Elke Pistor - Treuetat

  • Verlag: Ullstein Taschenbuch (10. Juli 2015)
    ISBN-10: 3548286119
    ISBN-13: 978-3548286112



    Klappentext


    Verena Irlenbusch ermittelt in ihrem neuen Fall Kommissarin Verena Irlenbusch kümmert sich um ihre an Alzheimer erkrankte Großmutter, als sie völlig geschockt Dokumente über die Nazivergangenheit ihres Großvaters findet. Sie ahnt nicht, dass der nächste Mordfall, in dem sie zusammen mit ihrem Kollegen Christoph Todt ermittelt, ebenso weit in die Vergangenheit führt: Ein Journalist erhält Morddrohungen und verunglückt tödlich. Eine Fußpflegerin stirbt in ihrem Studio, kurz darauf eine Archivarin auf die gleiche Weise in der Bibliothek. Verena Irlenbusch stößt auf eine Familiengeschichte voller Verstrickungen. Je tiefer sie gräbt, desto unklarer ist: Wer ist hier Opfer und wer Täter?



    Autorin


    Elke Pistor, Jahrgang 1967, schreibt Kriminalromane, arbeitet als Seminartrainerin und leitet Schreibworkshops. Sie lebt mit ihrer Familie in Köln.



    Meine Rezension


    Es handelt sich um den 2. Band mit den Ermittlern Verena Irlenbusch und Christoph Todt und im Prolog geht gleich spannend los. Ein Mädchen ist mit einem bewaffneten Mann im Wald unterwegs. Es sehnt sich nach seiner Mutter. Dann soll es auf sein Geheiß mitten im Wald alleine stehen bleiben und warten. Die Situation ist dem Mädchen unheimlich, es hört viele Geräusche und saust irgendwann los. Dabei trifft sie auf eine Hütte und durchs Fenster sieht sie eine glückliche kleine Familie bis durch einen Knall alles zu Ende ist. Eine große Stille breitet sich aus, das Mädchen sieht drei Leichen und schon ist der Mann zurück.


    Dann beginnt die eigentliche Story. Ein Journalist, der sich selbst in Gedanken Firestarter nennt, hofft morgen die Story seines Lebens zu präsentieren. Er hat alles entsprechend vorbereitet. Plötzlich geht ein Ruck durch den Wagen und es gibt für ihn kein Morgen mehr. Eine Fußpflegerin und eine Bibliothekarin werden mit einem Hammer erschlagen. Die Ermittler sind davon überzeugt, daß die Fälle zusammenhängen – aber wie? Sie ermitteln in deren privaten und beruflichen Umfeld und plötzlich stoßen sie auf eine Spur aus der Vergangenheit.


    Das große Finale, wie der Prolog in die Geschichte passt und vor allem wer ist Täter und wer Opfer liest sich äußerst fesselnd. Die Autorin hat, wie in ihrem 1. Fall, die Spannung auf hohem Niveau gehalten und den Leser miträtseln lassen.


    Die Zusammenarbeit von Verena und Christoph klappt nach Anfangsschwierigkeiten im 1. Band jetzt nahezu reibungslos. Leonie Ritte, die Dritte im Team, darf nach ihrem Motorradunfall stundenweise wieder zurückkehren an ihren Arbeitsplatz und übernimmt größtenteils den Innendienst. Eine Dreierkombination ist wie im wirklichen Leben eine schwierige Konstellation und hier im Roman braucht es auch eine gewisse Anlaufzeit bis die Fronten geklärt sind.


    Das Privatleben von Verena mit ihrer Oma Ruth, die durch ihre fortschreitende Alzheimer-Erkrankung immer mehr abbaut wird sehr bewegend und nachvollziehbar beschrieben. Beim Durchforsten von alten Fotoalben entdeckt Verena ungeheuerliches über ihren Opa und als sie Ruth danach fragt, hat man das Gefühl, daß bei Ruth dadurch ein schwerer Krankheitsschub ausgelöst wird, weil sie die Fragen zu sehr aufwühlen.


