Girl on the Train - Paula Hawkins

  • Kurzbeschreibung (gem. Amazon)
    Jeden Morgen pendelt Rachel mit dem Zug in die Stadt, und jeden Morgen hält der Zug an der gleichen Stelle auf der Strecke an. Rachel blickt in die Gärten der umliegenden Häuser, beobachtet ihre Bewohner. Oft sieht sie ein junges Paar: Jess und Jason nennt Rachel die beiden. Sie führen – wie es scheint – ein perfektes Leben. Ein Leben, wie Rachel es sich wünscht.


    Eines Tages beobachtet sie etwas Schockierendes. Kurz darauf liest sie in der Zeitung vom Verschwinden einer Frau – daneben ein Foto von »Jess«. Rachel meldet ihre Beobachtung der Polizei und verstrickt sich damit unentrinnbar in die folgenden Ereignisse .


    über die Autorin (gem. Amazon)
    Paula Hawkins wuchs in Simbabwe auf. 1989 zog sie nach London, wo sie bis heute lebt. Sie arbeitete fünfzehn Jahre lang als Journalistin, bevor sie mit dem Schreiben von Romanen begann. Ihr erster Spannungsroman »Girl on the Train« eroberte in England und den USA auf Anhieb die Spitze der Bestsellerlisten, und noch vor Erscheinen sicherte sich DreamWorks die Filmrechte.


    meine Meinung
    Rachel pendelt jeden Tag mit dem Zug nach London. Und jeden Tag hält der Zug an einem Signal. Dadurch kann Rachel die Menschen einer Wohnsiedlung beobachten. Besonders ein Paar hat es ihr angetan. Sie tauft die beiden Jess und Jason und denkt sich ein Leben für die beiden aus. Bis eines Tages Jess verschwindet und Rachel mit der Realität konfrontiert wird. Jess heißt Megan und die junge Bahnfahrerin könnte helfen, das Geheimnis ihres Verschwindens zu lüften.


    "Girl on the Train" ist das Debüt von Paula Hawkins und hat mir gut gefallen. Der Roman birgt viel Spannung, eine mehr als schwankende Hauptfigur und dazu ein passendes, furioses Ende. Lediglich im Mittelteil verliert das Werk an Schwung.


    Die Geschichte wird von 3 unterschiedlichen Personen erzählt: zum Einen von Rachel, die geschieden, alkoholabhängig und trauernd jeden Tag Zug fährt und sich dabei in ihre Fantasie flüchtet. Zum Anderen ist da Megan, die aus ihrem Leben vor ihrem Verschwinden erzählt. Zum Dritten kommt noch Anna, die neue Frau an der Seite von Rachels Ex-Mann Tom hinzu. Und obwohl 3 Erzählerinnen schon eine Menge sind, hat es mich beim Lesen gar nicht gestört oder durcheinandergebracht.


    Der Großteil des Romans wird von Rachel bestritten. Die junge Frau ist am Tiefpunkt ihres Lebens angelangt und das spürt man auch in ihren Erzählungen. Ihre Alkoholsucht kommt in ihren Sätzen ebenso heraus wie ihr Drang, wichtig zu sein. Mal empfand ich Mitleid mit ihr, ab und an fand ich sie sogar abstoßend aufgrund ihres Verhaltens, jedoch war ich immer mit Feuereifer dabei, wenn sie erzählt hat. Denn ich konnte meinen Blick nicht von ihr, ihrer Fantasie und ihrem recht kurvigen Weg durchs Leben abwenden. Ab dem Verschwinden von Megan entwickelt Rachel eine Dynamik, die mich erschrocken und zugleich fasziniert hat. Toll!


    Auch Megans Sicht der Dinge hat mich angezogen. Die Ehefrau von Scott alias Jason ist nicht so glücklich, wie es Rachel aus dem Zug zu beobachten meint. Mit jedem Kapitel, in dem Megan aus ihrem Leben erzählt, wird klar, wie schnell man sich von einer strahlenden Fassade täuschen lassen kann. Denn unter dem glänzenden Lack kommt so manches schmutzige Geheimnis zum Vorschein. Hier hat Paula Hawkins ganze Arbeit geleistet. Grandios!


