Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
Als der bekannte plastische Chirurg Dr. John Taylor tot in einem Hotelzimmer in seiner Heimatstadt aufgefunden wird, ahnt noch niemand dessen Geheimnis. Erst langsam kommt heraus, dass der Arzt nicht nur eine, sondern gleich drei Ehefrauen hatte. Keine wusste von der anderen. Jede wohnte in einer anderen Stadt. Als diese drei Frauen nun aufeinandertreffen, verdächtigt jede die andere. Doch welche Frau könnte etwas mit dem Mord zu tun haben, oder hatte Dr. John Taylor noch ein ganz anderes Geheimnis?
Autorin (Quelle: Verlagsseite)
Alice LaPlante ist eine preisgekrönte Autorin, die an der San Francisco State University und an der Stanford University unterrichtet. Ihr Debüt “Ich darf nicht vergessen” war innerhalb eines Monats nach Erscheinen nicht nur auf der Bestsellerliste der New York Times, sondern auch auf der Liste der Independent Booksellers Association vertreten. Von der New York Times über die Vogue bis zum Guardian wurde der Roman als eines der besten Bücher des Jahres ausgewählt und mit dem Wellcome Trust Book Prize ausgezeichnet sowie für den renommierten Krimipreis, den Gold Dagger, nominiert. Alice LaPlante lebt mit ihrer Familie im nördlichen Kalifornien.
Allgemeines
Titel der Originalausgabe: A Circle of Wives, ins Deutsche übersetzt von Charlotte Breuer und Norbert Möllemann
Erschienen am 22.06.2015 im Goldmann Verlag als Taschenbuch mit 384 Seiten, 70 Kapitel
Ich-Erzählung verschiedener Protagonistinnen, eingeschobene Zeitungsartikel und Verhörprotokolle
Handlungsorte und -zeit: Großraum San Francisco, Mai bis August 2013
Zum Inhalt
Nachdem der plastische Chirurg Dr. John Taylor im Mai 2013 tot in einem Zimmer des Hotels Westin in Palo Alto aufgefunden worden ist, werden überraschende und schockierende Tatsachen aus seinem Leben bekannt. Der idealistische Arzt, der keine der in Kalifornien üblichen "Schönheitsoperationen" ausführte, sondern sein chirurgisches Talent in den Dienst von durch Krankheiten/Missbildungen entstellten Kindern stellte, hatte neben seiner ihm seit 34 Jahren angetrauten Ehefrau Deborah noch zwei weitere Ehefrauen. Mit der 49-jährigen Buchhalterin MJ Taylor war er seit 6 Jahren "verheiratet", mit der pädiatrischen Onkologin Helen Richter seit einem halben Jahr. Die Frauen scheinen nichts voneinander gewusst zu haben, doch als sich herausstellt, dass der Herzinfarkt des Arztes sich möglicherweise nicht rein zufällig ereignete, wird Detective Samantha Adams, die mit dem Fall betraute Ermittlerin, misstrauisch.
In mühevoller Kleinarbeit versucht Samantha, durch wiederholte Befragungen der drei Frauen, aber auch der Kollegen des Arztes in der Schönheitsklinik, mit denen es in jüngerer Vergangenheit Konflikte gab, den Umständen des ungeklärten Todesfalls auf den Grund zu gehen. Als die Ermittlungen sich schon fast totgelaufen haben, kommt ein weiteres Geheimnis des Verstorbenen ans Licht, das den Untersuchungen eine neue Richtung gibt...
Beurteilung
Auch wenn es in diesem Buch vordergründig um die Klärung eines undurchsichtigen Todesfalls geht, handelt es sich nicht um einen Krimi oder gar einen Thriller. Die Spannungskurve bleibt durchgehend ziemlich flach, dennoch entwickelt die geschickt konstruierte Handlung einen Sog, der den Leser nicht loslässt. Abgesehen von ein paar Zeitungsartikeln und Verhörprotokollen sind die Kapitel als Ich-Erzählungen der Protagonistinnen verfasst: Deborah, MJ, Helen und auch Detective Samantha Adams berichten abwechselnd aus ihrem Leben. Die drei Ehefrauen des "Trigamisten" schildern nicht nur, wie sie den Todestag des John Taylor verbracht haben, sondern berichten auch über ihre jeweiligen Ehen und gehen schließlich mit ihren Erzählungen zurück in ihre Kindheit/ Jugend, was ein sehr interessantes und aufschlussreiches Bild ihrer unterschiedlichen Charaktere ergibt. Die drei von unterschiedlichen Rollenverhältnissen geprägten Ehen zeigen unterschiedliche Facetten der komplexen Persönlichkeit nicht nur der Frauen, sondern vor allem des verstorbenen Chirurgen auf. Der Leser, der sich zu Beginn ein gewisses (Vor)urteil gebildet hat, muss seinen Eindruck immer wieder revidieren. Die unterschiedlichen Partnerschaftsmodelle werden in der Beziehung von Samantha zu ihrem Lebensgefährten Peter gespiegelt, je mehr Samantha in diesem Fall ermittelt, desto intensiver muss sie sich auch mit ihrer eigenen Beziehung auseinandersetzen.
Der Erzählstil ist flüssig und gut lesbar, eine gewisse Konzentration des Lesers ist aufgrund der wechselnden Perspektiven und der Vielfalt der Details unabdingbar.
Die Charaktere der Protagonisten sind gut ausgearbeitet und glaubwürdig. Wie glaubwürdig die Organisation seiner diversen Ehen durch den - immerhin lokalprominenten - Chirurgen ist, lässt sich schwer beurteilen. Die Erklärungen im Roman sind halbwegs plausibel.
Fazit
Eher ein psychologisch ausgerichteter Roman um partnerschaftliche Beziehungsmodelle als ein Krimi, bietet "Das tödliche Versprechen" keine Hochspannung, besticht aber durch außerordentlich gründliche Ausgestaltung seiner Romanfiguren. Absolut lesenswert!
9 Punkte