Die Feuer der Macht - Mike Nicol

  • Gebundene Ausgabe
    Verlag: Rowohlt, 1989


    OT: The Powers that bei
    dem Englischen übersetzt von Thomas Piltz


    Kurzbeschreibung:
    Ein einsames Dorf im Süden Afrikas. Eines Tages kommt einer über Land: der Hauptmann Sylvester Nunes mit seiner Tochter Frieda. Daß an eben diesem Tag alle Ziegen ausbrechen und die Felder und Gärten verwüsten, erfüllt die Seherin Ninnaar mit bösen Ahnungen...


    Es heißt, nur Menschen mit zweifelhafter Vergangenheit stranden in dem entlegenen kleinen Dorf am Meer. Doch Hauptmann Sylvester Nunes bringt auch eine furchtbare Zukunft: in ihm brennen die Feuer der Macht... Aus der Geschichte und den Mythen seinen Landes entwirft der südafrikanische Autor Mike Nicol eine farbenprächtige poetische Fabel von großer erzählerischer Dichte und Spannung. Zugleich aber schreibt er eine brillante Allegorie auf die Tragödie Südafrikas.


    Über den Autor:
    Mike Nicol lebt als Autor, Journalist und Herausgeber in Kapstadt, wo er geboren wurde, und unterrichtet an der dortigen Universität. Er ist der preisgekrönte Autor international gefeierter Romane, Gedichtbände und Sachbücher, zuletzt einer autorisierten Biografie über Nelson Mandela, mit einem Vorwort von Kofi Annan. Vor einigen Jahren begann er sich intensiv für die südafrikanische Kriminalliteratur einzusetzen und beschloss, selbst Thriller zu schreiben: Seine Rache-Trilogie wird parallel in Südafrika und England veröffentlicht. 1997 verbrachte er ein Jahr als Stipendiat des renommierten Berliner Künstlerprogramms in Deutschland, 2002 hatte er eine Gastprofessur als poet in residence an der Universität Essen inne.


    Mein Eindruck:
    Mike Nicol ist ein südafrikanischer Autor, der als Lyriker begann und später mit einer Serie von Krimis (Die Rache-Trilogie) auffiel.
    Die Feuer der Macht war sein erster Roman, Es ist ein außergewöhnliches Buch, das sich nicht einfach klassifizieren lässt.
    Vom Stil ähnelt es einer Fabel, manche Motive des magischen Realismus sind eingebunden. Nicol vermag es, mit seiner Sprache eindrucksvolle Bilder zu erzeugen.


    Mit Willkür und Hass regiert der Hauptmann Nunez ein Dorf auf tyrannische Weise. Erst vor kurzer Zeit ist er dort, zusammen mit seiner Tochter angekommen. Seine Frau ist bereits tot.


    Seine Methoden sind brutal und unberechenbar. Er hat unbegrenzte Macht und beginnt sogar, die Bewohner in zwei Klassen zu unterteilen, mit unterschiedlichen Rechten.


    Die Bedrohung, die von ihm ausgeht, wird in jedem Moment spürbar.
    Jeder kann zu seinem Opfer werden. Selbst die vornehme Lady Sarah, mit der er sich anfangs öfter über seine soziale Stellung im Dorf unterhält oder seine Tochter Frieda.


    Frieda muss Nunez jeden Morgen auf der Veranda rasieren. Ein Ritual mit inzestuösen Tendenzen. Gleichzeitig auch eine Botschaft an die Dorfbewohner, wo der Platz von Frauen ist, sie sollen den Mann dienen.


    Die Situation und Bedrohung spitzt sich immer mehr zu. Nunez scheut auch brutalste Folter nicht. Sein Ziel zu zerstören, was er nicht versteht und was er nicht akzeptiert, ist Nunez so wichtig, dass er auch vor Selbstzerstörung nicht zurückschreckt.


    Sprachlich ist das Buch reich, eine lyrische Prosa.
    Die FAZ schreibt: „Seine Sprache ist von düsterer Sinnlichkeit und alttestamentarischer Wucht“.
    Das halte ich zwar für leicht übertrieben, aber auch nicht ganz falsch.


    Mike Nicol schafft es, die Allegorie auf den Polizeiterror des Apartheidsregimes in Südafrika und den Machtmissbrauch zu verdeutlichen.
    In der zweiten Hälfte erreicht mich der Roman jedoch nicht mehr so stark, der Autor versinkt in Details, denen ich nicht immer folgen konnte. Das schwächt den Gesamteindruck auf insgesamt 7,5 Punkte, dennoch ein eindrucksvolles Romandebüt von 1989.
    Schließlich erinnert er an die Notstandsgesetze von,1985 (State of Emergency Regulations), die es Behören und damit Einzelpersonen erst ermöglichte, willkürlich ohne Rücksicht zu handeln und dabei Immunität zu haben.


    Vielleicht lese ich dann bei Gelegenheit auch einmal einen von Mike Nicols Krimis.