    Die Story selbst ist spannend und sehr gut erzählt. Lediglich in der Mitte kommt es zu einem kleinen Tief, wo selbst Rachel nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll. Und das habe ich als Leserin sehr stark gespürt. Hier wäre eine Kürzung von Vorteil gewesen. Insgesamt konnte mich der Roman aber überzeugen, vor allem der Schluss, der für mich sehr gut ins Geschehen und zum gesamten Werk passt.


    Der Stil von Paula Hawkins ist sehr gut und flüssig zu lesen. Ihre Erzählweise passt zu ihren Figuren und ist mal traumwandlerisch, mal kühl distanziert und mal hochemotional. Das hat mir sehr gut gefallen.


    Fazit: ein Buch, das nicht nur für Pendler interessant ist. Wer Drama und Wendungen liebt, sollte zugreifen.

  • Die Autorin: Paula Hawkins wuchs in Simbabwe auf, von wo sie nach London ging um unter Anderem Politik- und Wirtschaftswissenschaften zu studieren. Sie arbeitete als Journalistin bevor sie mit "Girl on the train" - ihrem ersten Roman - einen für ein Erstlingswerk kaum zu überbietenden Erfolg hatte. Die Filmrechte wurden verkauft (was beinahe normal ist) und die Schauspielerin Emily Blunt wird bereits für die Hauptrolle gehandelt.


    Das Buch: jeden Morgen nimmt sie den Zug in die Stadt, zur Arbeit, und jeden Abend fährt sie die selbe Strecke zurück. Unterwegs gibt es, vor allem bei so manchem ungeplanten Stopps an roten Signalen, so einiges zu sehen...


    ... Wie das junge Pärchen in ihrem Garten. Irgendwann gibt sie ihnen Namen und erfindet - nur so für sich - eine Geschichte um das Pärchen, welches all das hat...


    Doch eines Tages macht sie eine schockierende Entdeckung, und am nächsten Tag ist die Frau verschwunden. Und sie entscheidet sich aus dem Schatten der Anonymität herauszutreten, denn nun kann sie mehr sein als nur ein Mädchen im Zug.
    Meine Rezension: Normalerweise vermeide ich Bücher welche von großen Verlagskonglomeraten mit einem Werbebudget in der Höhe des Bruttosozialproduktes eines kleinen Landes auf den Markt geworfen werden. Nicht, weil ich das was da kommt von vorneherein für massenkompatible Flachscheiße halt - einiges davon ist es sicher, aber das ist nicht der Punkt und insgesamt auch nicht wichtig - sondern weil mein Einsatz für den Verkauf kaum mehr sein kann als der Tropfen auf dem heißen Stein, er ist unerheblich für den Erfolg, und hat andererseits auch - siehe Gone Girl" - keinerlei negative Auswirkungen auf den Verkauf.


    Aber hin und wieder möchte ich doch gerne wissen was da mit einem solchen Aufwand auf den Markt geworfen wird, anstatt mit dem Geld alle Straßen Deutschlands zu sanieren. Nach dieser Lektüre sage ich allerdings: vergesst die Straßen, die Leute sollen lieber Zug fahren!
    Und in diesem Fall hat es sich wirklich gelohnt! "Girl on the train" ist ein sehr gut aufgebauter und ungemein spanneder Kriminalroman, der vor allem ohne überflüssige Brutalität auskommt.
    Neben der Pendlerin kommen noch zwei andere Protagonistinnen zu Wort, die zum Teil auch unsere Sicht auf unsere Freundin in Frage stellen und verändern. Sie verliert ihren Wahrheitsanspruch und ihre Erzählung muß einfach in Zweifel gezogen werden. Oder doch nicht?
    Das Buch zeigt sehr deutlich in wie Fern die "Wahrheit" von der Sichtweise einzelner abhängt.
    Und auch beim Wechsel der Personen behält die Autorin ihren "Morgens - Abends-Rhythmus" bei, der nur selten durchbrochen wird.


