Historische Romane = Schund?


  • Wieso ist das besser? Manchmal laufen im TV echt tolle Filme. Gibt sogar tolle Serien. Sogar bei den Öffentlichen. Ich sag nur "Tatortreiniger".
    Die jeder wandernden Hure haushoch überlegen sind. Warum ist TV= schlecht. Und lesen=gut. Egal, welchen Mist man liest?

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Zitat

    Original von Booklooker
    Entspann dich mal!!!
    Für MICH ist TV Schund, weil ich seit Jahren kaum was finde, was mir gefällt. Wenn ich in die Glotze gucke, dann sind es Serien, die ich mir selber ausgesucht habe..



    Du guckst doch wohl nur, was Dir gefällt? Warum ist das besser, als "bescheuerte Bücher" zu lesen?
    Ich mein das nicht böse, sondern verstehe das wirklich nicht. Das Fernsehen wird hier oft so verteufelt - obwohl es da echt geniale Sachen gibt - und lesen ist immer toll, selbst wenn die Huren wandern oder Teenie-Vampire ihre erste Liebe erleben.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Ich will damit sagen: Du hast gesagt, Du guckst nur, was Du magst. Dass Dir auch im Fernsehen durchaus Sachen gefallen.


    Und Du schreibst, Deine Freundin liest, aber eher Zeug, dass Du als Mist bezeichnen würdest.


    So wie Du es schriebst, klang es so, als wär Fernsehen immer schlimm. Und Lesen immer gut.


    Und das seh ich halt anders. Ich lobe mir nicht lesende Menschen, die aber im Fernsehen schlaue Sachen anschauen.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Booklooker


    Herzschmerz ist ein guter Punkt.
    Herzschmerz, auch in Mengen und triefend, ist an und für sich erstmal kein Zeichen von Schund. Denk an große Liebesgedichte, an Shakespeare, Szenen in klassischen Romanen. Da hat man Herzschmerz volle Dröhnung. Oder sowas wie 'Das Schicksal ist ein mieser Verräter'. Es gibt auch viele Unterhaltungsromane mit Herzschmerz.
    Der historische, den ich zuletzt gelesen habe, den es leider nicht auf deutsch gibt, ist ganz schlimm wehmütig und traurig und schmerzlich. Aber kein Schund.


    Das allein kann es also nicht sein.
    Die Abgrenzungen sind echt schwierig.



    Bodo


    danke für die Zusatzinformationen. das klärt mir die Frage, wie die Billigbücher in den Kaufhäusern und wohl auch Supermärkten(?) landen.



    Pelican


    ich lese viele Rezensionen, vor allem amazon und goodreads. Da kommen schnell mal hundert zusammen zu einem Buch. Darunter sind gar nicht wenige, die solche Romane ziemlich gründlich auseinandernehmen. Leserinnen nehmen recht bewußt wahr und empfehlen dann das Buch z.B. eben wegen seiner Komplexität weiter.


    Daß Dunnett nicht weiter übersetzt wurde, halt ich tatsächlich für Gängelei der Leserinnen, in dem Fall vom Verlag aus. Ob es mit viel Werbung soweit gereicht hätte, daß viele alle Bände lesen, ist schwer zu entscheiden. Die Romane sind extrem verzwickt und sprechen von vornherein eine kleinere Gruppe an. Massenpublikum erreicht man auf keinen Fall damit.
    Wäre nur schön gewesen, das auch mal normal weitermpfehlen zu können, ohne Hinweis darauf, daß man irgendwann im Original weiterlesen muß.


    Verlage machen es allerdings auch bei Büchern, die aufs Massenpublikum zielen. Plötzlich bricht die Reihe ab.
    Ich kapier das nie. Gängelei ist es auf jeden Fall.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali


    Verlage machen es allerdings auch bei Büchern, die aufs Massenpublikum zielen. Plötzlich bricht die Reihe ab.
    Ich kapier das nie. Gängelei ist es auf jeden Fall.


    So etwas scheint oft tatsächlich reine Zahlenfickerei zu sein. Von einer 10-Bändigen Fantasyserie sind Band II und VI vergriffen, aber Band III wird neu aufgelegt....


    Da hat wohl jemand Buchhändler und Buchhalter verwechselt......

  • Zitat

    Original von magali
    Daß Dunnett nicht weiter übersetzt wurde, halt ich tatsächlich für Gängelei der Leserinnen, in dem Fall vom Verlag aus. Ob es mit viel Werbung soweit gereicht hätte, daß viele alle Bände lesen, ist schwer zu entscheiden. Die Romane sind extrem verzwickt und sprechen von vornherein eine kleinere Gruppe an. Massenpublikum erreicht man auf keinen Fall damit.
    Wäre nur schön gewesen, das auch mal normal weitermpfehlen zu können, ohne Hinweis darauf, daß man irgendwann im Original weiterlesen muß.


    Verlage machen es allerdings auch bei Büchern, die aufs Massenpublikum zielen. Plötzlich bricht die Reihe ab.
    Ich kapier das nie. Gängelei ist es auf jeden Fall.


