Online Freunde ohne RL-Begegnung?

  • Gleich vorneweg. Ich bin auf das Thema durch ein Gespräch im Chat gekommen und würde gerne wissen, wie ihr das seht.


    Es geht darum, daß man meiner Meinung nach "echte" Freundschaft nur mit Menschen schließen kann, denen man auch im Real Life begegnet. Online-Bekanntschaften kann ich zwar durchaus sehr sympathisch finden, aber selbst nach zig Postings, Mails oder Chats werde ich nicht wirklich einen echten unverfälschten Eindruck meines Gegenübers haben. Ich persönlich kann niemanden als richtigen Freund ansehen, mit dem ich nicht ein persönliches Wort, also Auge in Auge und Ohr zu Ohr gewechselt habe. Das können für mich zwar durchaus sehr sympathische und liebe Leute sein, aber ohne Kenntnis des Menschen der hinter einem Avatar wirklich steckt, kann ich da nicht mehr drin sehen. Und echte Freundschaft ist doch schon ein bischen mehr.


    Sind z. B. Eulen, die ihr nur aus dem Forum oder anderweitigen Online-Aktivitäten und ohne RL-Begegnung kennt, Eure Freunde? Wie empfindet ihr das, ordnet ihr das ein?



    Gruss,


    Doc

  • Naja, ich kenne eine Menge Leute nur über E-Mails, als Freunde bezeichne ich diese allerdings auch nicht. Für mich sind Freundschaften auch nicht nur durch den Kontakt geprägt, sondern von Hilfsbereitschaft, wenn ich darauf angewiesen bin, auf eine stützende Schulter, auf Vertrauen usw. Und das alles findet man bei Online Bekanntschaften nicht. Deshalb sind das keine Freunde für mich. Auch wenn ich jemanden hin und wieder mal treffe, sind es nicht meine Freunde. Freunde werden es erst nach langer Zeit, da muss ich denjenigen erstmal richtig kennen und wissen, dass derjenige das Wort Freund auch verdient hat.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Hallo Doc!
    Also ... ich habe hier und in einem anderen Bücherforum Freunde gefunden, die ich auch als solche bezeichne.


    Die beiden im die es hier geht sind für mich da wenn es mir schlecht geht. Sie hören zu, trösten mich und bauen mich wieder auf. Und wenn ich mich freue, dann freuen sie sich mit mir ohne neidisch zu sein.


    Beide kenne ich bisher "nur" aus dem Forum, aus Briefen und vom Telefon. Und trotzdem ist da eine Vertrautheit da, die ich nicht missen will.


    Diese beiden sind viel mehr für mich da als die, die bei im der Nähe wohnen und sich Freunde nennen.


    Ich freue mich, meinen runden Geburtstag im August mit den beiden zu feiern und sie endlich mal live zu sehen.


    Wie stand auf einer Karte so schön, die ich jetzt mal bekommen habe:


    Freunde sind wie Sterne. Man kann sie nicht immer sehen, aber sie sind immer da.
    LG KATJA

  • Das kommt, glaube ich, auch darauf an, wie man den Begriff "echte Freundschaft" definiert.
    Manche Leute nennen jedermann gleich ihren/seinen Freund, andere sind da wählerischer.


    Bekanntschaften aus dem Internet oder sog. Brieffreunschaften können vielleicht zeitweise sehr intensiv sein, verflüchtigen sich aber im allgemeinen im Laufe der Zeit. Zumindest habe ich öfters diese Erfahrung gemacht.
    Ich habe allerdings auch Leute, die ich anfänglich durch Briefe bzw. Mails kennengelernt habe, in meinem "Freundeskreis".

  • Mir ist schon öfter mal passiert, daß ich jemanden in einem Forum kennenlerne und sich daraus Freundschaften entwickeln. Jedoch war es bisher meist so, daß ich die Leute dann auch im RL getroffen habe. Die meisten wohnen in meiner Gegend und man trifft sich regelmäßig...hat regen Kontakt.


    Und dann gibts da noch jemanden...ich kenne sie jetzt seit zwei Jahren. Gesehen haben wir uns aber leider noch nicht. Dennoch zählt sie zu meinem engen Freundeskreis. Sie ist immer für mich da, wenn ich sie brauche und andersrum ist es natürlich genauso.