    Die Autorin lässt den Spannungsbogen langsam immer weiter ansteigen, ohne uns Lesern jemals eine Pause zu gönnen, der sog den ihr Werk ausübt wird stärker und stärker, bis zum furiosen und kaum vorhersehbaren Schluss.


    Allerdings sehe ich den wohlverdienten Erfolg der Autorin nicht nur positiv - denn an diesen Erstling anzuknüpfen wird wahnsinnig schwer werden! Ich hoffe sie rotzt jetzt nicht im Jahresrhythmus irgendwelche Spannungsromane raus, sondern nimmt sich die Zeit um uns auch mit ihrem nächsten und übernächsten Werk wieder und wieder zu überraschen und ans Buch zu fesseln.


    (Auf der Verlagsseite findet sich ein kurzes Interview mit der Autorin zu ihrem Buch)

  • Zitat

    Original von Schwarzes Schaf
    Danke für diese schöne Rezi, das Buch habe ich schon länger auf der Wunschliste. Drei Erzählerinnen sind allerdings wirklich viel...sind die Teile von Anna auch gut?


    Für den Spannungsaufbau sind sie auch notwendig, denn jeder sieht die Dinge halt ein bisschen anders..... :wave

  • Zitat

    Original von Bodo
    Die Autorin lässt den Spannungsbogen langsam immer weiter ansteigen, ohne uns Lesern jemals eine Pause zu gönnen, der sog den ihr Werk ausübt wird stärker und stärker, bis zum furiosen und kaum vorhersehbaren Schluss.)


    OMG, Bodo findet ein Buch gut, das ich unbedingt lesen möchte. Meistens heißt das, ich bin verkehrt. Werde ich evtl einmal mit ihm einer Meinung sein oder hechele ich hier mal wieder dem falschen Buch hinterher? Ich bin jetzt noch mehr gespannt auf dieses Buch.

  • Bodo, danke! Deine Meinung hat mich letztenendes überzeugt! Du hattest mir ja mal ein Buch empfohlen und in die Hand gedrückt von welchem ich restlos begeistert war. Nun freue ich mich umso mehr auf die LR und das Buch! :-]


    Auch Dir danke logan-lady für Deine Rezi :-)

  • Zitat

    Original von Darcy


    OMG, Bodo findet ein Buch gut, das ich unbedingt lesen möchte. Meistens heißt das, ich bin verkehrt. Werde ich evtl einmal mit ihm einer Meinung sein oder hechele ich hier mal wieder dem falschen Buch hinterher? Ich bin jetzt noch mehr gespannt auf dieses Buch.


    :grin Der Text hätte von mir sein können, denn mir geht es genau so. Das Buch werde ich wohl auch trotzdem versuchen.

  • :yikes Bodo findet das Buch gut und jetzt kommt die böse Eskalina und kann die Begeisterung nicht nachvollziehen....Sorry... :keks


    Die Aufmachung des Buches hat mich irgendwie an „Gone Girl“ erinnert und da ich das Buch nicht besonders mochte, war ich von Anfang an sehr skeptisch, was dieses Mädchen im Zug betraf, obwohl ich den Klappentexte eigentlich recht interessant fand. Worum geht es bei diesem „sensationellen Spannungsroman“, wie er vom Verlag bezeichnet wird?


    Jeden Morgen fährt Rachel mit dem Zug nach London und jeden Morgen hält der Zug an einem Signal und gewährt ihr einen Blick in ihr altes Wohnviertel, in dem sie noch bis vor zwei Jahren mit ihrem damaligen Mann Tom gewohnt hat. In der Nachbarschaft ist inzwischen ein neues Pärchen eingezogen und Rachel beobachtet die beiden, wann immer sie sie in ihrem Garten sieht. Sie gibt den beiden Namen und denkt sich Lebensläufe für sie aus, denn sie hat nach der Trennung kein eigenes Leben mehr.