    Schade, daß Klett-Cotta bei Dunnett mal nicht den Versuch gemacht hat, zu schauen, ob die restlichen Bände bei den treuen Anhängern mit erheblichem Preisaufschlag an den Mann gebracht werden können. Das wäre zwar auch eine Gängelei der Leser, aber bei mancher Reihe könnte das unternehmerisch gesehen, vielleicht sogar funktionieren.


    Aber was heißt Gängelei der Leser. Letzten Endes kann ein Verlag es sich auf lange Sicht nicht leisten, Produktgruppen im Programm zu haben, die bezuschusst werden müssen. Es sei denn, es handelt sich um Unternehmen, deren Inhaber sich Idealismus erlauben können und wollen.

  • Zitat

    Original von Bodo


    So etwas scheint oft tatsächlich reine Zahlenfickerei zu sein. Von einer 10-Bändigen Fantasyserie sind Band II und VI vergriffen, aber Band III wird neu aufgelegt....


    Da hat wohl jemand Buchhändler und Buchhalter verwechselt......


    Oder es werden bei Reihen von Beginn an nur bestimmte Teile veröffentlicht (z. B. eine Krimiserie, die erst mit Band x einsteigt u. ä.).
    Auch schön ist immer, wenn Reihen als HC beginnen und dann auf TB umgestellt werden oder umgekehrt.


    @ Bodo
    die Buchhalter ermitteln ja lediglich akribisch das Ist, die können also auch nichts dafür, aber die Controller...

  • Zitat

    Original von magali
    Was mir fehlt - und das fehlt mir heuzutage bei den historischen Unterhaltungsromanen meistens - ist der Grund dafür, warum ein bestimmtes Ereignis ausgewählt und zum Romangegenstand gemacht wurde.


    Einen Grund gibt es immer, und meisten erfährt man ihn sogar im Nachwort, auf das Autoren/innen, die heute einen historischen Roman (egal welches Genre) nicht verzichten wollen. Die Frage ist eher - bin ich bereit ihnen das zu glauben?


    Donna Cross, die allerdings ihre "Päpstin" noch im 20. Jahrhundert, also fast 20 Jahren geschrieben hat, hat damals angegeben, dass sie einen historischen Roman geschrieben hat, weil ihr Recherchematerial für ein (populärwissenschaftliches) historisches Fachbuch nicht ausreihend war. Nach meiner Internet-Recherche gehe ich davon aus, dass es tatsächlich ihre Motivation war. Zwar wurde der Roman als Musicalvorlage verwendet und verfilmt, dies aber erst viele Jahre nach seinem Erscheinen. Zuvor hatte sie Fachbücher geschrieben, seit der "Päpstin" ist kein weiterer Roman publiziert worden und auch keine Fortsetzung wie z. B. "Das Erbe der Päpstin", sondern nur Fachbücher.


    Bei den folgenden Beispielen von Autoren/innen des 21. Jahrhunderts lasse ich einmal offen, wie ihre Motivationen einzuschätzen ist:


    Charlotte Lyne z. B. lässt in ihrem Nachwort zu "Glencoe" durchblicken, dass sie einerseits den Opfer dieses Geschehnisses ein Denkmal setzen wollte und andererseits sieht sie hier eine Parallele zur Judenvernichtung der NS-Zeit. (So habe ich das jedenfalls verstanden.)


    Brigitte Riebe deutet z. B. in ihrem Nachwort zu ihrem Roman "Die Hexe und der Herzog" an, dass sie dieser "Innsbrucker Hexenprozess" von 1486 interessiert hat, weil er ihrer Meinung nach ungewöhnlich war.


    Astrid Fritz hat z. B. in einem Interview, dass auf ihrer Website ist, angeführt, dass sie "Die Hexe von Freiburg" geschrieben hat, weil sie einerseits von diesem Fall erschüttert war und andererseits dem Opfer ein Gesicht geben wollte.


    Peter Prange hat in einem Interview, das irgendwo im Internet war, z. B. gemeint, er wäre zu seinen Roman über den Habsburger-Kaiser angeregt worden, weil er in diesem so etwas wie einen ersten Europäer bzw. Vorläufer unserer EU sieht. Außerdem finden sich im Internet immer wieder Erklärungen von ihm, dass er den Ehrgeiz hat, über jede Zeit einen Roman zu schreiben.


    Andreas J. Schulte schreibt z. B. in seinem Nachwort zu seinem Roman "Die Toten des Meisters", dass alles mit einem Fund auf einem aufgelassenen Friedhof begonnen hat. Das hat ihn offensichtlich zu der Vorgeschichte für seine Hauptfigur angeregt. Da er wollte, dass die Geschichte in seiner Heimatstadt spielt, hat er sich auf die Suche nach einem geeigneten historischen Geschehnis gemacht. Dabei ist er auf eine Tragödie gestoßen, die im Zusammenhang mit einem Krieg stand und damit er hatte auch sozusagen das Motiv für den Kriminalroman, der ihm vorschwebte.


    Zitat

    Original von magali
    Warum mit einem Streit zwischen Kaiser und Kurfürst/en (ist das Dein Romanthema?)?


