Inhalt:
Brave Münsterländer Ehemänner entscheiden sich unerwartet für ein Leben als Mönch und verlassen ihre Familien. Auch Rafaela Bergers Mann gehört dazu. Rafaela forscht nach und muss erkennen, dass er jahrelang ein düsteres Geheimnis vor ihr verschwieg. Als eine der verlassenen Ehefrauen ermordet wird, begibt sich Hauptkommissar Delbrock als Gast ins Kloster Gerleve und findet dort weitere Leichen
Autorin:
Sabine Schulze Gronover, geboren 1969 in Hamm-Heessen, studierte an der Westf. Wilhelms-Universität Münster Diplom-Pädagogik und Kunsttherapie, arbeitet als Therapeutin an der LWL-Klinik Münster und auf der Palliativstation des St.-Josef-Krankenhauses. Sie lebt mit ihrer Familie und einigen Tieren auf dem Land in Mersch-Drensteinfurt.
Meine Meinung:
Ich muss gestehen, ich gehöre zu denen, die Regionalkrimis gerne lesen - wenn sie tatsächlich die Liebe zum Ort rüberbringen können UND die Spannung dabei nicht vergessen. Das sieht man in dem Genre leider nicht immer. Doch Sabine Schulze Gronover hat mit "Totentanz im Münsterland" einen absolut überzeugenden Regionalkrimi geschrieben, den ich geradezu verschlugen habe und prompt weiterempfehlen musste.
Die katholische Kirche spielt im Münsterland eine grosse Rolle, kein Wunder, dass sie auch in diesem Regionalkrimi im Mittelpunkt steht. Wieso entscheiden sich auf einmal gestandene Ehemänner ihre Familien zu verlassen und als Mönch ins Kloster zu gehen? Und wieso werden dann deren Ehefrauen grausam ermordet? Diese Fragen stellt sich Rafaela, deren Mann ihre Ehe annullieren liess und nun nur noch zu festgelegten Besuchszeiten seine Tochter im Kloster Gerleve bei Billerbeck sieht. Auch Kommissar Delbrock wird Gast in diesem Kloster, um eine Reihe von Mordfällen aufzudecken.
Ich bin im Münsterland aufgewachsen und habe mich gleich in dieser Geschichte wohl gefühlt. Ortsbeschreibungen sind stimmig, spiegeln die Atmosphäre des doch sehr provinziellen Lebens der Region wider. Vor allem Kloster Gerleve als Handlungsort macht mir schon fast Heimweh und kommt bei meinem nächsten Besuch in der Region (ich lebe schon seit vielen Jahren weit weg) wieder auf die Ausflugsliste. Dazu kommen liebenswerte Protagonisten, die auch so ihre kleinen Macken haben. Rafaela mit ihrer 15-jährigen Tochter hat mir mit ihrem Temperament und der aber auch sehr typisch westfälischen Bodenständigkeit sehr gefallen und auch Kommissar Delbrock würde ich gerne in weiteren Fällen sehen.
Es ist interessant wie die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven geschildert wird und dabei die Persönlichkeiten noch besser zur Geltung kommen. Ich war überrascht, dass es mit der Perspektive der verlassenen Ehefrau beginnt, die in ihrer schwierigen Situation zum Glück ihren Sinn für Humor nicht verloren hatte:
"Wenn man jemandem erzählte, dass der Ehepartner einen verlassen hatte, um sich in Askese und Gebet zu vertiefen, dann fanden viele die Geschichte sogar schrecklich lustig. Das war doch mal etwas anderes, als wenn man wegen einer anderen Frau sitzen gelassen wurde."
Der Schreibstil ist also entsprechend unterhaltsam, Humor kommt ganz bestimmt nicht zu kurz!
Nicht zuletzt der Krimi hat mich bis zuletzt rätseln lassen. Da gab es doch einige sehr überraschende Wendungen, die ich nicht vorhersehen konnte und die dennoch nicht zu abgehoben erschienen. Der Krimi wird sicherlich auch Lesern ausserhalb der Region gut gefallen.
edit: es wimmelte ja nur so von Tippfehlern, da hab ich ein paar mal nachbessern müssen