Patrick Hertweck: Maggie und die Stadt der Diebe [11 - 13 Jahre]

  • Patrick Hertweck: Maggie und die Stadt der Diebe
    Thienemann Verlag 2015. 304 Seiten
    ISBN-13: 978-3522184038. 14,99€
    Vom Verlag empfohlenes Alter: 11 - 13 Jahre


    Verlagstext
    New York, 1870. Kalt und düster ist es in den Slums von Manhattan. Ziellos irrt Maggie durch schmutzige Gassen voller Bettler. Sie ist heilfroh, als sie bei einer Bande junger Diebe Unterschlupf findet. Schon bald fühlt sie sich dort wie zu Hause. Bis eine gemeinsame Diebestour sie zu einem Kirchturm führt, der schlimmste Erinnerungen in ihr wachruft. Maggie muss sich endlich ihrer Vergangenheit stellen. Doch Licht ins Dunkel kann nur einer bringen: der sagenumwobene Herrscher über die New Yorker Unterwelt. Atmosphärisch und fesselnd - ein brillant geschriebenes Erstlingswerk in der Tradition von Rowling und Funke.


    Der Autor
    Patrick Hertweck, geboren 1972, bereiste nach dem Abitur mit dem Fahrrad viele Gegenden Europas, arbeitete danach im Management eines Medienunternehmens und beschloss irgendwann, seine heimliche Passion zum Beruf zu machen. Seither lebt und arbeitet der Vater von drei Söhnen als freier Schriftsteller in Freiburg im Breisgau.


    Inhalt
    Maggie konnte ihren Entführern unerwartet entkommen und findet sich im Lower Manhattan des 19. Jahrhunderts wieder. Die 13-Jährige hat zuvor in einem Waisenhaus gelebt; an ihr Leben vor dieser Zeit kann sie sich nicht mehr erinnern. Maggie fragt sich, ob ihre Entführer sie mit einem Kind wohlhabender Eltern verwechselt haben könnten; denn Lösegeld kann man für eine Waise sicher nicht erpressen. An den Ufern des Hudsons arbeiten Banden von Entführern mit Flusspiraten zusammen. In der Bowery sind die Straßen damals noch unbefestigt. Fußgänger müssen sich durch stinkende Abfälle und die Pferdeäpfel der Kutschpferde kämpfen; Bettler und Lumpensammler schieben sich durch überwältigende Menschenmassen. Maggie hört vom Bowery Boy raunen, einem Bösewicht, mit dessen Namen man Kinder ängstigt, und weitere Namen, mit denen sie zunächst nichts verbindet. Schließlich wird Maggie von einer Kinderbande aufgenommen, die sich The 40 Thieves nennt, auch wenn sie nur aus vier Mitgliedern besteht. Ohne ihre Ersatzfamilie aus Coffee, Bismarck, Silence und Tom hätte Maggie in Five Points, dem Revier rivalisierender Straßenbanden, keine Überlebenschance. Mary wird zu „Wildcat Mag“ und hat sich wie die anderen jugendlichen Taschendiebe Goblin, dem erwachsenen Boss unterzuordnen. Das zwergenhafte Wesen in Pluderhose und Schnallenschuhen scheint direkt aus einem Piratenabenteuer gestiegen zu sein. Die Bande interessiert sich u. a. für einen Unbekannten, der unter dem Namen eines Toten auf eigene Faust dem Verbrechen in der Stadt und der korrupten Polizei den Kampf angesagt hat. Von der Suche nach der Verknüpfung zwischen den vielen Namen und Gerüchten fühlt man sich als Leser zu Beginn ähnlich überwältigt wie Maggie.


    Fazit
    Maggies Suche nach ihrer Herkunft, das Geheimnis um Albert Hicks und die Erlebnisse der Kinderbande ergeben eine spannende Abenteuergeschichte vor dem Hintergrund des historischen Lower Manhattan. „Maggie und die Stadt der Diebe“ war für mich kein Buch, bei dem die Seiten nur so vorbeifliegen, weil mir einerseits ein durchgehender Spannungsbogen fehlte, der die einzelnen Handlungsfäden verbindet, und weil der Text für ein Kinderbuch einige sprachliche Unschärfen aufweist, die jugendlichen Lesern besser aus dem Weg geräumt werden sollten. Der Wortschatz wirkt für ein Kinderabenteuer etwas zu anspruchsvoll und nicht ganz kitschfrei.