    Sie wohnt zur Untermiete bei einer Bekannten und ist auf dem besten Weg, schwer alkoholkrank zu werden. Als sie eines Tages in der Zeitung liest, dass ausgerechnet die Frau, die sie immer beobachtet hat, verschwunden ist, erinnert sie sich, dass sie sie mit einem fremden Mann gesehen hat und meldet sich bei der Polizei.


    Immer tiefer verstrickt sich Rachel in die Geschehnisse und immer mehr erfährt der Leser über sie, die, wenn sie betrunken ist, jegliche Kontrolle über sich zu verlieren scheint und zur Stalkerin ihres Exmannes Tom und dessen Frau Anna geworden ist. Doch nicht nur Rachel tritt als Erzählerin auf, sondern auch Megan, die vermisste Frau und Anna, die neue Frau von Rachels Mann Tom.


    Leider sind alle drei Frauen schwer auseinanderzuhalten. Alle erzählen in der Ich-Perspektive, und alle haben eine identische Ausdrucksweise. Die einzelnen Erzählabschnitte sind mit Datum versehen, doch da in der Zeit hin- und hergesprungen wird und dann eben noch von Erzählerin zu Erzählerin gewechselt wird, ist das Ganze ziemlich verwirrend. Ich habe irgendwann die Zeiten einfach ignoriert.


    Als wirklich spannend habe ich eigentlich nur den letzten Abschnitt empfunden. Besonders im mittleren Teil zieht sich die Handlung in die Länge. Rachel trinkt grübelt und leidet, Megan verliert sich in vagen Andeutungen über ihre Vergangenheit und Anna, hält sich zurück und scheint auf ihren Part gegen Ende des Romans zu warten. Am Ende findet sich eine Wendung, die man schon einige Zeit im Voraus ahnen konnte und so gibt es bei diesem Buch nicht wirklich eine echte Überraschung.


    Mein Fazit: Girl in the Train ist kein schlechter Spannungsroman, aber er ist meiner Meinung nach nicht so überragend, wie er gerade gehypt wird. Gutes, solides Mittelmaß, aber sicherlich lesenswert. 7 Pünktchen von mir.

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Am Rande der Gleise...


    Irgendwie war das Buch dauernd präsent und je mehr ich darüber hörte, desto neugieriger wurde ich, weshalb ich es dann auch unbedingt lesen musste. Und meine recht hohen Erwartungen wurden übertroffen.


    Rachel fährt jeden Tag mit dem Zug zur Arbeit. Jeden Tag hält er an einer ganz bestimmten Stelle und wartet auf Weiterfahrt. An genau dieser Stelle beobachtet sie ein Pärchen, das so glücklich scheint wie sie gerne wäre. Doch sind diese beiden Menschen wirklich so glücklich?


    Die Handlung wird uns aus der Ich- Perspektive näher gebracht, jedoch nehmen diese Erzählperspektive drei unterschiedliche Frauen ein. Den Großteil erleben wir gemeinsam mit Rachel, aber auch Megan und Anna kommen zu Wort.


    Das Besondere an dem Roman ist wohl, dass die ganze Zeit unterschwellig Spannung vorhanden ist, aber eben sehr gemächlich und im Hintergrund.


    Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf Rachel, die ihr Leben leider so gar nicht mehr im Griff hat. Sie trinkt seit ihrer Scheidung und versucht ihre Probleme zu verstecken. Man bekommt durch sie ein genaues Bild von einem alkoholabhängigen Menschen, was ich als immens spannend empfand.


    Durch die gewählte Erzählperspektive erfahren wir sehr viel über die recht unterschiedlichen Frauen, die doch mehr gemeinsam haben als man auf den ersten Blick erkennt.


    Je mehr man als Leser dem Geheimnis näher kommt, desto süchtiger wird man nach der Schreibe der Autorin.


    Frau Hawkins hat einen sehr ernüchternden Erzählstil, aber gerade das lässt Rachel und Co so authentisch wirken.


    Das Ende hat mich so dermaßen überrumpelt, dass ich auf den letzten Seiten mehrfach schlucken musste und den Mund beim Lesen kaum noch zu bekam.


