Fredrik Backman: Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid
Fischer/Krüger 2015. 464 Seiten
ISBN-13: 978-3810504814. 19,99€
Originaltitel: Min mormor hälsar och säger förlåt
Übersetzerin: Stefanie Werner
Verlagstext
Oma ist 77, Ärztin, Chaotin und treibt die Nachbarn in den Wahnsinn. Elsa ist 7, liebt Wikipedia und Superhelden und hat nur einen einzigen Freund: nämlich Oma. In Omas Märchen erlebt Elsa die aufregendsten Abenteuer. Bis Oma sie eines Tages auf die größte Suche ihres Lebens schickt – und zwar in der wirklichen Welt.
Der Autor
Fredrik Backman wurde 1981 geboren und lebt mit seiner Frau und seinen beiden kleinen Kindern in Solna bei Stockholm. Er hat als Gabelstaplerfahrer, als Restauranthilfskraft und als Kolumnist gearbeitet und wurde zunächst als Blogger bekannt. Sein Blog steht unter dem schönen Motto »Fredrick Backman: Jemandes Mann, Jemandes Papa, Jemandes Nachbar – und das Problem von allen. Mit seinem ersten Roman „Ein Mann namens Ove“, der in viele Sprachen übersetzt wurde, wurde Fredrik zum erfolgreichsten Autor des Jahres in Schweden und eroberte die Herzen in aller Welt. Auch Fredriks zweiter Roman „Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid“, ist ein internationaler Bestseller.
Zitat des Autors:
„Mein Name ist Fredrik. Ich schreibe Sachen. Davor hatte ich einen richtigen Job, aber dann hörte ich, dass man Geld damit verdienen kann, über andere Leute zu schreiben. Ich dachte mir, das ist wahrscheinlich besser als arbeiten - und das ist es tatsächlich. Das Beste daran ist, dass ich es im Sitzen erledigen kann, was meinem Hobby Käse-Essen sehr entgegenkommt. Beim Gabelstaplerfahren ist es nämlich zum Beispiel sehr schwierig, vernünftig Käse zu essen.“
Inhalt
Elsa kommt mit Erwachsenen besser klar als mit anderen Kindern oder Lehrern. Kein Wunder, das sie in der Schule Probleme hat. Richtig Ärger bekommt Elsa aber erst, wenn ihre Oma in die Schule kommt, um Elsas Lehrern ihre außergewöhnliche Enkelin zu erklären. Dass diese temperamentvolle Oma Probleme mit Autoritäten hat, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts. So wie Oma gestrickt ist, kann es mit ihrer perfektionistischen Tochter, Elsas Mutter, nur Ärger geben. Wenn andere loben, Oma sei fit für ihr Alter, weiß man nie genau, ob das als Lob oder Kritik gemeint sein soll. Doch Elsa durchschaut genau, dass Außenstehende eine Oma für etwas durchgeknallt halten, die World of Warcraft spielt und beim Monopoly mogelt.
Von Elsa wird erwartet, dass sie sich in der Schule anpasst, aber ihre Oma lebt ihr vor, dass man genau das nicht tun sollte. Menschen, die normal sind, bewegen nichts, meint Elsas Oma. Als Pipi Langstrumpf des Internetzeialters wirkt Elsa für ein Kind in ihrem Alter erfrischend herablassend gegenüber den Schwächen Erwachsener. Um Elsa zu trösten, die in der Schule schikaniert wird, hat Oma sich Miamas, ein Phantasieland voller Märchen und Märchenwesen ausgedacht. Die Landeswährung sind dort Geschichten, und zu Miamas gehört der magische, tröstliche Kleiderschrank, in den Elsa sich flüchten kann.
Warum Oma mit dem Chaos wunderbar zurechtkommt, aber im Alltag überfordert ist, erfährt Elsa, als Oma von ihrem Beruf erzählt. Man hat ihr als Jugendliche erklärt, was Frauen alles nicht können und nicht dürfen. Genau diese Dinge hat Oma getan, Medizin studiert und als Kinderärztin in armen Ländern gearbeitet. Elsas Mutter blieb als Kind in Schweden zurück, während ihre Mutter in fernen Ländern Kindern das Leben rettete – und hasste den Beruf ihrer Mutter.
Nach einem Aufsehen erregenden Vorfall im Zoo muss Elsa sich nun darauf vorbereiten, dass Oma nicht mehr lange zu leben hat. Nur Elsa kann Omas letzte Wünsche erfüllen und dazu muss sie wie auf einer Schnitzeljagd wichtige Menschen aus Omas Leben kennenlernen. Die Verknüpfung zwischen Omas Hilfseinsätzen und ein paar ihrer gestrandeten Schützlinge aus der Sicht eines Kindes hat Krimicharakter und scheint für so ein kleines Mädchen fast zu viel zu sein. Die Geschichte scheint kein Ende zu nehmen, vielleicht wirkt das so, weil man als Leser immer noch auf ein Happy End wartet.
Wer sich dafür interessiert, was im Kopf einer kessen Siebenjährigen vorgehen könnte, sollte hier beherzt zugreifen, aber darauf vorbereitet sein, dass dieses unbewusst höchst ironische Persönchen sehr drastisch mit Angst, Trauer, Wut und Eifersucht zu kämpfen hat.
P. S.: Man muss Ove nicht lieben, um Elsa zu lieben.
„Elsa schüttelt den Kopf und hält das Buch gut fest. ‚Nein‘, lügt sie. Denn sie ist höflich genug zu wissen, dass du, wenn dir jemand ein Buch schenkt, es der Person schuldig bist, so zu tun, als würdest du es noch nicht kennen. Denn das wirkliche Geschenk ist das Leseerlebnis und nicht das Buch selbst. Das ist nun wirklich Basiswissen von gutem Benehmen, wenn man kein Schlaumeier ist.“ (S. 264)
9 von 10 Punkten