    Christoph Todt hat nach dem Suizid seiner Ehefrau etwas zur Normalität zurückgefunden und möchte nun Tochter Emma ganz zu sich nehmen. Er hat seine Zweifel, ob er das schafft, vor allem auch unter dem Gesichtspunkt seiner unregelmäßigen Arbeitszeit.


    Und schlussendlich Leonie. Sie beißt sich zurück in den Alltag und ist am Ende selbst überrascht, was ihr Vorgesetzter für Hoffnungen in sie setzt.



    Ich habe fast alle Bücher der Autorin gelesen und auch dieser 2. Band hat mich wieder voll überzeugt. Er liest sich flüssig, spannend und die Figuren sind detailliert beschrieben. Gerade die ausführliche Beschreibung des Privatlebens der drei Kommissare gibt dem Leser das Gefühl mittendrin zu sein. Besonders gut und authentisch beschrieben fand ich die Familie Sonnenberg. Und am Ende wird geklärt wie der Prolog zur Story passt und die Sache wird rund und schlüssig.


    Von mir eine klare Leseempfehlung und ich warte mit Spannung auf Band 3!

  • Danke für die tolle Rezi, Richie!
    Nach "Vergessen" habe ich schon gespannt auf den Nachfolger gewartet, und jetzt freue ich mich noch mehr darauf. :-]

  • Mir hat das Buch auch sehr gut gefallen. Die Charaktere aus Band 1, Verena Irlenbusch, Christoph Todt und Leo Ritte, werden auch in Band 2 weiter ausgebaut.


    Verena mit ihrer an Alzheimer erkrankten Großmutter, die Krankheit verschlimmert sich immer schneller und man fühlt mit Verena, die es nicht schafft, Job und Privatleben unter einen Hut zu bekommen.
    Chris, der nach dem Selbstmord der Ehefrau, endlich seine Tochter zu sich nehmen möchte, sich dem Ganzen aber gar nicht gewachsen gefühlt und Angst hat, den Spagat zwischen Job und Vater nicht hinzubekommen.
    Leo, die nach dem Unfall endlich wieder stundenweise arbeiten darf und verbissen an sich arbeitet um wieder in Form zu kommen.


    Das Privatleben der Ermittler ist gut dargestellt und man fühlt sich mit ihnen verbunden, weil man viele Dinge sofort nachvollziehen kann.


    Und dann der neue Fall, ein Journalist verunglückt, bevor er seine "große" Story veröffentlichen kann, eine Fusspflegerin wird ermordet aufgefunden und zu guter letzt wird auch noch eine Bibliothekarin ermordet gefunden. Gibt es eine Verbindung zwischen den drei Toten? Der Leser fiebert mit, das Buch ist flüssig geschrieben und ich konnte es nicht aus der Hand legen. Erst zum Ende wird alles klar und löst sich für mich schlüssig auf.


    Eine klare Leseempfehlung von mir und gute 9 Eulenpunkte.

  • Verena Irlenbuschs Kollegin ist nach ihrem schweren Unfall endlich wieder im Dienst. Zusammen mit Christoph Todt ermitteln sie zu dritt in einem komplizierten Fall: Ein Journalist, eine Fußpflegerin und eine Bibliothekarin werden ermordet, es scheint Verbindungen zwischen den Morden zu geben, wo aber liegt das Motiv?


    Verena hat darüber hinaus private Probleme, die Alzheimererkrankung ihrer Großmutter Ruth schreitet voran, deren Pflegerin muss kurzfristig in ihre Heimat und es scheint, als wäre Verenas Großvater nicht der gewesen, für den sie ihn hielt.


    Der zweite Fall mit Verena Irlenbusch nimmt wieder ein Thema auf, das sowohl in Verenas Privatleben als auch in ihrem neuen Fall eine Rolle spielt, dieses Mal ist es die deutsche Vergangenheit. Die Kriminalromane mit dieser Ermittlerin sind im Grunde zweigeteilt, denn Verenas Privatleben (und in etwas geringerem Maße auch das ihrer Kollegen) nimmt einen großen Raum ein, beeinflusst im Grunde auch die Ermittlungen (wie es auch im wahren Leben wäre). Der Kriminalfall ist nicht uninteressant, aber nicht unbedingt zum Miträtseln geeignet, ab einem gewissen Punkt gibt es eigentlich keine Zweifel mehr. Die Ermittlungsarbeit ist aber gut dargestellt und die Auflösung logisch.