    Für mich zu Recht ein Buch, das in aller Munde ist. Wer es noch nicht gelesen hat, der sollte sich fix auf Reisen begeben mit Rachel und Co und lernen, dass nichts ist wie es auf den ersten Blick erscheint.


    Fazit: Überraschend spannend und absolut unvorhersehbar. Ich kann nur eine klare Leseempfehlung aussprechen.


    Bewertung: 10/ 10 Eulenpunkten


    Mich hat das Buch so richtig geflasht...

  • Der Roman wird jeweils von den den drei Erzählerinnen Rachel, Megan und Anna geschildert. Hier muß man sich auf den jeweiligen Zeitrahmen konzentrieren und die weiblichen Protagonisten sind schwer auseinander zuhalten.


    Es kommt immer wieder zu vagen Andeutungen, Verwicklungen, Widersprüchen und Lügen , die die Sicht auf die Handlung verändern.


    Die Charaktere mit ihren psychischen Problemen werden realistisch dargestellt und sorgen manchmal für eine düstere Stimmung.


    Nach und nach setzt sich das Puzzle zusammen und oft wird man auf eine falsche Fährte geführt..
    Durch den Spannungsaufbau wird man richtig in die Geschichte hineingezogen und stellt Mutmaßungen an, verdächtigt diesen und jenen und alles endet in einem furiosen Finale.


    Ein raffiniert geschriebener Roman,in dem nichts so ist wie es scheint.
    Leser, die Spannungsromane/ Psychothriller lieben sollten diesen Roman unbedingt lesen.


    Ich durfte den Roman im Rahmen einer Leserunde lesen, vielen Dank an den Verlag und Wolke.
    9 von 10 Eulenpunkten

  • Jeden Morgen pendelt Rachel mit dem Zug in die Stadt - und jeden Morgen hält der Zug an einem roten Signal. An dieser Stelle kann Rachel einige Häuser nahe der Bahngleise sehen, und entdeckt dabei ein Ehepaar, das sie Jess und Jason nennt, das ein scheinbar glückliches Leben lebt – so wie Rachel es gerne leben würde.
    Eines Tages liest Rachel in der Zeitung, dass die junge Frau, die eigentlich Megan heisst, verschwunden ist. Was ist passiert? Diese Frage lässt Rachel keine Ruhe mehr – und sie dringt immer tiefer in Megans Leben ein.



    Von Anfang an zog mich das Buch in den Bann, denn es gab einige diffuse Andeutungen, viele Fragen die sich mir stellten und mich neugierig machten.

    Es gibt eine überschaubare Personenanzahl und von den wenigen Personen hatte ich im Laufe des Lesens fast jeden einmal als Täter in Verdacht. Auf den ersten Blick schien Rachel eine x-beliebige Frau zu sein, die täglich zur Arbeit und zurück pendelt, doch die weiteren Blicke zeigen etwas anderes. Genauso erging es mir mit den anderen Personen, da war nichts so, wie es anfangs schien.


    Die Grundstimmung wirkte auf mich teils düster und etwas bedrohlich, da es immer wieder Andeutungen gab, die nicht mit dem Offensichtlichen übereinstimmten. Und genau das machte diesen Thriller unglaublich spannend.
    Erst im letzten Drittel bekam ich eine Ahnung davon, wie tatsächlich alles zusammenhängen könnte, bis es dann am Schluss zu einem beeindruckenden Finale kam.


    „Girl on the Train“ war für mich ein spannender und unterhaltsamer Thriller , den ich so leicht nicht aus der Hand legen konnte und auch nicht wollte.


    Lesen durfte ich das Buch in einer Leserunde, dafür herzlichen Dank an Wolke und den Verlag!

  • Über den Inhalt wurde ja schon genug gesagt, deswegen erspare ich mir eine weiter Zusammenfassung.


