Von Tauberbischofsheim nach Jerusalem
Das Schicksal einer Jüdin aus Tauberbischofsheim
Kurzbeschreibung:
Johannes G. Ghiraldin liest aus der Biografie von Chana Sass, die 1925 als Hannelore Simons in Tauberbischofsheim geboren wurde. Sie war die jüngste der von dort nach Gurs/Südfrankreich deportierten 22 jüdischen Bürgerinnen und Bürger. Auf verschlungenen Wegen wurde das jüdische Mädchen Hannelore, wie sie damals noch hieß, vor dem Weitertransport nach Auschwitz bewahrt. Denn sie wurde von einer Schweizer Krankenschwester als Arbeitskraft in umliegende Landwirtschaftsbetriebe und als Kindermädchen vermittelt und entging so der Vernichtung, während ihre Mutter in Auschwitz ermordet wurde. Nach dem Zusammenbruch des Nazi-Regimes arbeitete sie noch eine Zeit lang in französischen Heimen für jüdische (Waisen-)Kinder, bevor sie 1948 nach Israel auswanderte. Sie heiratete dort, bekam drei Kinder und lebt heute hochbetagt in Jerusalem.
Ghiraldin besuchte sie zuletzt 2010; dabei übergab Chana Sass ihm ihre Lebensgeschichte als Manuskript, das sie für ihre Kinder in Neuhebräisch aufgeschrieben hatte. 2013 erschienen ihre Lebenserinnerungen in deutscher Übersetzung um Fotografien ergänzt unter dem Titel: Chana Sass: Von Tauberbischofsheim nach Jerusalem. Das Schicksal einer Jüdin aus Tauberbischofsheim (Biografie), Tauberbischofsheim 2013.
Über die Autorin:
Chana Sass ist als Hannelore Simons am 3. Dezember 1925 in Tauberbischofsheim geboren. Sie war die Tochter von Ernst Simons (1902 Köln - 1981) und seiner Frau Flora geb. Brückheimer (1892 Tauberbischofsheim - 1944 in Auschwitz)
Über den Vortragenden:
Johannes G. Ghiraldin war katholischer Religionslehrer und Schulseelsorger am Matthias-Grünewald-Gymnasium in Tauberbischofsheim und kam durch seine unterrichtliche Tätigkeit mit dem Thema Judentum in Berührung. Er ist Gründer des „Verein zur Erforschung jüdischer Geschichte und Pflege jüdischer Denkmäler im tauberfränkischen Raum", der sich um die Erhaltung und Renovierung der Wenkheimer Synagoge bemühte. Die ehemalige Synagoge Wenkheim ist seit 1991 Gedenkstätte und wird derzeit zum Museum ausgebaut. Ghiraldin ist Mitglied im Kuratorium der Stiftung „Bücherei des Judentums".
Mein Eindruck:
Im Beginenklösterle (heutige Stiftung Bücherei des Judentums) in Buchen las Johannes Ghiraldin heute Nachmittag aus der Biografie von der Holocaust-Überlebenden Chana Sass.
Die Biografie ist als Broschüre mit vielen Fotos und Stammbäumen erschienen.
Die Autorin war noch ein Kind, als Hitler an die Macht kam und es dauerte nicht lange, bis die Bewohner der Stadt mit Schikanen gegen die jüdischen Menschen in Tauberbischofsheim begannen. Die Lebensbedingungen wurden immer schwerer. Es gipfelte in der Reichskristallnacht 1938.
1940 wurde sie in das Internierungslager Gurs in Südfrankreich deportiert.
Der Text vermittelt deutliche Eindrücke über die Dunkelheit, Trauer und Kälte, die die Gefangenen erleiden müssen. Dann wird ihre Mutter nach Auschwitz deportiert und dort vergast. Chan Sass bleibt in Frankreich und überlebt den Krieg. 1948 wandert sie nach Israel aus.
Johannes Ghiraldin las die Textauszüge und gab ab und zu zwischendurch Kommentare und Anmerkungen ab.
Es war ein bewegender Vortrag, der musikalisch eingerahmt wurde Zum Einklang, einmal in der Mitte und zum Ausklang gab es auf gutem Niveau kurze musikalische Beiträge auf der Harfe.
Gribaldin ist nicht nur der Vortragende, er hat das Manuskript auch nach Deutschland gebracht und eine Übersetzung aus dem Ivrit, dem modernen Hebräisch, (von Anton Davydov) in die Wege geleitet. Er arbeitete bei der Redaktion der Broschüre mit und schrieb das Vorwort.
Neuerscheinungen von Zeitzeugen gibt es heutzutage nur noch selten selten, deswegen war ich sofort interessiert und habe mit das Buch sogleich vor Ort gekauft. Es ist nicht über Amazon lieferbar.
Daher hier noch Angaben, wie man die sowohl günstige wie auch hochwertige Broschüre beziehen kann:
Bezug der Publikation über die Stadtinformation Tauberbischofsheim, über den Weltladen ebd., die Buchhandlung "Schwarz auf Weiß" ebd. (Sonnenplatz 3) sowie über das Tauberfränkische Landschaftsmuseum im Schloss Tauberbischofsheim, gleichfalls über Johannes Ghiraldin (Redaktion der Publikation).