Ja, das ist ein spannendes Thema, allerdings im "Antigone"-Ordner ein bisschen OT. Darum nur soviel: Es ist natürlich schwierig für Lehrer, prinzipiell jede Lektüre unterrichten können zu sollen (ich gehöre nicht zu denen, die denken, Lehrer hätten eigentlich nur Ferien und würden sich in denen auch noch hauptsächlich langweilen). Dh irgendwoher müssen sie sich informieren und die meisten haben leider nach ihrem Studium keine Lust mehr, sich in schwierige Fachliteratur einzulesen, sondern benutzen dann lieber Lektürehilfen o.ä. Das ist ihnen anzulasten.
Von einem/r engagierten Lehrer/in würde ich erwarten, dass er/sie sich vor der Unterrichtseinheit noch einmal mehr anschaut als eine Lektürehilfe und das Kindler, sondern dass er/sie sich vielleicht nochmal einen Nachmittag in eine UB setzt und dort recherchiert. Wenn man dabei dann nicht nach kürzester Zeit auf Hegel stößt, macht man bei seiner Recherche etwas falsch.
An der Uni ist es so: Wenn dein Bsp. sich auf ein Seminar bezieht, in dem es meinetwegen zentral um den Gegensatz von weltlicher und religiöser Sphäre in der Literatur ging, dann kann man natürlich einen Text wie die "Antigone" hernehmen und nur diesen einen Aspekt beleuchten, sollte dann redlicherweise nicht verschweigen, dass es sich um ein Rezeptionsphänomen handelt und eine christliche Lesart eigentlich ein Anachronismus ist (was sie mE nicht unmöglich macht, ich sehe das nicht ganz so streng wie Iris). War es aber ein Sophokles-, ein antike Dramen-, gar ein spezielles Seminar zum Antigone-Stoff, dann war deine Dozentin einfach schlecht vorbereitet.
Herzlich, B.