    Auch ich tat mich zu Anfang schwer mit den verschiedenen Frauen. Wobei man zuerst nur Rachel und Megan kennenlernt. Ich wurde zudem zusätzlich verwirrt, weil Megan zuerst Jess genannt wird von Rachel. Denn Rachel denkt sich eine Phantasiegeschichte zu den beiden aus. Sie scheinen das perfekte Leben zu haben, das, das Rachel selbst verloren hat. Tom verließ sie für eine andere, die beiden haben ein Baby inzwischen. Etwas, das Rachel nicht vergönnt war und das mit Schuld ist an ihrer Trinkerei. Sie trinkt bis zu Besinnungslosigkeit, weiß das auch, weiß, das sie dann Dinge tut, die sie am nächsten morgen bereut, soweit sie sich daran noch erinnert. Und sie trinkt trotzdem. Sie ergeht sich in Selbstmitleid, in Ekel vor sich selber. Sie ist so tief gesunken, das ihr fast nichts mehr peinlich ist.


    Das beide Erzählstimmen den gleichen Ton haben, macht es am Anfang etwas schwierig. Man muss auch genau auf die Zeitangabe achten. Als Megan vermisst wird eines Tages, wird Rachel aktiv. Denn sie hat in der Tat etwas beobachtet. Sie geht aber nicht nur zu Polizei, sie nimmt auch Kontakt auf mit Megans Ehemann Scott. Und damit beginnt sich der Kreis zu schließen, in dem diese wenigen Figuren miteinader verbunden sind.


    "Girl on a Train" ist ein ungewöhnliches Buch. Es ist vielleicht nicht das Megaüberbuch, als das es vor allem auf englischen Plattformen gehypt wird. Aber ich finde doch, das es zu Recht Aufmerksamkeit bekommt. Denn es ist anders als der Durchschnitt. Die Erzählweise ist andes, die Figuren sind dunkler, abgründiger als in vielen anderen Büchern. Ich finde auch die Grundidee sehr gut. Rachel, diese bedauernswerte, alkoholabhänige Existenz, die sich in Tagträumen ergeht über fremde Menschen und dann tatsächlich etwas unternimmt, um das Verschwinden Megans aufzuklären, auch wenn sie sich dabei vor vielen Menschen erniedrigen muss, das ist schon eine harte Kost. Die Autorin hat eine handvoll Figuren entworfen, die in ihrer abgründigen Menschlichkeit mir persönlich sehr real vorkamen. Ich empfand das Buch auch als spannend, denn ich habe die Zeichen, wer dahinter steckt, erst recht spät erkannt. Zwar kann man es dann gegen Ende relativ gut erkennen, aber es hätte auch noch abdriften können. Das es zielgerichtet aber seinen Täter verfolgt und keine überraschende Lösung auf den letzten Seiten hervorzaubert, muss man ihm zugute halten.


    Wo die ganzen Vergleiche mit "Gone Girl" herkommen, ist mir ein Rätsel. Evtl. bedient es einen ähnlichen Geschmack, denn offenbar mochten das Buch viele nicht, die auch "Gone Girl" nicht mochten. Aber vergleichen kann man die Bücher nicht. Man muss halt das Böse, das Abgründige in den Figuren "mögen", um beide Bücher genießen zu können. Auch sollte man keine Probleme haben, keine positive Identifikationsfigur vorzufinden.


    Wer von dem üblichen Thrillereinerlei auf dem Buchmarkt genug hat und offen ist für eine neue Herangehensweise, sollte sein Glück mal mit "Girl on a Train" versuchen. Mir hats gefallen und ich vergebe sehr zufriedene 8 Eulenpunkte.


    Ich durfte das Buch ebenfalls im Rahmen der Leserunde lesen und möchte mich nochmals dafür beim Verlag und bei Wolke bedanken.

  • Zitat

    Original von Darcy




    Wo die ganzen Vergleiche mit "Gone Girl" herkommen, ist mir ein Rätsel. Evtl. bedient es einen ähnlichen Geschmack, denn offenbar mochten das Buch viele nicht, die auch "Gone Girl" nicht mochten. Aber vergleichen kann man die Bücher nicht.



