JACKSON BROWNE - Stadtpark-Openair am 21. Juni 2015 in Hamburg

  • Das Fazit vielleicht vorweg gestellt:


    Es war ein sehr schöner Konzertabend bei relativ schattigen Temperaturen in Hamburg.


    Leider war das Auditorium höchstens zu zwei Dritteln gefüllt – was vielleicht aber auch an den horrenden Eintrittspreisen von knapp 60 EUR je Karte gelegen haben mag.


    Es war einer dieser Konzertabende, bei dem ein leiser Hauch von Woodstock zu spüren war. Es ist das Flair und das Können des Künstlers, was mich zu dieser Einschätzung kommen ließ. Denn Jackson Browne ist ohne Frage einer der ganz Großen auf seinem Gebiet. Dazu ein genialer Songschreiber.


    Er ist ein Künstler der ohne das große Brimborium auskommt. Eine aufwendige Lightshow braucht er ebenso wenig wie einen bombastischen Bühnenaufbau. Also keine Treppe oder irgendwelche Flüge über die Köpfe des Publikums hinweg. Jackson Browne überzeugt durch seine Musik und durch seine Ausstrahlung. Die Musiker an seiner Seiten machten einen wirklich guten Job und der perfekte Sound tat ein Übriges, damit dieser Abend zu einem gelungenen Abend werden konnte.


    Vielleicht sei noch erwähnt, dass dieses Konzert eines dieser „Rucksack- und Picknick-Konzerte“ war. Frei nach dem Motto „Ich-habe-meine-Decke-mitgebracht-und-werde-mich-jetzt-daraufsetzen-weiß-aber-noch-nicht-wie-ich-nachher-ohne-Hilfe-wieder-aufstehen-soll“. Das Durchschnittsalter lag wohl so bei Anfang/Mitte/Ende Fünfzig – und es waren Konzertbesucher die mit der Bezeichnung „Woodstock-Generation“ wirklich etwas anfangen können und die damit auch ein ganz bestimmtes Lebensgefühl verbinden.


    Mein Eindruck ansonsten war, dass sich Jackson Browne im Laufe der Jahre irgendwie überhaupt nicht verändert hat. Er hat sich seine jugendliche Ausstrahlung bewahrt, nichts ist zu merken von irgendeiner Altersresignation. Sein Repertoire reichte von den Anfängen bis hin in die heutige Zeit. Natürlich auch wieder mit einer Hommage an Woody Guthrie. Es war ein Streifzug durch einige Jahrzehnte Jackson Browne. Ein Streifzug der zu keiner Zeit langweilig oder eintönig war.


    Beeindruckend auch seine Zwischentexte. Der Mann hat wirklich etwas zu sagen – und er sagt es auch.


    Nach wirklich großartigen 2 ½ Stunden verabschiedete sich Jackson Browne. Falls es interessiert, am heutigen Abend tritt er in Amsterdam auf.


    Am Rande erwähnt, kleine persönliche Randnotiz: Habe bei diesem Konzert nach 20 Jahren meinen alten Kumpel Klaus wieder getroffen. Der Kerl hat zwar erhebliche Schwierigkeiten mit seinen Augen – aber mit dem „Einarmig-Reißen“ klappt es nach wie vor phantastisch. Und so ließen wir diesen Abend dann bei einige echten Halben angemessen ausklingen. Okay, das Aufstehen am Morgen ging schon mal besser……

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Normalerweise wäre das ein Pflichttermin für mich gewesen, und auch der Auftritt vor 12 Tagen in Berlin natürlich. Wer meine Bücher gelesen hat, weiß, dass dieser Musiker eine besondere Bedeutung für mich hat, was tatsächlich nur zu einem Teil die Musik selbst betrifft, sondern überwiegend Auftreten und Selbstverständnis. Das ist einer der wenigen Künstler, der schon immer unbeirrt sein Ding macht, der sich politisch engagiert, seine Musik nicht als Konsumgut betrachtet oder betrachtet wissen will. Außerdem hat er auch mit 66 Jahren noch eine feudale Stimme, und er ist fraglos ein begnadeter Gitarrist und Pianospieler.