    Das ist nicht mein Roman-Thema, und dass ich zurzeit selbst versuche, einen historischen Roman zu schreiben, hat mit dieser Diskussion absolut nichts zu tun.


    Hätte ich hier übrigens auf ein konkretes historisches Ereignisse angespielt, wäre nicht vom Herzog, Kaiser und Kurfürst die Rede gewesen, sondern ich hätte die Namen dieser Herren angeführt und um welches Geschehnis es geht.
    Allerdings habe ich halt rasch eine historische Situation zusammengestellt, an der ich vorführen wollte, warum Autor/in vorgegebene Fakten verändert, wann ich das für gut halt und wann ich das besser unterlassen würde. (Ursprünglich wollte ich hier einen historischen Abenteuerroman anführen, das habe ich dann nicht getan, weil ich mir nicht sicher war, ob dieser Roman und die Zeit um die es geht, den meisten hier überhaupt bekannt ist.


    Die von mir angeführten Beispiele habe ich mir übrigens fast alle selbst ausgedacht, um das, was ich da schreibe, etwas anschaulicher zu machen. Ich habe absichtlich fiktive Beispiele gewählt, damit sich nicht irgendwelche Autoren/innen, die das lesen etwa beleidigt fühlen, und wichtig war mir außerdem einfache Beispiele, bei denen ich nicht erst noch genauer auf den historischen Hintergrund eingehen muss. (Einzige Ausnahme ist die Ermordung des englischen Königs Henry VI., da ich davon ausgegangen bin, dass sich bei einem Hinweis auf Shakespeare niemand hier angegriffen fühlen wird.)


    Zitat

    Original von magali
    Der letzte historische Unterhaltungsroman, den ich mit Gewinn gelesen habe, war der Versuch der Autorin S.G. MacLean, eine strikt religiös gebundene Gemeinde im Schottland der 1620er Jahre darzustellen. ...


    Da ich den Roman nicht kenne (ich habe bisher gar nicht gewusst, dass es ihn gibt), daher kann ich mich zu diesem Roman nicht äußern.


    Zitat

    Original von magali
    Wenn ich Historisches lese, möchte ich einen Bezug zu wichtigen Themen haben, die mich heute betreffen. Und zwar nicht nur ein bißchen, sondern als Grund für den Roman. Für mich entsteht dann eher die Frage, inwieweit Faktisches verbogen werden darf, um Parallelen zu heute zu verdeutlichen. Oder das zu erzählen, was der Autorin wirklich am Herzen liegt und sie die Distanz nutzt zur Verdeutlichung.


    Nun, ich gebe zu, dass ich diesbezüglich weniger Ansprüche stelle. Für mich muss ein historischer Roman nicht unbedingt einen Gegenwartsbezug haben. Es ist für mich in Ordnung, wenn Autor/in den Roman schreibt, weil es ihr ein persönliches Anliegen ist, über eine bestimmte historische Figur, ein bestimmtes Ereignis oder eine bestimmte Zeit zu schreiben. (Und wenn sie oder er es macht, weil er sich davon "Kohle" verspricht, ist das für mich auch in Ordnung, wenn mich der Roman überzeugt und das hält, was er verspricht.)


    Bei einem Unterhaltungsroman, den ich lese, reicht es mir durchaus, wenn er gut gemacht ist und jene Vorzüge aufweist, die ich oben auch angeführt habe, und wenn er auch das hält, was Autor und Verlag versprechen.


    Zitat

    Original von magali
    So ein Fall wäre Fontanes Grete Minde, die ja mit der historischen wenig gemein hat.


    Bei "Grete Minde" wäre allerdings zu berücksichtigen, dass Fontane seinen Roman zu einer Zeit geschrieben hat, wo davon ausgegangen wurde, dass die historische Grete Minde tatsächlich für die Brandstiftung verantwortlich war. Eine erste historische fundierte Sicht auf die Geschehnisse mit Grete Minde als Sündenbock dürfte etwa in dieser Zeit entstanden sein, als er den Roman schrieb. Ich würde daher davon ausgehen, dass Fontane sich bei seiner Erzählung durchaus an den zu seiner Zeit bekannten Fakten orientiert hat.

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)

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  • Zitat

    Original von Bodo


    So etwas scheint oft tatsächlich reine Zahlenfickerei zu sein. Von einer 10-Bändigen Fantasyserie sind Band II und VI vergriffen, aber Band III wird neu aufgelegt....


    Da hat wohl jemand Buchhändler und Buchhalter verwechselt......


    Oder der eine Band hat sich halt besser verkauft als die anderen. Das soll auch vorkommen. :grin

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)

  • Nochmals zum ursprünglichen Thema zurück, das lautet: Historische Romane = Schund?


    Wenn ich mir ansehe, welche Bücher ich seit Juli 2014 gelesen habe, die als historische Romane im Handel erworben oder in der Bücherei gefunden habe, ergibt sich folgendes ("grobes" ) Ergebnis:


    3 Iny Lorentz-Bücher aus der Serie "Die Wanderhure" habe ich in meiner Bücherei überflogen - ich wollte mir hier nur eine eigenen Meinung zu dem, was dieses Autorenduo schreibt, bilden. Dasselbe trifft auch auf 2 Bücher von Rebecca Gablé zu. (Bei allen 5 Büchern hatte ich danach kein Bedürfnis sie als Ganzes zu lesen.) Dass ich mir diese Bücher immerhin angeschaut habe, hatte folgenden Grund: ich wollte bei einer Diskussion mitreden können.