    Normalerweise stehe ich solchen Sachen eigentlich skeptisch gegenüber, denn man weiss ja nie wirklich, wer sich dahinter verbirgt. Viele Menschen tragen Masken und geben sich als jemand aus, der sie eigentlich nicht sind. Deswegen lege ich auch eher wert darauf, daß meine Freunde eben Menschen sind, die ich auch mal anfassen kann, wenn mir grad danach ist. Deren Leben ich kenne usw...


    Aber wie gesagt...bei ihr ist das anders...und Ende des Monats sehen wir uns dann auch endlich mal *freu* :-)

  • Ich bin mit der Bezeichnung "Freund" sehr vorsichtig.


    Bis ein "Bekannter" zu einem "Freund" wird, dauert das schon eine ganze Weile.


    Ich habe auch mit 2 Mädels, die ich übers Internet kennen gelernt habe sehr intensiven Kontakt, den ich nicht missen möchte, aber ich könnte nicht sagen, das das richtige Freunde sind.


    Ich hab da immer etwas Bedenken, ob mir die im RL auch so sympathisch wären, wie sie es in Mails, Chats etc. sind. Mit jemanden zu schreiben ist doch nochmal was ganz anderes, als sich zu unterhalten.


    Da kann es leicht passieren, dass man sich plötzlich gar nicht mehr so ähnlich und sympathisch ist, wenn man sich mal im RL einen Abend lang unterhalten will.


    Für solche Fälle wäre zwar die Bezeichnung "Bekannte" auch zu wenig, zu unbedeudent, aber Freundin eben fast zu viel, weil ich wie gesagt sehr vorsichtig mit dieser Bezeichnung bin.

  • Schließe mich Ronja an, mache ich ähnlich.
    In Internet und per e-mail kann man sehr nette Leute kennenlernen und ewig quatschen. Man merkt aber auch da schon, mit wem man sich besser versteht und mit wem nicht.
    Solche Menschen bezeichne ich als 'Bekannte', nach einer Weile als 'gute Bekannte'.
    Zuweilen ist die Sympathie aber so groß, daß sie regelrecht aus dem Bildschirm flimmert, dann folgen Telefongespräche. Das ist de facto ein zweiter Filter.
    Bezeichnung immer noch 'gute Bekannte'.
    Dann F2F, daraus können engere Bekanntschaften entstehen.
    Freundschaft? Die braucht Zeit. Viel Zeit. Und das lebendige Gegenüber.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • hm... ich glaube nicht, daß man solche Bekanntschaften als Freunde bezeichnen kann, eben weil man sich nie real erlebt hat.
    Allerdings gibt es hier ein Eule speziell (HUHU TALERCHEN) , die ich wohl auch nicht mehr nur als Bekannte bezeichnen würde, das ist schon irgendwie intensiver.....Aber zu einer Freundschaft gehört dann doch auch das Sehen/Mögen und Verstehen im realen Leben dazu und das fehlt bei einer solchen Mail/ICQ und Forumsbekanntschaft einfach.


    Allerdings habe ich eine Emailbekanntschaft (er hat aus Versehen eine sehr persönliche Email an meine Adresse geschickt aufgrund eines Tippfehlers und ich habe ihm damals (vor 4 Jahren) geantwortete. Wir haben uns nie wirklich gesehen, obwohl er hier quasi um die Ecke wohnt. Aber wir tauschen uns doch über sehr persönliche Dinge per Email, SMS oder Telefon aus....wenn ich mich schlecht fühle oder er sich, wissen wir, daß es da wen gibt, den man zwar nicht anfassen kann, der einem aber zuhört. Ich glaube ihn würde ich schon als Freund bezeichnen.

  • Naja...Du hast schon recht Doc...ohne RL-Begegnungen ist das schon schwer...ich kann jemanden zwar symphatisch finden aber es ist eine ganz andere Sache jemanden als Freund zu bezeichnen...Meine "Freunde"liste hier im Forum ist aber trotzdem schon ziemlich lang geworden...bei der Liste seh ich das nicht so eng da kommen dann auch schonmal mir besonders symphatische Leute rein...Allerdings finde ich auch das man Freunde daran erkennt ob sie für einen da sind wenn Du sie brauchst...ist das der Fall kann man auch ohne RL-Begegnung mal eine Ausnahme machen...eine RL-Begegnung ist aber natürlich schon was schönes...und ich bin total dafür....

