Gast ins Haus - Jiri Wolker

  • Verlag: Starczewski (1966)


    Kurzbeschreibung:
    Jiri Wolkers erste Gedichtsammlung Host do domu (deutsch Gast ins Haus).
    Die Gedichte betrachteten die Welt mit den Augen eines "Dichterkindes" und zeichneten sich durch einen einfachen, unprätentiösen Stil, durch Harmonie und kindliche Einfachheit aus. (Wikipedia)


    Über den Autor:
    JiYí Karel Wolker (* 29. März 1900 in Prostjov; † 3. Januar 1924 ebenda) war ein tschechischer Dichter.


    Über die Verfasser des Nachworts
    Max Brod (1884-1968) war vor und nach dem Ersten Weltkrieg einer der bekanntesten Vertreter der Prager deutschsprachigen Literatur, heute ist er vor allem als Herausgeber der Werke Franz Kafkas berühmt.


    Mein Eindruck:
    Jiri Wolker war ein tschechischer Dichter, der 1924 mit nur 24 Jahren jung verstarb. Dennoch war er (besonders posthum) fast ein Popstar unter den Dichtern, dessen Lyrik verehrt wurde, so deute ich jedenfalls die Worte von Max Brod, der das Nachwort zu diesem Buch schrieb.


    Es ist eine andere Welt, eine träumerische, die in Wolkers Lyrik zu leben beginnt.
    Ob es nun von den Lagern der Sozialisten oder der Avantgarde vereinnahmt wird, spielt heutzutage keine Rolle mehr. Also wirkt die Lyrik aus sich selbst stark auf mich.
    Besonders wirkungsvoll ist mir Jiri Wolkers Sicht auf “leblose” Dinge aufgefallen, z.B. in seinem Poem Die Dinge, auf das Max Brod im Nachwort “Bemerkung zum Werk Jiri Wolkers” auch explizit einging.


    “Ich liebe die Dinge, die verschwiegenen Gefährten,
    weil alle sie schlecht behandeln,
    als lebten sie nicht,
    aber sie leben und schaun aus treuen Hundegesicht
    uns aufmerksam an
    und leiden
    weil kein Mensch zu ihnen spricht.
    …”


    In ähnliche Richtung gehen auch “Der Postkasten” und “Hotelzimmer“.
    Weitere wichtige Themen sind die Liebe und der Tod.
    Erwähnen muss man da z.B. Liebende in der Nacht, Der Verliebte, Der Tod.
    und Die ferne Geliebte:


    „Gestern waren bei mir alle Sterne
    zu Besuch
    - der Mond setzte sich in den großen Lehnstuhl -,
    aber als ich sie während des Gesprächs gefragt,
    ob einer meine Geliebte irgendwo gesehn,
    standen sie alle auf,
    sie suchen zu gehn.
    …“


    Eine Sonderstellung nimmt das Titelgedicht ein. Ich kann es nicht analysieren, vielleicht mag ein anderer Leser einspringen?


    Das Buch ist illustriert mit Holzschnitten von Traude Teodorescu.
    Die gefallen mir zwar nicht, aber passend sind sie.


    Für mich war “Gast ins Haus” ein ungewöhnlicher, erfreulicher Flohmarktfund, rein zufällig, auf den ich sonst wohl nicht gekommen wäre.