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    Zitate
    Natürlich war ihr klar, dass sie von leibhaftigen Menschen in die Welt gesetzt worden war, aber die Vorstellung war für sie seit jeher eine abstrakte. Nie hatte sie auch nur einen Gedanken daran verschwendet, dass sie deren Merkmale in sich trug und beim Blick in den Spiegel nicht nur ihr eigenes Abbild betrachtete, sondern auch das ihrer verschollenen Eltern vor sich hatte. Und nun hatte ausgerechnet diese böse Kreatur erstmals ein vages Abbild ihrer Mutter heraufbeschworen.“ (S. 48)


    Goblin sah Maggie zum allerersten Mal direkt in die Augen. Und so hörte Maggie die Geschichte […]. Von Faszination, Wehmut und Kummer durchdrungen lauschte sie einer gemarterten Seele.“ S. 244)


    7 von 10 Punkten

  • Meine Meinung:


    Ich muss sagen, dass ich über das Cover an das Buch gelangt bin. Das Einband ist einfach wundervoll gestaltet und man kann sich schon direkt vorstellen, wie die Protagonistin auf Diebeszug geht. An dieser Stelle möchte ich also das erste Lob verteilen, nun aber im Detail zu meinen Anmerkungen.


    Die Geschichte von Maggie und ihren kleinen Dieben ist in der Er-Perspektive geschrieben, um auch alle Charaktere zu beleuchten. Da wir es mit einigen wichtigen und auch weniger wichtigen Personen zu tun haben, war dies wohl auch eine kluge wahl, weil man so als Leser den Eindruck vermittelt bekommt, überall dabei zu sein. Der Schreibstil des Autors ist locker, aber doch malerisch. Er legt sehr viel wert darauf, Atmosphäre zu schaffen und beschreibt uns so die Umgebung meist sehr genau. Ich muss gestehen, dass ich zu Beginn der Geschichte damit Probleme hatte, denn viele Beschreibungen waren mir zu genau bzw. einfach zu lang. Vielleicht ist es auch ein Markenzeichen des Autors, aber bei Aufzählungen wurden stets vier Dinge genannt, die mich dann irgendwie im Lesefluss gestört haben. Im Verlauf der Geschichte hat sich dies aber gegeben und danach konnte ich sie vollends genießen. Diesen Kritikpunkt wollte ich vorweg nehmen, da es sonst nichts an dem Buch auszusetzen gibt.


    Die Protagonistin Maggie ist ein Charakter, der viel durchmachen musste und deswegen auch eine unglaubliche Stärke besitzt. Sie lässt sich niemals unterkriegen und macht so Mut, durchzuhalten. Ihre Vergangenheit liegt zunächst im Dunkeln und wird dann im weiteren Geschehen näher beleuchtet. Ich persönlich hätte mir gewünscht, dass eventuell noch ein paar Anekdoten zu iherer Zeit im Waisenheim in die Geschichte eingebunden gewesen wären, damit dieses Kapitel ihrer Vergangenheit nicht komplett wie ein schwarzer Fleck erscheint. Aber auch ohne diese Episode ihres Lebens ist Maggie authentisch, clever und ein wahrer Wirbelwind, den man gerne durch die Geschichte begleitet.


    Der Autor hat sich besonders viel Mühe mit den Nebencharakteren gegeben, die er liebevoll gestaltet und ausgearbeitet hat. Da die Diebesbande schon aus 5 Leuten besteht, musste er ebenso viele Individuen zum Leben erwecken und das ist ihm vollends gelungen. Ich hatte zu jeder Zeit ein klares Bild jedes einzelnen im Kopf und hab sie als echt empfunden. Manche sind sogar zu Freunden geworden, vondenen ich gerne noch mehr gelesen hätte. Besonders gut haben mir auch die „Bösen“ gefallen. Sie hatten zwar alle ihre fiesen Seiten, aber gerade zum Schluss wurde dann bei manchen doch noch mal deutlich, dass auch sie nur Menschen sind, die Fehler machen oder sich haben manipulieren lassen.


    Die Spannung baut sich von Anfang an auf und steigert sich ab der Mitte etwa sogar noch. Ich hab das Buch regelrecht verschlungen, weil man mit Maggie so mitgefiebert hat und einfach wissen wollte, wie es weitergeht und besonders, ob sie das findet, was sie während der ganzen Geschichte sucht: die Wahrheit über ihre Vergangenheit.