    Und jetzt kommt das Aber. Erstens hat sich mein Musikgeschmack inzwischen geändert; diese Folkrockballaden, die immer gleiche Instrumentierung, das nervt mich. Als ich jünger war, habe ich das sehr gemocht, und die ersten fünf, sechs Alben habe ich tausenfach angehört, aber unterm Strich ist seit "I'm Alive", das ein wirklich exzellentes Album war, nichts Neues mehr passiert (und die Platte ist von 1993). Ja, die Kritiker feiern "Standing in the Breach", aber ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich das Album vor allem langweilig finde - ich habe es mir auch nur zweimal angehört. Womit wir zu zweitens kommen:


    Im November vergangenen Jahres war ich in London, wo Jackson Browne in der Royal Albert Hall gespielt hat. Einen Bericht dazu habe ich hier gepostet. Kurz nach meiner Rückkehr aus London wurden die weiteren Termine für Europa bekanntgegeben, darunter auch die für Hamburg und Berlin. Ja, es hat mich ein wenig Überwindung gekostet, keine Tickets zu bestellen, zumal die zwei Konzerte, die ich im Hamburger Stadtpark gesehen hatte, zu den schönsten gehörten, aber ich muss keine 600 Kilometer mehr fahren, um mich extrem gepflegt zu langweilen. Ja, er ist immer noch ein sehr, sehr guter Musiker und ein bewundernswerter Künstler, aber seine Musik ist mit ihm gealtert. Das aktuelle Album könnte genauso gut von 1979 sein. Es ist schön, dass er immer noch unterwegs ist und unermüdlich perfekte Shows abliefert. Aber mir gibt das nichts mehr.


    Trotzdem schön, dass Du einen guten Abend hattest, Jan. ;-)

  • Wow. Das macht Lust, reinzuhören. Danke für die Eindrücke. :bruell

    In der Schule fragten die Lehrer mich, was ich später werden wolle. Ich antwortete: Glücklich. Die Lehrer sagten, ich verstünde die Frage nicht. Ich sagte, sie verstünden das Leben nicht.


    John Lennon




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  • Ich habe mir Jackson Browne am 30. Juni beim Tollwood Sommerfestival angehört und fand es super, zumindest die zweite Hälfte. Ich muss dazu sagen, dass ich nur seine bekannteren Hits kenne, wie Stay, Barricades of Heaven und Running on Empty und seine Musik seit 20 Jahren nicht mehr gehört habe. In der ersten Konzerthälfte haben mir seine Songs also wenig gesagt und wie Tom schon ausführt, hören sich seine Songs alle ziemlich ähnlich an. Trotzdem war die ersten Stunde nette Sommerabendunterhaltung in dem gut aufgewärmten Zelt, bei der ich meine Körpertemperatur mit kühlen Bierchen regulierte.


    Aber nach der Pause ging dann die Post ab. Jackson Browne holte seinen staubigen Hits vom Dachboden und dabei hielt es dann niemand mehr auf den Stühlen. Die Leute strömten in die Gänge und vor die Bühne und J.B. bat die Ordner, die Leute zu lassen, weil die Stimmung so grandios war. Und wenn wir ehrlich sind, bei einem Durchschnittsalter von 50 ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Leute eine Schlägerei anzetteln eher gering.


    Nach zweieinhalb Stunden bin ich mit einem fetten Grinsen aus dem Zelt gekommen und das Hochgefühl hielt den ganzen Abend an. Es war ein gelungenes Sommerfestival und ein nostalgischer Ausflug in die Vergangenheit, wobei ich mir die neuen Sachen von J.B. nicht holen werde. Dieser Zug hat den Bahnhof schon lange verlassen.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."