  • Dies ist mein erstes Forum und ich habe noch keine Erfahrung mit Online-Freundschaften. Trotzdem glaube ich: Echte Freundschaften nur im RL!

    Das Leben ist bezaubernd, man muss es nur durch die richtige Brille sehen.
    Alexandre Dumas [fils, Sohn, der Jüngere] (1824 - 1895), französischer Schriftsteller
    LG
    Christiane

  • hm. interessantes thema, doc! :anbet
    ich hab die bisherigen antworten jetzt mal nur überflogen.
    bei mir ist es so, dass ich seit etwa 3einhalb jahren online bin.
    in der zeit würde ich sagen, dass ich 2 frauen und einem mann begegnet bin,
    die ich als echte freunde bezeichnen würde. der intimste kontakt war zwar nur der telefonische, aber das wären menschen, bei denen ein "ich brauche dich"-anruf genügen würde, und das fröschlein würde den nächstmöglichen zug oder bus nehmen. und ich denke mal, wenn es wirklich drauf ankäme, würden auch sie für mich da sein (wenn auch umständebedingt vielleicht weniger flexibel, was das reisen betrifft). "normaler" persönlicher kontakt erfolgte aber bisher nicht, wir leben sehr weit auseinander. ist aber nicht ausgeschlossen.
    diese freundschaften entstanden aber nicht aus einer "suche" heraus, es hat sich einfach so ergeben.
    darüber hinaus gibt es einige, die würde ich als mehr oder weniger nahestehende "www.-freunde" bezeichnen.
    für überaus gefährlich halte ich es aber, wenn jemand, weil von seinem realen leben enttäuscht, im www freunde sucht. dazu sind die motive der menschen, die so durchs www turnen, zu unterschiedlich. und nicht alle sind ungefährlich. jemand, der derart einsam ist, kann da sehr schnell und sehr stark verletzt werden.
    :wave


    nachtrag:
    von den drei oben erwähnten mal abgesehen, bin ich eigentlich eher der typ, der seine www. freunde da lässt, wo sie sind - im www.
    klar, es ergibt sich, dass man sich mal was schickt oder evtl. auch telefoniert, aber von sog. chattertreffen halte ich persönlich nix. (sorry*g*)


    und noch ein nachschlag:
    "Sind z. B. Eulen, die ihr nur aus dem Forum oder anderweitigen Online-Aktivitäten und ohne RL-Begegnung kennt, Eure Freunde? Wie empfindet ihr das, ordnet ihr das ein?" (doc, vorher von mir im überschwang übersehen*g*)


    solange bin ich noch nicht hier.
    es gibt einige eulen, mit denen ich viel spaß habe, andere, denen ich eine gewisse bewunderung entgegen bringe, ferner welche, deren loyalität mich sehr berührt hat (die aufzählung ist unvollständig), und manchmal überschneidet sich das auch. aber als freunde (auch www.freunde) würde ich das (noch?) nicht bezeichnen.

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

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  • Zitat

    Original von Doc Hollywood


    Sind z. B. Eulen, die ihr nur aus dem Forum oder anderweitigen Online-Aktivitäten und ohne RL-Begegnung kennt, Eure Freunde? Wie empfindet ihr das, ordnet ihr das ein?


    Nee, das sind Internet-Bekanntschaften, nee sogar das ist zuviel gesagt, Internetbekanntschaften sind es dann, wenn man sich auch manchmal sieht, aber nur virtuell?? oder Telefonisch, was soll das sein, da kenn ich ja meinen Nachrichtensprecher besser...nee.


    Ich könnte mir vorstellen, dass wenn jemand in der Nähe wohnt und alles passt, sich eine Freundschaft daraus ergibt.


    Mir wäre das auch viel zu lästig so ne Bekanntschaft zu pfelgen, immer mails, schreiben immer per IQO erreichbar sein, nee danke.

  • Hi,


    das kommt wirklich m.E. sehr stark darauf an, was man unter dem Begriff "Freundschaft" versteht und wie man mit dem Begriff bzw. mit den Erwartungen an andere Menschen generell umgeht.