    Eine schöne Geschichte über Freundschaft, Mut und Gerechtigkeit, die an einem lebhaften Setting erzählt wird und so lebendig wird. Maggie und ihre kleinen Diebe sind ein bunter Haufen, den man einfach gern haben muss. Von daher hätte ich nichts dagegen, wenn wir Leser noch eine Geschichte über sie in Händen halten dürften. Die Story ist an sich abgeschlossen, aber ein offenes Detail aus Toms Vergangenheit lässt mich hoffen, dass es doch noch einen Band geben wird.


    Bewertung: 8/10 Eulen

  • Erschienen:
    Juli 2015
    Seitenzahl: 304
    Verlag: Thienemann Verlag
    Hardcover: 14,99 €
    ISBN: 978-3522184038


    Der Autor


    Patrick Hertweck, geboren 1972, bereiste nach dem Abitur mit dem Fahrrad viele Gegenden Europas, arbeitete danach im Management eines Medienunternehmens und beschloss irgendwann, seine heimliche Passion zum Beruf zu machen. Seither lebt und arbeitet der Vater von drei Söhnen als freier Schriftsteller in Freiburg im Breisgau.


    Maggie und die Stadt der Diebe


    New York 1870, die 13jährige Maggie irrt durch die zahllosen Gassen von New York, die von Bettlern gesäumt sind und als Slums von Manhattan bekannt sind. Sie ist ziellos und wird verfolgt. Denn Maggie wurde aus ihrem Waisenhaus entführt und wird nun gejagt. Leider hat sie keine Ahnung, was die geheimnisvollen Männer von ihr wollen. Bei den 40 Little Thieves, einer Bande junger Diebe, kann Maggie vorerst unterkommen. Doch vor allem der Anführer der Jungs, Goblin, scheint ein Problem mit ihr zu haben. Zum Glück nimmt sich Tom ihrer an und die beiden werden Freunde. Doch Maggie muss sich endlich ihrer Vergangenheit stellen. Zusammen mit den 40 Little Thieves macht sie sich auf die Suche nach Antworten.


    Fazit


    Eine spannende Geschichte rund um New York im Jahr 1870 und ein junges Mädchen. Aufmerksam auf den Roman wurde ich durch das interessant und ansprechend gestaltete Cover, welches mir ins Auge sprang. Der Titel erinnerte mich ein wenig an Cornelia Funkes „Der Herr der Diebe“ und auch das Cover brachte ich damit in Verbindung. Da ich dieses Buch geliebt habe, musste ich unbedingt auch „Maggie“ lesen. Schon nach den ersten Seiten war ich mitten im Geschehen und konnte sehr gut mit dem 13jährigen Mädchen mitfühlen. Die Hauptprotagonistin Maggie hat es nicht einfach. Nicht nur, dass sie entführt wurde und ihren Peinigern fliehen konnte, nun irrt sie ziellos umher, wird immer noch verfolgt und weiß nicht wohin. Die 40 Little Thieves sind ein bunt zusammen gewürfelter Haufen von Jungen und Mädchen, die sich durchschlagen müssen. Durch Diebestouren können sie sich über Wasser halten.


    Der Schreib- und Erzählstil des Romans ist sehr ansprechend und konnte mich fesseln. Auch wenn das Buch in der Mitte der Geschichte für mich ein wenig langatmig wurde, wollte ich wissen, wie es ausgeht und was hinter all dem steckt. Der Schreibstil ist „kindgerecht“ und dem vorgegebenen Alter von 11 bis 13 Jahren angemessen. Maggie an sich erinnerte mich mit ihrem Charakter sehr an Ronja Räubertochter. Auch von anderen Adaptionen habe ich schon gelesen, allerdings finde ich schon, dass Hertweck es schafft seine eigene Protagonistin zu erschaffen, die eigenständig leben kann. Es war nicht unbedingt eine Assoziation mit Pipi Langstrumpf oder Ronja Räubertochter nötig. Die Diebesbande erinnerte allerdings ebenfalls an den „Herr der Diebe“.


    Für mich tat dies dem Lesevergnügen keinen Abbruch und ich fand das Buch durchaus lesenswert. Für mich eine schöne Geschichte für zwischendurch, die mir einen amüsanten Nachmittag beschert hat.


    http://immer-mit-buch.blogspot…-stadt-der-diebe-ein.html