Erstmals erschienen 1975 Kinderbuch Verlag Berlin, TB 1981
Die Kinder der Klasse 6a haben sich auf die Sommerferien gefreut, leider jedoch wird nichts aus dem Ostseeaufenthalt. Der Klassenlehrer wurde zum Studium delegiert. Die Ferien sind auf einmal entsetzlich lang. Und ihr Städtchen Ritterburg schrecklich klein. Was immer die Kinder tun, einzeln oder zusammen, sie sind zu laut, machen etwas falsch oder kaputt. Wenn sie nur einen Platz hätten, wo sie ungestört und ohne Katastrophen zu verursachen toben könnten!
Die Laune sinkt, auch bei den Erwachsenen. Alle atmen auf, als die Schule wieder anfängt. Die erste Überraschung ist die neue Lehrerin. Sie ist flott, munter, hat hundert Ideen im Kopf. Das wirkt so anregend, daß auch den Kindern etwas einfällt. Auf dem Berg über der Stadt steht doch die alte halbverfallene Burg. Könnte man die nicht zu einem Jugendheim umbauen?
Wenn die Erwachsenen geglaubt haben, daß mit Ferienende Ruhe eingekehrt ist, haben sich gewaltig getäuscht. Mit dem angeblichen Tagebuch des Raubritters, des längst vermoderten Burgherrn, fängt das Abenteuer erst an.
Tagebuch eines Raubritters ist ein gutes Beispiel dafür, woran Kindergeschichten, die mit den besten erzieherischen Absichten erzählt werden, scheitern, samt der guten Ansätze, die die meisten tatsächlich auch haben.
Die Kinder dieser Geschichte, vor allem Tom, Mikki, Janne und Jule, sind lebendig geraten, wie sie sprechen, wie sie sich verhalten überzeugend. Es macht durchaus Vergnügen, ihnen zu folgen, vor allem, wenn sie ihren Geheimplan vom Umbau der Burg entwickeln.
Die Autorin läßt die Kinder aber nicht lange allein agieren, sie traut ihnen nicht. Erwachsene müssen kontrollieren. Die Kontrolle übt zuerst die junge Lehrerin aus. Sie, das ist etwas, das noch einiges rettet, ist eine Vertreterin derer, die neue Ansätze und alte Ideale vereinigen wollen. Es gibt Seitenhiebe gegen Verkrustungen, die sich in den 1970er Jahren in der DDR bereits eingenistet haben. Hier wird die Lektüre aus heutiger Sicht durchaus interessant. Die Figurenzeichnung allerdings gerät flach.
Unerträglich vorbildlich ist bald auch Toms Freundin Julia-Jule, die zum sozialen Gewissen wird, und aktiv dazu beiträgt, daß die Kinder anständig, aufrecht, hilfsbereit und verantwortlich auftreten, kurz sich zu künftigen Vorzeigebürgerinnen und –bürgern entwickeln. Völlig mißlungen ist der Auftritt eines neuen Schülers, der alle Zeichen eines unausstehlichen Bürgerkinds trägt. Das ist überzeichnet, eher Klamauk artig, die Funktion im Rahmen der Handlung ist nicht ganz klar, auch nicht die Lösung dieser Nebenhandlung. Ob es um vermeintliche Aktualität, das Thema Ladendiebstahl bei Pubertierenden ging oder eine traditionelle Bekehrungsgeschichte unter sozialistischen Vorzeichen, kann man nur raten.
Insgesamt handelt die Geschichte vor allem vom Zusammenwirken der Generationen, von Gremien und Basis, ein eklatantes Problem im Alltag. Von daher kann man als erwachsene Leserin dieses Buch als Zeitdokument lesen.
Kinder werden ihr Vergnügen am Treiben ihrer fiktiven AltersgenossInnen haben, am alten Jakob, der Schauermärchen erzählt, und am Treiben im Städtchen, aber auch beträchtliche Verständnisprobleme bei dem, was die Kinder damals in der DDR bewegte. Die Raubrittergeschichte hinkt ein wenig, wie vieles in diesem Buch. Immerhin verzichtet Durian auf etwas, auf das Autorinnen im Westen nur schwer hätten verzichten können: eine Liebesgeschichte zwischen der Lehrerin und Toms Vater, dem Bürgermeister.
Einprägsam sind die ganzseitigen Illustrationen von Heinz Handschick, möglicherweise mit Wasserfarben, aber nur schwarz-weiß abgedruckt.