Broschiert, 420 Seiten; Querverlag 1. März 2015, €16,90
Inhalt (Klappentext):
Theo Brunner ist der Inbegriff eines charmanten Wieners, dem die Mädchen reihenweise erliegen. Auch die russische Adlige Aglaja Struzhanova verliebt sich widerstrebend in Theo, denn sie hat erst vor Kurzem in den Revolutionswirren ihre Geliebte verloren und will sich ihre Gefühle für Theo nicht eingestehen. Theos Leben ist eine Gratwanderung, denn obgleich sie von allen für einen jungen Mann gehalten wird, verbirgt sich hinter dem unwiderstehlichen Herrn Brunner die nicht minder bezaubernde Theodora, die eine Profession gewählt hat, in der sie als Frau niemals eine Chance gehabt hätte: das Bestattungsgewerbe. Kenntnisreich und respektvoll umsorgt Theo die Verstorbenen bei Pietät Huber, bis der Chef ihr auf die Schliche kommt und Theo die Zeit des Ersten Weltkrieges im Leichenkeller eines Krankenhauses verbringt, wo sie ihre Techniken perfektioniert. Als sie und Aglaja sich näher kommen und Theo ihre Identität lüftet, beginnen die Schwierigkeiten erst richtig, denn in Österreich stehen Beziehungen zwischen Frauen noch unter Strafe.
Autor:
Stefanie Zesewitz, geboren 1968 in Hamburg, dort aufgewachsen mit vier Generationen knautschiger Boxer, absolvierte dort auch ihr Studium der Anglistik und Germanistik. Sie legte vor der Magisterprüfung ein Auslandssemester in Wales ein. Nach beruflichen Aufenthalten in wärmeren Gefilden landete sie 2003 wieder in ihrem Heimathafen Hamburg an und fand ihre final destination, das Schreiben.
Meine Meinung:
Mir ist das Buch zufällig in der Bücherei untergekommen, und ich habe es mitgenommen, weil mir der Titel "Donaunebel" gut gefallen hat (wobei ich mich im nachhinein frage, wo da eigentlich der konkrete Bezug zum Inhalt ist... :chen) und ich das eher ungewöhnliche Thema sehr reizvoll fand.
Die Geschichte hat mich auch gleich in ihren Bann gezogen, denn Stefanie Zesewitz schreibt sehr locker und anschaulich, was es dem Leser leicht macht, Handlung und Figuren vor dem inneren Auge lebendig werden zu lassen. Das Buch lässt sich sehr flüssig lesen, ab und an wird ein wenig Wiener Schmäh eingeflochten, der aber auch für Nordlichter völlig unproblematisch zu verstehen ist.
Zunächst wird in zwei Strängen erzählt, auf der einen Seite Theo in Wien, auf der anderen Seite Aglaja in Russland, bis die beiden Frauen in Wien aufeinandertreffen, wo die Handlung in einen Strang mündet. Der weitere Schauplatz ist Wien, allerdings wird die die weitere Geschichte aus wechselnder Perspektive erzählt, zumeist der von Theo oder Aglaja, gelegentlich auch von anderen Personen.
Im Großen und Ganzen hat mir "Donaunebel" gut gefallen. Die Autorin hat gut recherchiert und gerade den Teil über das Bestattungsgewerbe Anfang des 20. Jahrhunderts fand ich sehr interessant.
Mein Hauptkritikpunkt ist, dass manches etwas arg konstruiert wirkt; gerade bei den handelnden Personen weiß man eigentlich sofort, welche Rolle ihnen zugedacht ist, sodass unerwartete Wendungen im Geschehen leider eher Mangelware sind - wobei ab und an schon auch mal etwas Überraschendes passiert, was dann vom Leser umso freudiger zur Kenntnis genommen wird.
Die Liebesgeschichte zwischen Theo und Aglaja fand ich sehr schön geschrieben, nicht zu kitschig, nicht zu platt, sondern mit viel Feingefühl. Mehr Probleme hatte ich mit der Begründung, warum Theo so ist, wie sie ist - ganz glaubhaft fand ich das nicht und auch die Rolle ihres Vaters hat mich dabei nicht wirklich überzeugt.
Trotzdem hat "Donaunebel" mir ein paar sehr schöne Lesestunden beschert und ist auf jeden Fall empfehlenswert für alle, die gern mal ein Buch abseits vom Mainstream lesen möchten! Von mir gibt es zufriedene 7 Eulenpunkte (mit Tendenz zur 8 ;-)).
LG, Bella