    Meine Erwartungen an mich selbst sind sehr hoch....die Erwartungen an andere habe ich dagegen mittlerweile gegen Null geschraubt...im RL wie im VL!


    Ich würde sagen, es geht schon, dass sich aus einer Bekanntschaft eine Freundschaft im Laufe der Zeit entwickelt...und dass es wie im RL ist: wenn es paßt, paßt es halt...und wenn nicht, dann eben auch nicht.


    Zeit investieren, um eine Bekanntschaft wirklich zu vertiefen und nicht nur oberflächliches Blabla auszutauschen, muß man im RL wie im VL.


    ...und es gehört jede Menge Glück und beidseitige echte Toleranz dazu...:-)


    :wave
    Baumbart


  • Ich kann magali in allen Punkten nur Recht geben! :-)

  • Im realen Leben merkt man meist sehr schnell, wenn man jemand neu kennen lernt, ob man sich sympathisch findet oder nicht und ob man die Bekanntschaft vertiefen möchte.
    Viel anders ist es mit dem internet auch nicht. Man beschnuppert sich eine Weile virtuell und wie im richtigen Leben auch checkt man ab, ob man mehr Zeit investieren möchte und mehr von sich preis gibt.
    Mit eigentlich anonymen Leuten Kontakt aufzunehmen geht allerdings anders als im RL zumindest bei mir vorsichtiger. Trotzdem geht ohne etwas Vertrauen gar nichts. Wobei ich das auch nicht zu hoch hänge, denn in den seltensten Fällen endet die Herausgabe einer Telefonnummer mit nervigem Telefonterror. Soviel krieg ich schon mit, dass ich sie nicht jedem aufs Auge drücke. ;-)


    Es kommt schon vor, dass sich aus solchen Kontakten im internet im Laufe der Zeit einige wenige Freundschaften entwickeln, auf die ich auch nicht mehr verzichten möchte. :-)

  • Also ich trenne das scho a bisserl... für mich gibt es zwei Arten Freunde... online und real!


    Wobei ich schon so einige Freunde übers Internet dazubekommen hab... auch in real! Irgendwann hab ich bei manchen Internetfreunden/bekannten mal das Bedürfnis sie real kennenzulernen... bisher hatte ich immer den richtigen Richer und es sind ein paar wirklich gute Freundschaften daraus geworden. Auch wenn manchmal die Entfernung a weng stört, so kann eine Freundschaft auch diese nicht aufhalten...

  • Ich denke für mich, wirkliche Freundschaften kann man nicht nur durch Mails und Chats pflegen.
    Einfach, weil man nur das geschriebene Wort sieht und nicht den Menschen dahinter.
    Trotzdem habe ich durch das Internet letztendlich Freunde gefunden, die ich aber erst als solche einordne, seit ich sie real, also auch ihre Mimik und Gestik und ihr Verhalten kenne.
    Das ist aber wohl immer eine eigene Auslegungssache und persönliche Interpretation.

    Die besten Dinge im Leben sind nicht die, die man für Geld bekommt.
    Albert Einstein


    Ich lese gerade:
    Michael Theurillat - "Im Sommer sterben"

  • Zitat

    Original von Idgie
    Im realen Leben merkt man meist sehr schnell, wenn man jemand neu kennen lernt, ob man sich sympathisch findet oder nicht und ob man die Bekanntschaft vertiefen möchte.
    Viel anders ist es mit dem internet auch nicht. Man beschnuppert sich eine Weile virtuell und wie im richtigen Leben auch checkt man ab, ob man mehr Zeit investieren möchte und mehr von sich preis gibt.
    Mit eigentlich anonymen Leuten Kontakt aufzunehmen geht allerdings anders als im RL zumindest bei mir vorsichtiger. Trotzdem geht ohne etwas Vertrauen gar nichts. Wobei ich das auch nicht zu hoch hänge, denn in den seltensten Fällen endet die Herausgabe einer Telefonnummer mit nervigem Telefonterror. Soviel krieg ich schon mit, dass ich sie nicht jedem aufs Auge drücke. ;-)


    Es kommt schon vor, dass sich aus solchen Kontakten im internet im Laufe der Zeit einige wenige Freundschaften entwickeln, auf die ich auch nicht mehr verzichten möchte. :-)


    :write

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    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)