    Einige Bücher aus dem 19. Jahrhundert wie z. B. "Die Kronenwächter" von Ludwig Achim von Arnim und zwei Bücher von der Jahrhundertwende, die ich mir bei Amazon heruntergeladen habe - allerdings sind die unter anderen Rahmenbedingungen entstanden, als die Bücher aus dem 21. Jahrhundert.


    Der Maximilian-Roman von Peter Prange wurde mir von mehreren Seiten empfohlen, außerdem hatte ich ohnehin bereits von ihm gehört. Aufgrund der guten Rezensionen habe ich hier sogar einen Kauf erwogen, allerdings habe ich dann doch auf mein Bauchgefühl gehört und das Buch zuerst einmal in meiner Bücherei ausgeliehen. Da es ständig entlehnt war, habe ich mich vorgemerkt. Das Ganze hat mich einen Euro gekostet, also ca. 2 Mark, und schon das war eigentlich zu viel Geld für dieses Buch. Es erwies sich als wahrer Etikettenschwindel und ziemlich übles Machwerk. (Einzige Positiva: das Anfang- und das Schlusskapitel und das schöne Cover - für ein gutes Buch eindeutig zu wenig!) Besonders gestört hat mich das Nachwort, indem sich Prange als profunder Historiker präsentiert. (Mehr dazu im Thread zu diesem Roman.) Dabei verrät er (wohl unabsichtlich) sogar selbst, dass es um seine Recherchearbeit ziemlich übel bestellt ist, da er das Problem, dass er bei einer guten Recherchearbeit zu lösen gehabt hätte, gar nicht anspricht.


    Als ich hier und auf Amazon meine Rezensionen geschrieben habe, wusste ich allerdings noch nicht, dass Peter Prange sozusagen als Star unter den deutschsprachigen historischen Autoren/innen gilt bzw. vermarktet wird. (Ich gebe offen zu, ich bin mir keineswegs sicher, ob ich mich auch getraut hätte, meine Meinung zu diesem Roman hier oder auch auf Amazon zu schreiben, wenn ich das schon damals gewusst.)


    Ich habe den Roman dann aber ein zweites Mal gelesen, weil ich die in den Rezensionen angepriesenen Qualitäten überhaupt nicht nachvollziehen konnte und ich wollte auch nicht glauben, dass ein Roman so viel Lob kriegt, obwohl er überhaupt keine Qualitäten hat, die diese Lobeshymnen irgendwie rechtfertigen würden.
    Bei diesem Reread habe ich mich bemüht, die Historizität auszublenden. Das Ergebnis: Niederschmetternd - auch diesmal konnte ich keine einzige Qualität entdecken, die der Roman angeblich haben sollen. Dafür habe ich noch eine ganze Menge Dinge entdeckt, die mir beim ersten Lesen gar nicht aufgefallen sind und die gewöhnlich in jenen Bücher üblich waren und sind, die als Groschenromane oder Schund gelten.
    (Könnte es sein, dass Romanautoren/innen wie Peter Prange ein Grund dafür sind, dass viele historische Romane für Schund halten? Denn, wenn seine Bücher wirklich das Beste oder zumindest besser sind, als die meisten deutschsprachigen historischen Romane, dürfte es um den deutschsprachigen historischen Roman wirklich nicht gut bestellt sein.)


    Außerdem habe ich die 3 Bücher von Hilary Mantel gelesen: Wölfe, Falken und Brüder. Vielleicht die besten Bücher, die ich seit Jahren gelesen habe. "Wölfe" wurde mir hier im Forum empfohlen, die beiden anderen Bücher waren in meiner Bücherei nicht entlehnt, und da ich von den "Wölfen" begeistert war, habe ich sie mir dann ausgeliehen. (Inzwischen überlege ich sogar, diese Bücher zu kaufen.)


    Dann habe ich einen historischen Roman gelesen, auf den ich über eine Leserunde in diesem Forum indirekt aufmerksam gemacht wurde. Ich war von dem Buch begeistert (ein wirklich sehr gutes und interessantes Buch, auch wenn es nicht an "Wölfe" heranreicht). Wenig später habe ich dann die Autorin in diesem Forum erlebt und war sehr enttäuscht davon, wie sie sich hier in einem Thread aufgeführt hat. Offensichtlich hatte ich den Fehler gemacht, von den Büchern auf den Charakter der Autorin zu schließen. Zwar bin ich von der Autorin als Mensch enttäuscht, das hat aber nicht meine Meinung über ihr Buch geändert.


    Auf "Zorn des Himmels" von Richard Dübell wurde ich über eine Leserunde im Literaturschock-Forum aufmerksam. Der Autor selbst, von dem ich früher einmal den "Tuchhändler" und "Die schwarzen Wasser von Venedig" gelesen hatte, hatte mich damals nicht wirklich begeistert. Das Buch habe ich mir nur ausgeliehen, weil ich mich schon länger mit dem Thema Hochwasser beschäftige. Ich war von dem Buch positiv überrascht. (Mehr dazu siehe meine Rezension hier im Forum.)