    Im Prolog lernt der Leser „das Kind“ kennen, dessen Identität erst am Ende aufgedeckt und dessen Geschichte immer wieder eingestreut wird. Mit dieser Storyline hatte ich etwas Probleme, ich konnte den Geschehnisse dort nicht immer folgen bzw. sie nicht immer nachvollziehen. Das hat mich irritiert und ich fand es letztlich unnötig und eher störend, der Prolog hätte ausgereicht. Mir schien es, als wolle die Autorin an Mias Geschichte aus dem ersten Band anknüpfen, die sehr eindringlich war, in meinen Augen ist das nicht gelungen.


    Sehr gelungen dagegen wieder, wie die Autorin dem Leser Ruths Krankheit nahe bringt, z. B. in den Empfindungen ihrer Enkeltochter, aber auch einmal aus Ruths Perspektive.


    Am Ende gibt es eine Entwicklung, die traurig ist und mich gespannt darauf macht, wie Elke Pistor die Serie weiterführen wird – ich hoffe zumindest, dass es eine Fortsetzung geben wird.


    Auch dieser Kriminalroman hat mir gut gefallen, doch nicht ganz so gut wie der Vorgänger. Eine Leseempfehlung gibt es aber allemal, jedoch sollte man den ersten Band vorher gelesen haben.

  • Das neu formierte Ermittlerteam des KK11, bestehend aus Verena Irlenbusch, Christoph Todt und Leo Ritte, hat es dieses Mal mit drei Mordfällen zu tun, die auf den Blick nichts miteinander zu tun haben.
    Ein Journalist stirbt nach einem Autounfall, eine Fußpflegerin und eine Bibliothekarin werden erschlagen aufgefunden.


    Verena Irlenbusch muss immer noch den Spagat zwischen Beruf und Pflege ihrer an Alzheimer erkrankten Großmutter Ruth schaffen. Leo Ritter ist nach ihrem schweren Motorradunfall in der beruflichen Wiedereingliederung und Christoph Todt möchte nach dem Selbstmord seiner Frau die gemeinsame Tochter wieder zu sich nehmen und zweifelt, dass er ihr gerecht werden kann. So hat jeder der Ermittler sein Päckchen zu tragen, was natürlich in die Zusammenarbeit untereinander hineinspielt. Aber nach und nach raufen sich drei Ermittler zusammen und können sich aufeinander verlassen.


    Die Handlung ist überzeugend, fesselnd und schlüssig. Kurze, manchmal beklemmende Sequenzen aus der Sicht eines Kindes, das mit einem Mann unterwegs ist, werden eingestreut, Obwohl recht schnell klar ist, dass diese Einschübe der Vergangenheit angehören, sind sie für den Leser nicht richtig einzuordnen. Dies passiert erst am Ende.


    Sowohl die Opfer, als auch Täter und das private Umfeld aller werden gut beleuchtet und bewegend geschildert. Die Personen handeln für meine Begriffe immer logisch und nachvollziehbar, so dass ich wirklich mitten im Geschehen war. Der Spannungsbogen wird konsequent hochgehalten.
    Gekonnt verknüpft die Autorin Vergangenheit und Gegenwart, und führt uns Leser so Stückchen für Stückchen zu einer verblüffenden und auch nachdenklich machenden Lösung.


    Am Ende trifft Verena eine Entscheidung, die zwar nachvollziehbar ist, aber höchstwahrscheinlich Konsequenzen für ihre berufliche Laufbahn haben wird. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.



    9 Punkte

  • Aus meinen Bemühungen Rückstände aufzuholen aus dem totalen Lesefrust letzten Sommer. Die Krimis von Elke Pistor sind stets von guter Qualität. Das Thema Nazionalsozialismus und Verdrängung als Motiv rutschte in diesem Buch aber irgendwie so an die Seite, dass es letztlich nicht überzeugend rüberkam. Kein schlechtes Buch- aber von dieser Autorin eines der schwächsten.