich durch nichts vertreiben lassen. Erst der Schluss verdeutlicht, wieso jeder so handeln musste, wie er es tat.


    Der Roman hat eigentlich alles, was man sich wünscht. Wieso gibt es also nur eine Empfehlung unter Vorbehalt? Die Autorin hat die rasche Entwicklung der Gefühlswelt mit mehreren Drehungen um die eigene Achse verlangsamen wollen. Die Figuren haben alle schlimme Erlebnisse zu verarbeiten, blicken aber im nächsten Kapitel schon wieder zuversichtlich in die Zukunft, um sofort wieder ihren Selbstzweifeln zu erliegen. Es werden Hürden übersprungen, die jegliche Authentizität vermissen lassen. Wer sich daran nicht stört, bekommt eine Story geboten, in die er versinken kann. Die Schilderungen der Ostsee, der Botanik und eben die Vorstellung um die leckeren Holunderherzen wickeln dann so richtig ein. Ich bin vermutlich zu nüchtern für derartige Handlungen, sodass mir vorwiegend die zögerlichen Fortschritte ins Auge fielen. Ein bisschen mehr in die Pötte kommen, hätte hier nicht geschadet.

  • An „Holunderherzen“ hatte ich keine großen Erwartungen, als ich das Buch anfing zu lesen. Ich wollte einfach einen locker-leichten Schmöker für zwischendurch, eine Geschichte, in die ich eintauchen kann ohne großartig nachzudenken. Dies habe ich auch bekommen – und bin doch positiv überrascht, dass es eben nicht nur locker-leicht zuging.


    Zugegeben, die Autorin folgt einem für locker-leichte Schmöker üblichen Schema: Die Protagonistin bricht aus welchem Grund auch immer aus ihrem bisherigen Leben aus und findet an einem neuen Ort ihre große berufliche Erfüllung, Menschen, die ihr Leben bereichern und natürlich den Mann fürs Leben. Im Großen und Ganzen ist die Geschichte damit erzählt, wäre da nicht eine Figur, die sperrig ist und nicht gerade für Friede-Freude-Eierkuchen-Harmonie steht: Hier ist es Tilly, die Anne in ihr unangepasstes Leben einlädt und der Geschichte die nötige Würze verpasst.


    Die Figuren sind allesamt liebevoll gezeichnet, wobei deren Darstellung nicht in die Tiefe geht. Ich hatte öfter den Eindruck, dass manche Charakterzüge oder Eigenheiten noch ein wenig stärker hätten herausgestellt werden können. Nichtsdestotrotz kann man alle handelnden Personen auf irgendeine Weise liebgewinnen. Eine wirkliche Entwicklung macht dabei keiner durch, das ist aber auch nicht wichtig. Wohin die Reise gehen wird, ist von Anfang an klar, auch was am Ende passiert, ahnt der Leser schon lange vor der Protagonistin.


    Mit Annes teils doch seltsamen Sicht auf Männer im Allgemeinen und Carsten im Speziellen bin ich nicht so recht warm geworden. Insbesondere ihre Begegnungen mit dem attraktiven Arzt, die recht befremdlich verlaufen, und dann wieder ihre Scheu, ihm überhaupt zu begegnen, haben mich etwas genervt. Natürlich gibt es ein Happy End, da verrate ich nicht zu viel, aber ich hätte mir dann doch eine etwas zielgerichtetere Hinführung gewünscht.


    Und dann gibt es da noch Tillys Erkrankung, welche ihr Leben immer mehr einschränkt. Diese wurde, nach meinem Empfinden, passend erzählt und gut in die Handlung eingefügt. Eine noch tiefergehende Beschäftigung mit diesem Thema würde den Rahmen eines Unterhaltungsromans sicherlich sprengen. Insofern finde ich das nur leichte Ankratzen dieses schwierigen Themas völlig in Ordnung.


    Mir hat das Buch alles in allem und mit Abstrichen gefallen und schnell gelesen war es auch. Es ist sicher kein Roman, der einem lange im Gedächtnis bleibt. Für einige gemütliche Lesestunden, trotz des einen schwierigen Themas, reichte es aber vollkommen. Von mir gibt es hier 6 Eulenpunkte.