    Richard Dübell dürfte ein relativ bekannter Autor sein, drei weitere historische Unterhaltungsromane von Autoren/innen, die eindeutig nicht wirklich bekannt sind, haben mich positiv überrascht. Die habe ich zufällig selbst entdeckt. In der Bücherei habe ich mir angewohnt, auch auf Bücher zu achten, die kein auffälliges Cover haben, sonst wären mir zwei dieser Bücher entgangen. Das dritte Buch habe ich auf Amazon zufällig entdeckt, und ihm eine Chance gegeben, da ich das Gefühl hatte, dass es in mein "Beuteschema" passt. Alle drei Bücher waren besser, als ich nach der Bewerbung erwartet hatte.


    In diesem Jahr habe ich noch kein einziges Buch in einer Buchhandlung gekauft. Kein einziges Buch, das ich über meine Bücherei ausgeliehen habe, hatte ich zuvor in einer Buchhandlung entdeckt und beschlossen, es mir erst einmal anzusehen.
    (Ich kaufe inzwischen nur mehr selten Bücher, da ich erstens nicht wirklich gut bei Kasse bin und in meiner Wohnung auch nicht viel Platz habe.)


    Ergebnis zu den Büchern aus dem 21. Jahrhundert, die ich gelesen habe:


    Positiv angemerkt:
    Es war nur ein einziges Buch darunter, das mich überhaupt nicht gefallen hat und das nicht gehalten hat, was ich mir von ihm versprochen hatte.
    Mit "Wölfe" habe ich sogar ein wirklich großartiges Buch entdeckt, und auch die beiden anderen Bücher dieser Autorin haben mir gefallen.
    Außerdem habe ich ein wirklich gutes Buch von einer deutschsprachigen Autorin entdeckt und vier weitere Bücher, bei denen mir das Lesen sehr viel Spaß gemacht hat.


    Ausgerechnet Pranges Roman (das Buch, von dem ich nichts Gutes sagen kann) ist jedoch das einzige dieser Bücher Buch, auf das ich nicht nur über eine Empfehlung in diesem Forum, eine Leserunde in einem Forum oder rein zufällig gestoßen bin.
    Von den übrigen Autoren/innen dürfte Richard Dübell noch eine gewisse Bekanntheit haben.
    Hilary Mantel würde ich als Sonderfall einstufen, aber sie dürfte doch eher ein Geheimtipp sein.


    Sagt das nicht einiges über unseren Buchmarkt aus?

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)

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  • Zitat

    Original von Teresa
    ...
    Sagt das nicht einiges über unseren Buchmarkt aus?


    Beziehungsebene
    Das Buchempfehlen und Buchkaufen findet u. a. auf Beziehungsebene statt. Wenn du auf dem Gebiet historischer Romane enttäuscht bist, dass zu dir nicht die richtigen Bücher finden, sagt es zuerst nur etwas über dein Verhältnis zu deinem Buchhändler oder deiner Bibliothek aus. Wenn ein erfahrener Buchhändler dich als Stammkundin als äußerst kritische Leserin in diesem Genre kennen würde, würde er dir evtl. andere Titel angeboten haben. Auf der Beziehungsebene kann ein Bücherforum viel Nutzen bringen, wenn man sich die Kontaktpersonen merkt, deren Lektüre einem häufig auch gut gefällt. Dazu fällt mir noch ein, dass ich am Anfang deiner Diskussionen lange nicht verstanden habe, was deren Ziel ist. Mir war nicht klar, dass du – auch – Empfehlungen suchst.


    An dieser Stelle kommt nun die Einschränkung, dass in großen Buchhandlungen eben auch ungelernte oder Aushilfskräfte arbeiten, von denen man als Kunde diese Tiefe verfügbarer Titel nicht erwarten kann. Wir erleben hier als Eulen auch Titelsuchen durch junge Buchhändler, bei denen ich mich frage, warum ich als lesende Hausfrau (das mit der l. H. ist ein euleninterner Running Gag) diese Frage beantworten soll. Es ist doch ihr – erlernter und bezahlter - Beruf, diese Fragen zu recherchieren.


    Hilary Mantel
    Nun stellt sich in deinem Fall die Frage, warum Hilary Mantel eine so gute Autorin ist. Weil sie sich Zeit nimmt für jedes Buch? Weil ihre Bücher rein sprachlich auch Leser ansprechen, die sich primär gar nicht für den historischen Stoff interessieren? (Ich habe ihre Bücher z. B. nicht gelesen, weil ich historisch interessiert bin, sondern weil Mantel bei mir als (in Deutschland) "lange unentdeckte" Autorin anklopfte und ich das interessant fand.) Weil die zwischenmenschlichen Beziehungen in ihren Büchern in jeder Gesellschaftsschicht (Herr und Knecht, Mann und Frau, Eltern und Kind) glaubwürdig wirken?