    Im Zusammenhang mit "Gone Girl" wurde bereits ein neues Subgenre im Krimi definiert: Der "Domestic Thriller" - oder so ähnlich spielt vornehmlich unter in ein Verbrechen involvierten Privatleuten, ohne oder mit nur wenig Beteiligung der Polizei - kurz: Die Leute machen ihren Krams unter sich aus.


    Ob zwei erfolgreiche Romane - von denen einer großer Mist war - schon den Beginn eines neuen Genres ausmachen wage ich zu bezweifeln, vor Allem da das private Umfeld schon öfter im Mittelpunkt eines Krimis stand, die ganze Sache also nicht wirklich revolutionär neu ist.
    Es ist wohl doch nur Marketing.

  • Zitat

    Original von Darcy


    OMG, Bodo findet ein Buch gut, das ich unbedingt lesen möchte. Meistens heißt das, ich bin verkehrt. Werde ich evtl einmal mit ihm einer Meinung sein oder hechele ich hier mal wieder dem falschen Buch hinterher? Ich bin jetzt noch mehr gespannt auf dieses Buch.


    Die Welt wird nie wieder so sein wie sie war! :wave :chen :chen :chen

  • Dieses "neue" Subgenre leuchtet mir auch nicht ein. Sowas gabs schon vorher. Ich würde eher sagen, es sind unzuverlässige Erzähler, oder halt durchgehend unsympathische Figuren, die dieses "neue" Genre ausmachen. Wahrscheinlich sind wir bald davon überfüttert wie einst von den Verschwörungsthrillern á la Dan Brown. Schade, denn dann entgeht mir evtl die ein oder andere Leseperle.

  • Paula Hawkins kennt ohne jeden Zweifel ihre Zielgruppe. „Girl on the Train“ ist Lesefutter, vor allem für Frauen, dafür sorgen schon die zwei weiblichen Hauptfiguren, die Tagebuchartig das Geschehen aufzeichnen. Nun denn. Zu Anfang hatte ich mit der starken Fixierung auf das Innenleben von Megan und Rachel einige Probleme, weil beide Frauen beileibe keine Sympathieträgerinnen sind und die Handlung nur schleppend vom Fleck kommt. Außerdem fand ich die wechselnden Perspektiven und Datumsangaben bisweilen verwirrend. Rachel ist Alkoholikerin, sie weint immer noch Tom nach, der sie für Anna verlassen hat und nun im ehemaligen gemeinsamen Haus ein glückliches Familienleben, sogar ein Kind hat. Rachel kann nicht loslassen, sie liebt Tom, verfolgt ihn gar, hasst Anna, der sie nicht nur böse Emails schreibt. An einer Bahnstrecke wartend wird Rachel Zeugin einer Affäre. Eine Frau verschwindet und niemand scheint ohne Schuld.


    Megan ist weit kühler, als die selbstmitleidige Rachel angelegt, sie mag die Männer, die Männer mögen Megan. Was aber niemanden besonders glücklich macht. Megans Schuld liegt tief in der Vergangenheit begraben. Die Zukunft saugt sie ein, wie ein schwarzes Loch. Paula Hawkins hat ihr Romanpersonal vielschichtig angelegt, gibt ihnen ein Gesicht, eine eigene Würde, auch wenn die Sucht oder ein Schicksalsschlag ihnen den Boden unter den Füßen wegreißt, bleibt da immer noch ein Mensch, der mit den anderen und dem Leben ringt. Ich fand das Buch in dieser Hinsicht authentisch und immer hart an der Realität. Was für einen Unterhaltungsroman auch keine Selbstverständlichkeit ist.


    In einem sehr lesenswerten Schreibstil fräst sich die Autorin in das Innerste ihrer Figuren und der Text entfaltet eine kräftige Sogwirkung. Erfrischend, dass dieser Thriller beinahe ohne professionelle Ermittler auskommt. Mir hat das Lesen einfach große Freude bereitet, wenn ich auch sagen muss relativ früh eine Ahnung gehabt zu haben, wer der Täter ist. Ein gelungener Roman.


    8 von 10 Punkten