    Stapeln/Partien im Buchhandel
    Hier fragt sich, ob zuerst die Henne oder das Ei da war. Wollten Leser „verlässlich“ etwas Vertrautes lesen – oder wollten die Verlage durch Serien inhaltlich sehr ähnlicher Titel verlässlich Käufer an sich binden? Hat die Erwartung, etwas Bekanntes zu erhalten, mit Film- und Serienkonsum zu tun, bei dem möglichst täglich vertraute Figuren anzutreffen sind? Es ist ja sicher kein Zufall, dass auch hier oft der Wunsch geäußert wird, ein Buch müsste exakt so sein wie ein bestimmter Film, den ein Fragesteller im Sinn hat. Dass ein Autor alle zwei Jahre einen historischen Roman exakt wie den Vorgänger produziert, scheint mir so unwahrscheinlich wie ein Apfelbaum, der nur gleichgroße Früchte hervorbringt. Wäre es nicht wahrscheinlicher, dass Autoren in ihrem Gesamtwerk auch einen historischen Roman schreiben, aber nicht nur?


    Ein Roman ist "wie“ und "für Leser von“
    Besonders gehypte Romane fallen zunehmend diesem Hype zum Opfer, wenn sie z. B. nur ganz normale Krimis oder Schmöker sind und nicht das herausragende, besondere, nie dagewesene Buch, als das sie angepriesen werden. Die letzten Beispiele waren hier in Leserunden so genannte New York Times-Bestseller, genau die, die im Handel auf Stapeln vermarktet werden. Die Reaktionen der lesenden Eulen auf die Bücher fand ich verhalten. Aber: während man ein Buch vom Hype-Stapel liest, liest man gerade nichts anderes - und das Ergebnis nennt man Verdrängungswettbewerb.

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Mir war nicht klar, dass du – auch – Empfehlungen suchst.


    Noch eine weitere Klarstellung - ich suche hier nicht nur Empfehlungen, sondern auch den Austausch mit anderen Lesern/innen. (Jedenfalls hoffe ich noch immer, dass ich doch wieder auf Menschen stoße, die dieselben Bücher gelesen haben, die ich gelesen habe, und sich wie ich auch darüber austauschen möchten. Die Hoffnung stirbt halt zuletzt.) :-)


    Wenn du mit mir über Hilary Mantel diskutieren möchtest, sehr gerne, allerdings glaube ich, dass wir das nicht hier, sondern besser im Rezensionsthread zu "Wölfen" oder in einem eigenen Thread machen sollten. :wave


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    Zitat

    Original von Buchdoktor


    Beziehungsebene
    Das Buchempfehlen und Buchkaufen findet u. a. auf Beziehungsebene statt. Wenn du auf dem Gebiet historischer Romane enttäuscht bist, dass zu dir nicht die richtigen Bücher finden, sagt es zuerst nur etwas über dein Verhältnis zu deinem Buchhändler oder deiner Bibliothek aus. Wenn ein erfahrener Buchhändler dich als Stammkundin als äußerst kritische Leserin in diesem Genre kennen würde, würde er dir evtl. andere Titel angeboten haben. ...


    Vielleicht muss ich da eines klarstellen. Ich habe keine Stammbuchhandlung, in der ich mich beraten lasse, und wenn ich in einer Buchhandlung oder in meiner Bücherei das Personal um Hilfe bitte, dann gewöhnlich nicht, weil ich mir ein Buch empfehlen lassen will, weil ich wissen will, wo ich ein bestimmtes Buch finde. (Manche Filialen der Bücherei haben gerade für Neuerscheinungen ein eigenes Regal, bei historischen Krimis ist oft nicht klar, ob sie bei den "Kriminalromanen", bei den "historischen Romanen" (wenn die eine eigene Rubrik sind) oder einfach nur unter den "Romanen" stehen.)


    Zu meinen Büchern komme ich gewöhnlich:
    - indem ich ein Regal oder die Neuerscheinungen durchstöbere
    - indem ich im Internet "stöbere"
    - oder durch Empfehlungen


    Wenn ich mir meine Leseergebnisse aus den letzten Monaten ansehe, zeigt sich, dass es am Buchmarkt offensichtlich inzwischen nicht nur wieder Bücher gibt, die mir gefallen, sondern dass ich auch in der Lage bin, auf diese aufmerksam zu werten und sie mir zu beschaffen.


    Aber was mir ebenfalls auffällt - es sind eben gewöhnlich nicht die Bestseller, die hoch gelobten Buchserien, die Bücher der Autoren/innen, die "Star-Nimbus" oder zumindest einen "Bekanntheitsgrad" haben, die Bücher, die kaum am Markt auch schon verfilmt werden, die präsenten und omnipräsenten Bücher, über die ich ständig sozusagen "stolpere". Nein, wenn ich ein Buch entdeckt habe, von dem ich den Eindruck habe, dass es mir gefällt, muss ich erst einmal diese ganzen Bücher links liegen lassen, und meistens ist es der Zufall, dass ich fündig werde. Das wirft doch ein gewisses Licht auf den aktuellen deutschen Buchmarkt.


    Auffallend auch, dass das einzige Buch, das eindeutig eine ganz eigene Liga ist ( "Wölfe" von Hilary Mantel) eine Übersetzung aus dem Englischen ist. (Ich frage mich übrigens, ob ein Buch wie "Wölfe" es auch auf den deutschsprachigen Buchmarkt geschafft hätte, wenn Mantel eine deutschsprachige Autorin gewesen wäre.) Letztlich aber war dieses Buch auch kein wirklicher Bestseller oder besonders omnipräsent, sondern einfach ein Geheimtipp, den ich glücklicherweise erhalten habe.


    Hätte ich damals nicht eine Frage zu einem eigenen Schreibprojekt gehabt und hier gestellt, hätte ich diesen Tipp gar nicht bekommen, und ob ich ohne diesen Hinweis auf "Wölfe" aufmerksam geworden wäre - da habe berechtigte Zweifel. (Sicher hier gibt es eine ganze Menge Buchempfehlungsthreads, aber ich habe, wenn ich nicht gerade im Urlaub bin wie jetzt, nicht jeden Tag die Zeit hier vorbeizuschauen und fast jeden Tag bit es hier mindestens 3 - 4 Seiten mit Links zu neuen Postings.)


    Auch auf den "Maximilian"-Roman von Prange im Zusammenhang mit meiner Frage aufmerksam gemacht, aber das Buch war mir bereits vorher schon untergekommen, ich hätte also anders als bei Mantel den Tipp oder bei Dübell die Leserunde in diesem Fall gar nicht benötigt.


    Der "Maximilian"-Roman ist auch wieder ein ganz gutes Beispiel dafür, wie schwer es eigentlich ist, bereits im Vorfeld tatsächlich zu erkennen, um was für eine Art von Buch es sich handelt. Als ich den Roman zu lesen begonnen habe, gab es auf Amazon eine ganze Reihe Rezensionen (und auch hier im Forum einige), aus denen ich einen (wie ich inzwischen weiß) völlig falschen Eindruck von dem Buch hatte. Alles Lobeshymnen, aber es waren durchaus Rezensionen, die einen seriösen Eindruck gemacht haben: Rezensionen von Leser/innen, die von dem Roman schlicht begeistert waren. Bei keiner einzigen Rezension hatte ich den Eindruck, dass sie vielleicht nur der Autor in Auftrag gegeben hatte oder dass da jemand aus einem Prange-Fanclub dahintersteckt. (Wesentlich verdächtiger wirkten da die Zitate aus Zeitungskritiken auf Amazon, aber schon, dass sie bei diesem Buch zitiert wurden, sorgte dafür, dass sich das Buch auf Amazon von den meisten anderen Büchern dort abhob, denn zu den meisten Büchern dort werden sonst keine oder fast keine solchen Zitate gebracht.)


    Ich habe jedenfalls den Eindruck, dass ich auch weiterhin gut fahre, wenn ich die Bücher, die den Buchmarkt überflutet haben und die überall zu finden sind oder besprochen und gepriesen werden, einfach links liegen lasse, und meine Recherche nach Lesestoff, der mich wirklich interessiert und der mir gefällt, auch weiterhin auf den "Hintertreppe" oder die "hinteren Winkel" begrenze. Jedenfalls sind es nicht die Bücher (und das gilt auch für die historischen Romane), die in jeder Buchhandlung aufliegen oder auf Websites omnipräsent sind, die sich für mich als lesenswert herausstellen. Aber eine solche Bücherflut verstellt mir auch bei der Suche nach Büchern, die mir gefallen, ziemlich die Sicht.

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)

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  • Zitat

    Original von Teresa


    Der "Maximilian"-Roman ist auch wieder ein ganz gutes Beispiel dafür, wie schwer es eigentlich ist, bereits im Vorfeld tatsächlich zu erkennen, um was für eine Art von Buch es sich handelt. Als ich den Roman zu lesen begonnen habe, gab es auf Amazon eine ganze Reihe Rezensionen (und auch hier im Forum einige), aus denen ich einen (wie ich inzwischen weiß) völlig falschen Eindruck von dem Buch hatte. Alles Lobeshymnen, aber es waren durchaus Rezensionen, die einen seriösen Eindruck gemacht haben: Rezensionen von Leser/innen, die von dem Roman schlicht begeistert waren. Bei keiner einzigen Rezension hatte ich den Eindruck, dass sie vielleicht nur der Autor in Auftrag gegeben hatte oder dass da jemand aus einem Prange-Fanclub dahintersteckt. (Wesentlich verdächtiger wirkten da die Zitate aus Zeitungskritiken auf Amazon, aber schon, dass sie bei diesem Buch zitiert wurden, sorgte dafür, dass sich das Buch auf Amazon von den meisten anderen Büchern dort abhob, denn zu den meisten Büchern dort werden sonst keine oder fast keine solchen Zitate gebracht.)


    Du machst Scherze, oder? :rolleyes
    Ganz im Ernst, wenn man Bücher rezensiert, kann es durchaus passieren, dass man weder vom Autor gekauft ist noch dass man zu dessen Fanclub gehört. Es gibt auch Menschen, die ein Buch einfach mögen, ganz egal, ob der gerade hochgelobt wird in bestimmten Kreisen oder nicht. Und bevor du jetzt auf dumme Ideen kommst: Nein, ich gehöre nicht zum Prange-Fanclub. Um ehrlich zu sein kenne ich nicht mal ein Buch von ihm, weil es einfach so viel anderen Schund gibt, den man lesen muss. :achtungironie


    Ich habe ehrlich gesagt gerade etwas die Schnauze voll davon, wie du die Leute hier verbal runter machst, die nicht die Bücher lesen, die du liest. Schon mal darüber nachgedacht, dass Geschmäcker verschieden sind und die Menschen trotzdem Grips haben, auch wenn sie nicht Hilary Mantel lesen? (Ich habe dieses Buch übrigens neben all dem anderen Schund auch im Regal stehen - by the way.)


    Ach, und noch was, die Büchereulen sind ja bekannt dafür, dass sie nur Bücher von hochgelobten Bestsellern bekommen. Daher kannst du hier nicht mit Tipps rechnen, die deinem hohen Anspruch genügen.


    Zitat

    Auffallend auch, dass das einzige Buch, das eindeutig eine ganz eigene Liga ist ( "Wölfe" von Hilary Mantel) eine Übersetzung aus dem Englischen ist. (Ich frage mich übrigens, ob ein Buch wie "Wölfe" es auch auf den deutschsprachigen Buchmarkt geschafft hätte, wenn Mantel eine deutschsprachige Autorin gewesen wäre.) Letztlich aber war dieses Buch auch kein wirklicher Bestseller oder besonders omnipräsent, sondern einfach ein Geheimtipp, den ich glücklicherweise erhalten habe.


    Und dann verrate mir bitte auch noch, wie du auf so einen Schwachsinn kommst, dass ein Buch von einem deutschsprachigen Autor es nicht auf den deutschen Buchmarkt geschafft hätte. Das ist mir nämlich jetzt eine Nummer zu hoch!

  • Was den letzten Satz angeht kann ich möglicherweise erklärend eingreifen, denn leider ist das kein Schwachsinn, zumindest nicht von Teresa.
    Es gab (gibt?) in den Verlagen lange die Ansicht das bestimmte Themen nur von vor allem englischen/amerikanische Autoren von den Lesern akzeptiert werde.


    Ich glaube (bin mir bei der Person allerdings nicht 100% sicher) das es Sebastian Fitzek war, dem man nahelegte sich ein amerikanisch klingendes Pseudonym zuzulegen - sonst hätten seine Bücher hier keine Chance....


    Ich nehme mal an das war gemeint?

  • Zitat

    Original von Booklooker
    Ist das denn auch so? Mir ist doch egal, wie der Autor heißt, wenn der Inhalt stimmt.


    Ob und wie stark diese Meinung noch vertreten wird kann ich nicht sagen - aber ich denke schon das in vielen Fällen immer noch die Nationalität - der Name - mit in die Entscheidungsprozesse einbezogen wird.

  • Booklooker


    manches hier klingt etwas herb, aber der Buchmarkt insgesamt hat echt Schattenseiten.
    Eine davon ist, daß Namen von Autoren/Autorinnen ein Verkaufsargument sind. Auch hier im Forum hatten wir schon Autorinnen, die sagten, daß sie etwa bewußt einen Vornamen gewählt haben, bei dem nicht gleich erkennbar ist, ob sie männlich oder weiblich sind. Oder den Vornamen abkürzen.
    Oder englisch klingen.
    Oder denk an die vielen Pseudonyme. Für Romane, die etwa in Südamerika spielen, nennt sich die Autorin anders als für ihre Romane, die, sagen wir im Mittelalter spielen.
    Namen sind Bestandteil des Produkts Roman, der am Ende auf dem Tisch in der Buchhandlung liegt.


    Es gibt seit längerem, eine andere Schattenseite, eine Diskussion unter Autorinnen, angeregt von Autorinnen aus den USA, die berichten, daß von ihnen erwartet wird, ganz automatisch, daß sie leichte Frauenromane schreiben. Weil sie einen Frauennamen haben.
    Genauso beschweren sich nicht wenige, daß ihre Bücher automatisch ein niedlicheres Cover bekommen. Auch wenn sie ernsthafte Bücher schreiben.
    Es ist einiges in der Schieflage zur Zeit.


    Es ist auch nicht leicht, hierzulande Fantasy unterzubringen, echte, meine ich, weil, wenn auf einem Manuskript ein Frauenname steht, automatisch davon ausgegangen wird, daß der Inhalt Romantic Fantasy ist, eine Märchenschnulze also. So etwas kann über Annahme/Ablehnung eines Manuskripts entscheiden.


    Es scheint eine größere Zahl von Leserinnen zu geben, die bestimmte Themen mit einer bestimmten Art von Autorinnennamen zusammenbringen. Es gehört für sie zum Wohlfühlen mit dem Buch dazu.


    Wie gesagt, da gibt es viele Schattenseiten.
    Der Buchmarkt ist, wie alle Märkte, auch, nicht nur, auch, wohlgemerkt, ein Kampfgebiet. Da wird eben mit Tricks gearbeitet.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus